Meade Glenn
wohlgeformten Beine rollte. Er unterdrückte das Bedürfnis, sie zu packen und auf der Stelle zu nehmen, und verlängerte die exquisite Folter.
Sie stieg in knallrote, hochhackige Pumps, drehte sich um und sah ihn an.
»Komm zu mir …« sagte Döllmann heiser.
»Nein, ich will dich erst ein bißchen quälen.«
Sie spielte mit ihm, etwas, was sie gelegentlich ganz gern tat, und Döllmann bemühte sich, sein Begehren zurückzuhalten. Sie kam zu ihm und legte sich neben ihn aufs Bett. Mit ihren rosa Fingernägeln strich sie an seinen Beinen hoch und jagte ihm Schauer des Entzückens über den Rücken.
Was für eine Vorstellung, Weihnachten in einem langweiligen Haus mit einer langweiligen Familie verbringen zu müssen, wenn er doch diese Frau haben konnte, eine Frau, die ihn wirklich und wahrhaftig verehrte.
Jede andere Frau hätte herumgezickt, wenn jene unseligen Zeitpunkte nahten, in denen die Familie vorging. Lisl jedoch hatte sich noch nie mit auch nur einem Sterbenswörtchen beschwert. »Ich kann das verstehen, Liebchen«, hatte sie geflüstert. »Natürlich mußt du Weihnachten zu Hause sein.«
Sie schnurrte, und als sie ihn wieder streichelte, entspannte sich Döllmann und genoß die erotischen Freuden.
Er hatte es ohne großen Aufwand verstanden, sie aus dem Rampenlicht fernzuhalten. Außerdem gab es unter Kabinettsmitgliedern ein stillschweigendes Abkommen: Das Privatleben war eben genau das – privat. Es sei denn, die Presse bekam Wind davon. In dem Fall ertränkte man sie mit Dementis oder ersoff selbst kläglich. Viel kam in einem solchen Moment auf die fragliche Gespielin an und ihr Stillschweigen. In Lisls Fall war ihr Wunsch nach Geheimniskrämerei nur seinem eigenen Bedürfnis entgegengekommen. Sie war die Antwort auf seine Gebete.
»Erzähl mir etwas von deiner Konferenz«, sagte sie.
Ihre massierenden Bewegungen wurden plötzlich langsamer.
›Weiter!‹ wollte er rufen. ›Nicht aufhören!‹ Das Pochen in seinen Lenden war beinahe unerträglich.
»Wie üblich sieht Weber unter jedem Bett Extremisten. Er hat für morgen früh eine Sondersitzung des Kabinetts einberufen.«
»In Bonn?«
Döllmann lächelte und schüttelte den Kopf. »Im Reichstagsgebäude.«
Das Mädchen runzelte die Stirn. »Ist es so ernst?«
»Weber scheint das zu glauben.«
Döllmann führte es nicht weiter aus. Die Sicherheit der Bundesrepublik war kein Thema, das er mit seiner Geliebten diskutieren mochte. Außerdem dürfte sich Lisl wohl kaum dafür interessieren, dachte er. Mit keinem Wort beabsichtigte er zu erwähnen, daß Weber in dieser Nacht die letzte Hand an eine Notstandsverordnung anlegte, die endlich das Extremistenproblem ein für allemal lösen sollte. Und dafür brauchte er die Zustimmung des gesamten Kabinetts. Webers Pläne zur Internierung sämtlicher Extremisten würde den letzten Nagel in ihren Sarg schlagen.
Die Konferenz im Reichtstagsgebäude würde im Raum ›4
Nord‹ abgehalten werden, dem Geheimzimmer. Dort war es Döllmann immer ein wenig unheimlich, in diesem Raum, von dessen Existenz nur sehr wenige Deutsche wußten. Er war speziell konstruiert worden, um jede Abhörmöglichkeit oder elektronische Überwachung auszuschließen. Er hing mitten in der Luft und wurde von acht Stahldrähten an jeder Ecke gehalten, so daß kein Teil des Raumes andere Wände oder den Boden berührte.
Lisl massierte seine Schenkel und lächelte.
»Das bedeutet, du hast keine Ausrede, heute nicht hier zu übernachten.«
Döllmann lächelte. Die Sitzung würde spätestens um Mitternacht zu Ende sein. Dann konnte er die Nacht mit Lisl verbringen, bevor der Weihnachtsurlaub und seine Familie ihn riefen.
Sie hielt ihm ihre großartigen Brüste entgegen und schnurrte.
Er umfaßte sie mit den Händen.
»Ich koche für uns«, sagte sie. »Nur für uns beide.«
Döllmann sah zum verhangenen Fenster. Er wußte, daß dort draußen in der Einfahrt drei bewaffnete Männer in zwei Wagen strategisch günstig postiert waren. Drei weitere warteten auf der Straße in einem unauffälligen Fahrzeug. Ritter saß wie immer im Arbeitszimmer im Erdgeschoß. Er war vielleicht nicht der Hellste, aber seine Loyalität und seine Diskretion standen außer Frage.
Der winzige Sender, den Döllmann stets bei sich trug, lag im Nachttisch. Eigentlich sollte er auch eine Pistole bei sich haben, aber die hatte er im Mercedes gelassen. Das Ding bereitete ihm Unbehagen. Er mußte beim Anblick der Waffe immer an einen gewaltsamen Tod
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