Meade Glenn
verriet ihm, daß das Fernsehgerät lief. Im Schlafzimmer daneben brannte die gelbliche Nachttischlampe.
Das Herz klopfte ihm bis zum Hals, als er wieder herumging und erneut die Treppe hinaufstieg.
Vorsichtig schloß er die Wohnungstür auf und ging hinein, die Beretta schußbereit in beiden Händen. Volkmann nahm sofort den stechenden Geruch nach Kordit wahr und untersuchte geübt seine Zimmer. Sein Puls raste.
Peters’ Leiche lag quer über der Lehne des Clubsessels im Wohnzimmer. Der Raum bot einen Anblick heillosen Chaos’.
Angst durchzuckte ihn, dann gewann die Vorsicht die Überhand, bis die Wut heiß in ihm hochstieg. Das Blut wollte ihm in den Adern gefrieren, und er wandte den Blick von der Leiche ab und musterte die Umgebung. Es stank nach Pulverdampf; auf dem Teppich befand sich ein Blutfleck. Peters’ Gesicht, sein Hals und seine Kleidung waren mit geronnenem Blut gebadet.
Oberhalb von Peters’ rechtem Auge war eine Einschußwunde, zwei weitere in seinem Brustkorb. Die rechte Augenhöhle war mit Blut gefüllt, das linke Auge starrte Volkmann gebrochen entgegen. Er berührte Peters am Handgelenk. Der Mann war eiskalt, die Totenstarre hatte bereits eingesetzt.
Volkmann durchsuchte rasch den Rest der Wohnung, und anschließend war er am ganzen Körper in Schweiß gebadet. Die Schlafzimmertür war zersplittert, die Telefonleitung aus der Wand gerissen. Einer von Erikas Schuhen lag an der Tür. Als er ihre Leiche nicht fand, fühlte er zuerst Erleichterung, dann Sorge – und schließlich kochte eine mörderische Wut in ihm hoch.
Er blieb eine Zeitlang mitten im Wohnzimmer stehen und betrachtete die Szenerie. Er überlegte, was Erika zugestoßen sein könnte, seine Hände zitterten vor Zorn. Sein Herzschlag raste, und er verspürte das überwältigende Bedürfnis, etwas zu unternehmen. Er wußte, daß Kessers Leute verantwortlich waren. Sie hatten Erika entführt.
Es dauerte einige Minuten, bis er seine Selbstbeherrschung wiedergewonnen hatte, dann atmete er tief und kontrolliert ein und aus, um den übermächtigen, allumfassenden Rachedurst unter Kontrolle zu bringen.
Dann legte er den Sicherungshebel der Beretta wieder um, holte ein Handtuch aus dem Bad und bedeckte damit Peters’
Gesicht. Anschließend setzte er sich in den Sessel neben der Tür und wartete auf Delon.
Volkmann zog das blutverschmierte Handtuch zur Seite, dann breitete er es Peters wieder über das Gesicht.
Mit bleichem Gesicht und geballten Fäusten stand der Franzose vor Peters und starrte ungläubig auf den Leichnam.
»Meine Güte …«
Delon schüttelte den Kopf und sah sich in dem Zimmer um.
»Er ist schon ein paar Stunden tot«, sagte Volkmann.
»Wer hat das getan, Joe?«
»Dieselben Leute, die auch Ferguson auf dem Gewissen haben.«
Der junge Franzose wirkte so elend, daß Volkmann schon befürchtete, er würde zusammenbrechen. Dann jedoch sah er den Engländer skeptisch an, und seine professionelle Haltung gewann die Oberhand.
»Joe, Sie sollten mir sagen, was vorgefallen ist.«
Volkmann ignorierte die Bitte. »Haben Sie die Kopie des Telegramms mitgebracht?«
Delon zögerte und holte dann langsam einen Umschlag aus der Innentasche seines Mantels. Er öffnete ihn und reichte ihn Joe.
»Glauben Sie, daß es etwas mit den Vorfällen von heute abend zu tun hat? Wenn ja, dann müssen Sie mich informieren, was hier eigentlich vorgeht. Ich war der diensthabende Beamte. Ich bin dafür zuständig.«
Volkmann warf Delon einen kurzen Seitenblick zu, bevor er das Blatt Kopierpapier herauszog und las.
AN: Den Chef der Britischen Sektion der DSE. VON: Chef der Seguridad Paraguaya. Asunción. Die folgenden Informationen sind geheim und genießen absoluten Vorrang: Mit Bedauern informieren wir Sie vom Tod des Capitán Vellares Sanchez und des Kriminalbeamten Eduardo Cavales in Mexico City etwa um 20.00 Uhr Ortszeit am 20. Dezember. Ihr Tod ereignete sich bei einem Polizeieinsatz auf einem Besitz im Vorort von Chapultepec bei dem Versuch der Festnahme von Franz Lieber, der mit einem falschen Paß unter dem Namen Julio Monck aus Asunción reiste. Lieber – alias Monck – wurde ebenfalls getötet. Lieber war ein Bekannter von Nikolas Tscharkin. Im Verlauf dieses Polizeieinsatzes konnten vermutlich zwei Bewohner entkommen, beides männliche Weiße. Bei dem einen handelt es sich vermutlich um Karl Schmeltz. Der zweite Flüchtige heißt vermutlich Hans Krüger.
Chefinspektor Gonzales leitet den Fall in Mexico City und hat
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