Meade Glenn
allmählich wieder zu Bewußtsein. Volkmann preßte ihm den Daumen in die Höhle hinter dem Ohr, wo sich Kiefer und Schädel trafen, und legte die anderen vier Finger wie eine Klammer um seinen Hals. Er drückte kurz zu und hörte einen leisen Aufschrei.
Lubsch warf Volkmann einen wütenden Blick zu. Der zielte unbeirrt mit der Beretta auf ihn. »Achten Sie auf die Straße!«
Er wußte genau, wieviel Druck er ausüben durfte. Sekunden später wurde der Körper des Mannes schlaff. Ein harter Druck hätte ihn nach wenigen Minuten getötet, aber Volkmann hatte ihn nur einige Stunden außer Gefecht gesetzt.
Volkmann hörte den Zusammengesackten atmen, erst schwer und heftig, dann langsam und regelmäßig. Volkmann umfaßte das Handgelenk des Mannes mit Daumen und Zeigefinger und fühlte seinen Puls. Er ging zwar etwas langsam, aber vermutlich war das kein großes Problem. Dem Mann lief eine kleine Blutspur aus dem Mund und über das Kinn, aber der Blutfluß hatte aufgehört. Vermutlich hatte er dem Mann die Nase oder den Kiefer gebrochen.
»Verdammt, wer sind Sie wirklich, Volkmann?« wollte Lubsch wissen.
»Fahren Sie weiter, und halten Sie den Mund.«
Zehn Minuten später erreichten sie den Wald, und Volkmann befahl dem Terroristen, auf den schmalen Pfad abzubiegen, der zum See führte. Zwar war der Halbmond aufgegangen, aber eine Menge großer Wolken verdunkelte den Himmel. Zwanzig Meter vom Ufer des Sees entfernt ließ Volkmann Lubsch anhalten, den Motor ausstellen und aussteigen. Dann griff Volkmann nach vorn und zog den Zündschlüssel ab.
Die Bäume am Waldrand bogen sich heftig im Wind.
Volkmann stieg aus, schaltete die Taschenlampe an und befahl Lubsch, auf den Steg zu gehen. Der Mond warf sein silbriges Licht durch Lücken in den Wolken und tauchte das unruhige Wasser des Sees in einen unheimlichen Glanz. Volkmann leuchtete mit der Lampe voraus, während er dem Terroristen ans Wasser folgte.
Sie waren noch ein paar Meter vom Steg entfernt, als Lubsch plötzlich losstürmte. Er sprang nach rechts und rannte auf eine Baumreihe zu. Volkmann lief hinterher. Als er ihn einholte, ließ er die Taschenlampe fallen und packte den Terroristen an der Schulter. Lubsch wirbelte herum und warf sich auf Volkmann.
Im nächsten Moment bearbeitete er den Engländer mit den Fäusten.
Der Terrorist packte die Waffe in Volkmanns Hand und versuchte, sie ihm zu entreißen. Lubsch war kräftig, aber nicht so stark wie Volkmann. Er schlang seinen freien Arm um den Hals des Mannes, drückte zu und hörte, wie der Terrorist gurgelnd nach Atem rang, aber Volkmann ließ nicht locker.
Augenblicke später wurde Lubsch schlaff und sank zu Boden.
Volkmann holte die Taschenlampe und leuchtete Lubsch ins Gesicht. Er war zwar nicht bewußtlos, aber seine Pupillen waren vom Sauerstoffmangel erweitert, und er massierte sich den Nacken. Allmählich kam er wieder zu Atem und begann zu husten. »Wenn das hier vorbei ist, dann sind Sie tot, Volkmann
– mausetot!«
Die Stimme des Terroristen klang heiser vor Schmerz, und Volkmann richtete die Beretta auf ihn.
»Stehen Sie auf, Lubsch. Zum Steg.«
Lubsch kam mühsam hoch und taumelte weiter. Als sie am Wasser standen, sagte Volkmann: »Und jetzt verknoten Sie Ihre Schnürsenkel miteinander.«
»Was?«
»Sie haben mich schon verstanden. Na los!«
Volkmann wedelte mit der Waffe und sah zu, wie Lubsch die Schnürsenkel seiner Schuhe zusammenknotete. Als er fertig war, richtete Volkmann den Strahl der Taschenlampe darauf und kontrollierte sie. Dann befahl er Lubsch, den Gürtel aus der Hose zu ziehen und sich auf den Bauch zu legen. Als Lubsch zögerte, zwang Volkmann ihn mit Gewalt nach unten. Kaum hatte der Terrorist den Gürtel aus den Schlaufen gezogen, band Volkmann ihm damit die Hände auf den Rücken. Dann zog er den Mann in eine sitzende Position hoch. Es war eiskalt, und der Wind, der über das schwarze Wasser peitschte, schnitt ihnen in die Haut.
»Es gibt den einfachen und den beschwerlichen Weg, Lubsch«, sagte Volkmann. »Der einfache heißt: Sie sagen mir, was ich wissen will. Der andere, daß ich Sie und Ihren Kumpel verpacke und bei der nächsten Polizeidienststelle abgebe.«
Lubsch blinzelte wütend in das helle Licht. »Glauben Sie wirklich, daß Sie damit durchkommen, Volkmann? Meine Leute werden Sie jagen und finden. Wer sind Sie eigentlich? Ein Bulle?«
Volkmann ignorierte die Frage. »Denken Sie darüber nach.
Etwa zwanzig Jahre Hochsicherheitstrakt. Falls der
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