Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Meade Glenn

Meade Glenn

Titel: Meade Glenn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unternehmen Brandenburg
Vom Netzwerk:
Richter milde gestimmt ist. Wächter, die jeden Furz beschnüffeln. Keine Besuche, außer von Ihrem Anwalt.« Volkmann schob die Beretta in die Tasche, holte das Nylonseil heraus und ließ es vor Lubschs Nase baumeln. »Na, wie sieht’s aus? Soll ich Sie und Ihren Freund als Muster ohne Wert einpacken und bei der nächsten Wache auf die Schwelle legen, oder plaudern wir?«
    Volkmann leuchtete Lubsch mit der Lampe ins Gesicht. Der Terrorist kniff die Augen zusammen und wandte den Kopf ab.
    Der eisige Wind fegte zwischen den Bäumen hindurch, und sein Pfeifen und das Plätschern des Wassers waren die einzigen Geräusche.
    Lubsch saß auf dem eiskalten Steg und rührte sich nicht. Er schien seine Möglichkeiten zu überdenken. Als er wieder hochsah, schüttelte er sich vor Kälte. Sein Gesicht war gerötet.
    »Was ist für mich drin, wenn ich rede?«
    »Ich lasse Sie und Ihren Freund gehen.«
    »Was, zum Teufel, wollen Sie wissen, Volkmann?«
    »Dasselbe wie letztes Mal. Alles über Dieter Winter und seine Freunde.«
    »Woher soll ich wissen, daß Sie Wort halten und uns gehen lassen!«
    »Sie müssen mir vertrauen, Lubsch. Wenn Sie mir nicht die Wahrheit sagen oder ich rausfinde, daß Sie mir wichtige Einzelheiten verschwiegen haben, dann wird Ihre Gespielin Karen Besuch von der Polizei bekommen.«
    Lubschs Stimme klang erstickt vor Wut. Seine kleinen blauen Augen waren so eng wie möglich zusammengekniffen, als er in den Strahl der Lampe blinzelte und eine Grimasse schnitt. »Sie sind echt durchgeknallt, Volkmann, wissen Sie das? Genau wie Karen gesagt hat. Aber wenn Sie sich einbilden, daß Sie damit durchkommen …«
    Bevor der Terrorist seinen Satz beendet hatte, packte Volkmann den Kragen seiner Windjacke und zerrte ihn zum Rand des Stegs. Er griff in Lubschs rotes Haar und tauchte den Kopf des Terroristen in das eiskalte Wasser. Lubsch versuchte krampfhaft, sich loszureißen, und bog und wand sich und trat heftig mit den Beinen um sich.
    Volkmann sah die Luftblasen, während er langsam bis zehn zählte. Dann zog er Lubsch zurück. Der Terrorist rang heftig nach Luft.
    »Ihre letzte Chance, Lubsch. Reden Sie?«
    Als Lubsch nicht antwortete, schnappte sich Volkmann erneut seinen Haarschopf und tauchte ihn wieder unter.
    Lubsch röchelte und hustete Wasser aus, als er hochkam.
    »Scheiße, Volkmann! Um Himmels willen … Okay, okay, ich erzähl’s Ihnen!«
    Volkmann zog ihn in die Mitte des Stegs und wartete, bis Lubsch wieder zu Atem gekommen war. Sein nasses Haar klebte ihm in der Stirn, und Wasser tropfte von seinem Gesicht.
    Er zitterte vor Kälte.
    »Ich will die Geschichte von Anfang an hören, Lubsch. Von dem Moment, an dem Sie Winter kennengelernt haben. Lassen Sie nichts aus. Absolut nichts. Verstehen Sie mich? Und wenn ich zu der Überzeugung komme, daß Sie mich belügen …«
    Lubsch hustete und spuckte auf den Steg. Einen Moment lang blieb er einfach da sitzen und holte tief Luft. Als seine Atemzüge ruhiger wurden, sah er Volkmann kurz an und wandte den Blick ab, bevor er zu sprechen begann.
    »Ich habe Winter in Heidelberg kennengelernt. Er hat Geschichte studiert.«
    »Waren Sie Freunde?«
    »Nein, Volkmann. Wir waren keine Freunde. Nur Bekannte.
    Wir haben uns manchmal in Studentenkneipen getroffen, getrunken und diskutiert.«
    »Erzählen Sie mir von Winter.«
    Lubsch zog den Rotz hoch und spuckte ins Wasser. »Was wollen Sie wissen?«
    »Das sagte ich doch. Alles.«
    »Winter und ich standen politisch auf vollkommen entgegen-gesetzten Seiten. Er war ein rechter Fanatiker, und ich tendierte eher nach links. Aber Winter war ein sehr überzeugender Redner. Eine Zeitlang hatte er sogar mich überzeugt, daß wir ein gemeinsames Anliegen hätten.«
    »Und welches? Reden Sie.«
    Lubsch warf Volkmann einen giftigen Seitenblick zu. »Die Zukunft Deutschlands.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Das war Winters Lieblingsthema. Er und seine Freunde trugen sich mit der Vorstellung, sie könnten Deutschland verändern.«
    »Und wer waren seine Freunde?«
    »Kommilitonen. Leute, die seine Einstellung teilten.«
    »Erzählen Sie mir von seinen Freunden, Lubsch.«
    Der Terrorist dachte kurz nach. »Was hat das damit zu tun, Volkmann? Mit den Morden, von denen Sie gesprochen haben?
    Oder geht es um etwas anderes?«
    »Reden Sie einfach weiter. Ich sage Ihnen, wann Sie aufhören sollen. Was war mit seinen Freunden?«
    Lubsch sah einen Augenblick auf den eisigen See hinaus. Sein Hals wirkte dünn in der nassen

Weitere Kostenlose Bücher