Meade Glenn
seinen Ford noch brauchte. Das hing davon ab, wie viele Männer Lubsch bei sich hatte und mit welchen Transportmitteln sie kamen. Zweifellos würde Lubsch kommen, aber ebenso sicher war der Terrorist bewaffnet.
Er hatte nicht zum erstenmal mit Leuten wie Lubsch zu tun.
Sie zögerten nicht, auch in einer belebten Straße zu schießen, und Volkmann wußte, daß er schnell handeln mußte, wenn sein Plan Erfolg haben sollte.
Er parkte in derselben Tiefgarage wie am Morgen. Sie lag nur einen Block von Karen Gries’ Geschäft entfernt, war leider aber nicht so nah, wie es ihm lieb gewesen wäre, falls er seinen Wagen brauchte. Auf der Straße, in der Karen Gries ihren Laden hatte, herrschte Parkverbot, und er wollte nicht riskieren, daß man den Wagen abschleppte. Er überprüfte seine Beretta, bevor er ausstieg. Er lud sie durch, sicherte sie und schob sie in die rechte Manteltasche. Lampe und Batterien steckte er in die andere Tasche, und das Nylonband verschwand in der Innentasche seines Mantels.
Es war kurz nach fünf und bereits dunkel, aber über der Straße und an den Gebäuden hing der beleuchtete Weihnachtsschmuck.
Er ging die hell erleuchtete Einbahnstraße, in der das Ledergeschäft war, auf und ab, und mischte sich unter die Kauflustigen. Wenn er richtig vermutete, würden Lubsch und seine Leute früher kommen. Er hatte mit einer Stunde gerechnet, gab ihnen dann aber sicherheitshalber neunzig Minuten.
Wahrscheinlich würde Lubsch zuerst jemanden zu Fuß ins Lokal schicken und nicht selbst kommen. Garantiert stände es lange vor Volkmanns Ankunft unter Beobachtung.
Lubsch und seine Leute würden wohl nicht erwarten, daß er bewaffnet war, und auch nicht, daß er die Initiative ergriff.
Er kaufte sich eine Zeitung und ging in die Konditorei, wo er am Morgen gesessen hatte. Er wartete zehn Minuten an der Tür, bevor ein Stuhl am Fenster frei wurde. Dann setzte er sich, bestellte Kaffee und schlug die Zeitung auf. Aber er ließ die Straße nicht aus den Augen und schaute nur kurz weg, um auf die Uhr zu sehen.
17.31 Uhr.
Diesmal war es kein Mercedes-Lieferwagen, sondern eine dunkelblaue Opel-Limousine.
Er sah den Wagen eine halbe Stunde später die Einbahnstraße entlangkommen und um die Ecke biegen. Das Spiel wiederholte sich dreimal, bevor der Wagen fünfzig Meter weiter anhielt, auf derselben Seite, auf der auch Karen Gries’ Geschäft lag. In dem Wagen saßen drei Männer: Zwei vorn und einer auf dem Rücksitz.
Volkmann erkannte Lubsch. Er saß hinter dem Steuer, und sein Gesicht wurde von einer bunten Lichterkette beleuchtet, die über der Straße hing. Der kleine, rothaarige Mann trug dieselbe gefütterte Windjacke wie bei der letzten Begegnung. Sein Gesicht war deutlich zu sehen, aber die der beiden anderen blieben im Dunkeln.
Fünf Minuten später stieg der Mann auf dem Rücksitz aus, schlug die Tür hinter sich zu und ging zu Karen Gries’ Laden.
Neben der Galerie befand sich eine Drogerie mit einem Neonschild, und der Mann stellte sich in den Eingang. Er zog eine Zeitung heraus und blätterte sie durch. Volkmann erkannte ihn. Es war einer der Männer aus dem Mercedes. Also sollte er die Bar von der Straße aus beobachten und hatte vermutlich ein Walkie-Talkie dabei.
Volkmann wußte, daß er schnell handeln mußte. Sein Herz hämmerte ihm wie verrückt in der Brust, und seine Hände waren schweißnaß. Die Straße war voller Kauflustiger, eine gute Deckung. Gleichzeitig jedoch war die Lage höchst gefährlich.
Wenn Lubsch oder einer seiner Leute das Feuer eröffnete, bestand die große Gefahr, daß unschuldige Passanten auf der Straße angeschossen wurden.
Volkmann sah noch einmal auf die Uhr. Noch vierzig Minuten bis zum verabredeten Zeitpunkt. Dennoch mußte er sich beeilen und handeln, bevor Lubsch aus dem Wagen ausstieg oder noch einmal um die Ecke fuhr.
Der Mann auf dem Beifahrersitz neben Lubsch würde ein Problem sein. Dabei hing so viel vom Timing ab und davon, ob der Mann, der die Kneipe beobachtete, die hintere Wagentür unverschlossen gelassen hatte. Daß die Leute auf der Straße etwas bemerken würden, glaubte Volkmann nicht. Deren Augen waren wie gebannt auf die Auslagen der Geschäfte gerichtet.
Er sah, wie Lubsch durch die Windschutzscheibe spähte und anschließend ungeduldig wegschaute. Der dritte Terrorist in der kleinen Nische, von der aus er die Bar beobachtete, blickte alle naselang von seiner Zeitung auf. In dem Fenster der Drogerie stand ein Weihnachtsbaum,
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