Meade Glenn
den Reihen der deutschen Polizei und der deutschen Armee. Die brauchen sie, wenn ihre Sache Erfolg haben soll. Und wenn Sie das dem Deutschen Ressort erzählen, besteht die Chance, daß die Verschwörer es ebenfalls erfahren.«
Delon sah ihn zweifelnd an. »Ich verstehe nicht, warum sie Plutonium haben wollen.«
»Um jeden anderen daran zu hindern, sich einzumischen. Das ist die einzig sinnvolle Antwort. Deutschland verfügte noch nie über eigene Atomwaffen. Wenn diese Leute jedoch in den Besitz solcher Waffen gelangen – nun, sie sind zu allem fähig.
Und meiner Ansicht nach haben wir es genau damit zu tun.«
Delon ging langsam durch das Zimmer und ließ sich auf die Couch fallen. Sein Gesicht zeigte deutlich seine Unentschlossenheit. Nachdenklich runzelte er die Stirn, seine großen Hände öffneten und schlossen sich krampfhaft.
Volkmann beobachtete ihn. Wenn er ihm jetzt noch von Schmeltz erzählte, würde er den jungen Franzosen vollkommen verwirren, daher ließ er es sein. Delon blieb lange sitzen und wirkte wie unter Schock. Als er aufsah und Volkmanns grimmige Miene bemerkte, schien er endlich zu begreifen, daß er gerade die Wahrheit gehört hatte. Er beugte sich vor und schüttelte den Kopf.
»Ich kann nicht tun, worum Sie mich bitten, Joe. Ich kann das Risiko nicht eingehen. Das ist zuviel verlangt.« Er überlegte kurz. »Stehen Sie dem Mädchen … nahe?«
»Ja.«
»Dann ist Ihr Urteilsvermögen von Emotionen getrübt. Das müssen Sie doch einsehen?«
Volkmann schüttelte den Kopf. »Sie irren sich, André.
Glauben Sie mir.«
»Dann muß ich Ihnen eine Frage stellen. Wie viele Helfer haben diese Leute?«
»Das weiß ich nicht, André, aber mit dem Material, das sie jetzt in den Fingern haben, brauchen sie nicht viele. Sie halten das ganze Land als Geisel.«
Delon dachte nach. »Sie wollen Zeit gewinnen, aber was genau wollen Sie in dieser Zeit unternehmen?«
»Einer ihrer Leute wohnt in München. Er heißt Kesser. Er weiß vielleicht, wo sie das Plutonium verwahren. Geben Sie mir acht Stunden. Wenn ich es herausgefunden habe, rufe ich Sie an.
In der Zwischenzeit können Sie Ihre Leute verständigen. Aber rufen Sie jeden Sektionschef persönlich an, und lassen Sie nur die Deutsche Sektion aus. Sagen Sie den anderen, was ich Ihnen erzählt habe. In Berlin gibt es Leute, denen ich vertraue, aber ich muß persönlich mit ihnen sprechen. Das wichtigste ist jetzt, das Plutonium zu finden. Setzen Sie unsere Leute darauf an. Sie haben das Telegramm aus Asunción. Zeigen Sie es Ihren Kollegen und auch den anderen. Und informieren Sie sie, was ich vorhabe.«
»Und dieser Putsch … Wann soll der stattfinden?«
»Ich glaube, bald. Es ist Weihnachten. Alle Armeen in Europa sind wegen der Feiertage nur schwach besetzt. Und keiner erwartet so etwas.«
Delon sah Volkmann neugierig an. »Und wenn ich von Ihnen in den nächsten acht Stunden nichts höre?«
»Dann müssen unsere Regierungen entscheiden. Hoffentlich sind sie in der Lage, die richtige Entscheidung zu treffen, selbst wenn das bedeutet, daß sie die deutschen Grenzen überschreiten müssen, um diese Terroristen aufzuhalten.«
Delon seufzte und wischte sich die Stirn. Der Franzose gab nach.
»Darf ich die Kopie des Telegramms behalten?« fragte Volkmann.
»Ja, das Original liegt noch im Safe.«
»Geben Sie mir eine Nummer, unter der ich Sie erreichen kann, André.«
Der Franzose schrieb eine Telefonnummer auf einen Zettel und reichte ihn Volkmann. »Sie kennen die Nummer der Sicherheitszentrale und die anderen auch. Ich bleibe im Hauptquartier. Das ist mein Privatanschluß, falls Sie nicht durchkommen. Die Leitungen sind durch die Explosion beschädigt, aber wir haben eine Notleitung zusammengeflickt, kurz bevor Sie angerufen haben. Ich rufe die Sektionschefs über eine abhörsichere Leitung an, sobald ich wieder da bin.
Hoffentlich glaubt man mir.« Der junge Franzose sah Volkmann an. »Brauchen Sie wirklich keine Verstärkung?«
Volkmann schüttelte den Kopf. »Dafür haben wir keine Zeit mehr, André.« Er sah die Schweißtropfen im Gesicht des jungen Franzosen.
»Sind Sie sicher, daß wir das Richtige tun, Joe?«
»Es ist unsere einzige Möglichkeit, André, glauben Sie mir.«
»Dann wünsche ich Ihnen viel Glück, mein Freund.«
Volkmann fuhr nach Kehl. Er schätzte, daß er etwa drei Stunden bis München brauchen würde, wenn er auf der Autobahn blieb und die Straßen durch den Schwarzwald nach Herrenberg mied.
Als er auf
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