McQuade - Der Kopfgeldjäger, Teil 1-12 der Saga (Western) (German Edition)
Ihnen nicht gesagt, McQuade, dass es hier keinen Mittelweg gibt. Man ist entweder für mich, oder man ist gegen mich.«
»Und jeden, der gegen Sie ist, vernichten Sie, wie?«
Big Jack nickte wiederholt. »So ist es. Man hat mir berichtet, dass Sie einen meiner Reiter verwundet in die Stadt gebracht haben. Wo ist er?«
»Er sitzt im Gefängnis. Der Deputy kennt nun die Wahrheit. Emmett Dunn hat Ihren Sohn nicht erstochen. Ihr Junge hat seinen Tod selbst verschuldet. Sie, Vanderbildt, wollten Emmett Dunn als gemeinen Mörder abstempeln. Im Gegensatz zu Ihnen hat Dunn jedoch eine weiße Weste. Ich denke, der Deputy hat Ihnen etwas zu sagen, das wenig erfreulich klingen wird in Ihren Ohren.«
»Soll ich diesen Sattelstrolch auf seine richtige Größe zurechtstutzen?«, blaffte Stan Dodson wild und seine Rechte legte sich auf den Knauf des Revolvers. Er starrte McQuade an, als wollte er ihn hypnotisieren. Die Feindschaft, die zwischen ihm und dem Kopfgeldjäger stand, war wie ein heißer Atem.
»Ja, Dodson, zeigen Sie's ihm!«, knurrte der Rancher. »Wir statuieren an ihm gleich ein Exempel. Die Stadt soll sehen, dass ich der Große und Mächtige im Land bin. Ich denke, es ist an der Zeit, die Stärke der Diamant-V zu demonstrieren.«
Stan Dodson nahm sein Lasso vom Sattel. Ein faunisches Grinsen zog seinen Mund in die Breite, ein Grinsen, das seine Augen nicht erreichte. Sie blieben kalt und stechend wie die Augen eines Skorpions. »Ich werde dich am Lasso durch den Ort schleifen, Sattelstrolch. Und anschließend jage ich dich mit der Peitsche aus der Stadt. Ich werde dich zerbrechen, McQuade. Und zwar für alle Zeiten.«
Da erklang eine metallische Stimme: »Hände in die Höhe! Wer zur Waffe greift wird erschossen. Das ist kein Spaß, Leute!«
Gewehre wurden durchgeladen. Das trockene Geräusch hing für Bruchteile von Sekunden in der Luft, die jetzt mit Elektrizität geladen zu sein schien.
Zwischen einigen Häusern kamen Männer mit den Gewehren im Anschlag hervor. Einige hatten sich auf den Dächern der Gebäude postiert, ihre Gestalten wuchsen nun über die falschen Fassaden empor. Der Deputy kam aus einer Gasse, bog in die Hauptstraße ein und blieb mitten auf der Fahrbahn stehen.
»Ich werde dieses Drecknest an allen vier Ecken anzünden!«, brüllte Big Jack, als er seine Überraschung abgeschüttelt hatte und begriff, dass diese Stadt drauf und dran war, sich gegen ihn zu stellen. Die Wut kam bei ihm wild und jäh wie eine Sturmwoge. Und er verlor die Beherrschung. Unbarmherzig drosch er seinem Pferd die Sporen in die Seiten. Zugleich riss er das Tier herum und zog den Revolver. Er feuerte auf den Deputy, schickte zwei – drei Kugeln in die verschiedenen Richtungen und jagte auf seinem Pferd in eine Lücke zwischen zwei Wohngebäuden.
Jetzt fiel auch von seinen Männern die Erstarrung. Die Revolver flirrten aus den Futteralen, der Pulk riss auseinander, die Sechsschüsser krachten und der Lärm erhob sich über die Häuser wie eine Explosion, die alles hinwegzufegen drohte. Die Hölle schien aufgebrochen zu sein. Aufgewirbelter Staub vermischte sich mit dem Pulverdampf. Querschläger quarrten ohrenbetäubend. Zerspringendes Glas klirrte, wenn die Geschosse Fensterscheiben zerschlugen.
Stan Dodson trieb sein Pferd auf McQuade zu und zog den Revolver. Aber auch der Kopfgeldjäger griff nach dem Sechsschüsser und warf sich zur Seite. Das Pferd des Cowboys streifte ihn und McQuade wurde in den Staub geschleudert. Er wälzte sich auf den Rücken, seine Hand mit dem 45er zuckte hoch, das Eisen bäumte sich auf in seiner Faust.
Die Kugel zog Dodson eine blutige Schramme über die Seite. Das Blei des Cowboys hatte sich dicht neben McQuade in den Sand gebohrt. Ringsum war Geschrei, Schritte trampelten, Hufe pochten, ein Pferd wieherte trompetend. Die Geräusche vermischten sich zu einer Art Höllensymphonie. Der beißende Geruch von verbranntem Pulver stand in der Luft. Dodsons Pferd spielte verrückt. Es vollführte einige Bocksprünge und versuchte den Reiter abzuwerfen. Der Cowboy schüttelte die Steigbügel von den Füßen, sprang ab und rannte wie von Furien gehetzt auf eine Nische zwischen einem Wohnhaus und einem Stall zu.
McQuade hatte sich erhoben und stand geduckt neben dem Vorbau des Hotels. Die Männer von der Diamant-V Ranch waren hinter Häusern und Hütten verschwunden, einer lag hinter einem Tränketrog, einer war unter einen Vorbau gekrochen, ein weiterer kauerte hinter einem Wasserfass.
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