Meade Glenn
vorgewölbten Umrisse ihres Schritts. Er glitt langsam den bronzenen Schenkel des Mädchens hinauf und schob die Hand unter das Höschen. Er hatte gerade ihre runde, weiche Pobacke umfaßt, als das Funktelefon auf dem Tisch klingelte.
Scheiße!
Lieber hielt den Hintern des Mädchens fest, während er mit der anderen Hand das Telefon bediente.
» Sí? «
Er kannte die Stimmen und hörte sofort die Dringlichkeit in ihrem Ton. »Einen Augenblick«, sagte er, ließ das Mädchen los, bedeckte das Mundstück mit der Hand und drehte sich ruckartig um. Nacheinander musterte er die beiden Mädchen.
»Ich will ungestört reden«, sagte er knapp. »Geht rein und wartet da.« Er deutete auf die offene Verandatür. Aus dem beleuchteten, prächtig möblierten Zimmer fiel Licht auf den Hof.
Die beiden Mädchen zögerten.
»Na los!« fuhr Lieber sie an.
Sie zuckten beim Klang seiner Stimme zusammen und flüsterten miteinander, als sie rasch zur Veranda gingen. Lieber wartete, bis sie im Zimmer und außer Hörweite waren, und drückte dann den Knopf des Zerhackers, der an das Handy angeschlossen war.
»Sprechen Sie«, sagte er dann und lauschte Krügers hektischer Stimme.
»Meine Güte …« Mehr brachte Lieber nicht heraus, als der Mann schließlich zu Ende berichtet hatte.
Hernandez’ Kleidung war klatschnaß von Schweiß.
Er sah immer wieder in den Rückspiegel, während er Richtung Zentrum fuhr. Er wußte nicht, wohin er fahren und was er tun sollte, aber ihm war klar, daß er sich unbedingt an einem sicheren Ort verstecken mußte.
Er bog auf die Calle Chile ein und fuhr an der rosa beleuchteten Kuppel des Pantheons auf der Plaza de Heroes vorbei. Viel Verkehr herrschte nicht, und Hernandez wechselte rasch die Spuren. Sein Herz hämmerte vor Angst, während er beobachtete, ob das Scheinwerferpaar eines Wagens ihm folgte.
Aber nichts passierte. Er wurde nicht verfolgt. Noch nicht.
Der rote Buick war ein Problem. Wegen seiner Farbe war er leicht zu identifizieren, und die Männer hatten den Wagen zweifellos gesehen. Hernandez dachte hektisch nach, während er weiterfuhr. Er mußte die Karre irgendwo verstecken, an einem sicheren Ort, in der Nähe. Er bog rechts ab, dann wieder links und fuhr auf die hell erleuchtete Plaza Constitution. Dabei schielte er immer wieder in den Rückspiegel. Ihm war klar, daß er einen Vorsprung hatte, und er fühlte sich ein bißchen besser, als er über die Plaza fuhr und den Weg Richtung Fluß einschlug.
Dort wurden die Straßen schmaler und dunkler. Hernandez fand jetzt instinktiv den Weg.
Das Labyrinth von La Chacarita tauchte vor ihm auf, ein verschlafener Slum aus Wellblechbaracken, die auf den sumpfigen Flußniederungen errichtet worden waren. Er konnte den Fluß riechen. Der modrige Gestank nach Schwefel, Schlick und Schlamm stieg ihm in die Nase. Dazu gesellte sich vertrauter Fischgeruch, der immer aufkam, wenn Ebbe herrschte. Als Hernandez das Flußufer erreicht hatte, bog er nach rechts ab, fuhr dreihundert Meter weiter und hielt vor einem schäbigen Haus mit abblätterndem Putz.
Der Journalist stieg aus und schleppte den Koffer mit. In La Chacarita wohnten die Ärmsten der Armen. Die Gegend war rauh und wurde selbst von der Polizei gemieden. Er verschloß die Fahrertür und überprüfte die anderen, bevor er zum Haus ging und leise an die Vordertür klopfte.
Ihm war noch immer heiß, und sein Atem ging schwer.
Ständig beobachtete er die Straße. Ein paar Häuser weiter saßen einige alte Männer auf den Steinstufen vor ihrer alten Baracke und tranken beim Kartenspiel mate mit Strohhalmen aus Krügen. Sie schauten auf, schenkten Hernandez aber sonst keine Beachtung. Er sah sich um, blickte zum Fluß. Der Vollmond tauchte den Fluß in silbriges Licht, das durch Camelotes
gefleckt war, treibende Klumpen von
Wasserpflanzen, die auf der hell glänzenden Wasseroberfläche wie bösartige Pocken wirkten.
Hernandez hörte ein Schaben hinter der Tür und drehte sich wieder um.
»Wer ist da?« fragte eine leise Frauenstimme.
»Rudi.«
Er hörte, wie der Metallriegel zurückgeschoben wurde. Einen Augenblick später glitt die Tür auf. Ein junges Mädchen stand im spärlich beleuchteten Flur. Sie trug ein schlichtes, weißes Baumwollkleid, das ihr beinahe das Aussehen eines Engels verlieh, und sah ihren Besucher mit funkelnden Augen an. Ihr wunderschönes braunes Gesicht hatte einen unschuldigen Ausdruck, und dieser Anblick ließ in Hernandez immer wieder die zärtlichsten
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