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Meagan McKinney

Meagan McKinney

Titel: Meagan McKinney Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: VA1 - Der Gigant und die Lady
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hatte, andererseits war es eine Gestes des Trotzes. Cain
würde nicht mögen, was sie tat, aber das war wahrscheinlich das Allerbeste. Sie
wollte Zorn zwischen ihnen
beiden aufbauen, denn Zorn konnte Distanz schaffen, und Distanz war das, was
sie dringend benötigte.
    Sie
schluckte den Kloß in ihre Kehle hinunter. Macaulay hatte sie dazu verführt,
ihm zu vertrauen und durch das Verlangen nach ihm und das Bedürfnis, endlich
vertrauen zu können, hatte sie die Verführung begrüßt. Jede Minute mit ihm ließ
sie wünschen, ihm alles erzählen zu können. Gott sei Dank, daß sie es nicht
getan hatte. Wenn sie jetzt zurückblickte, war sie direkt auf den Abgrund
zumarschiert und hatte in ihr Verderben geblickt. Doch sie war nicht über den
Rand hinausgegangen, und sie würde es auch nicht tun. Sie war zurückgetreten.
    Obwohl ein
Abschied auch der Abschied von der Liebe bedeuten würde, stählte sie ihr Herz
dagegen und wußte, sie würde es tun. Ihr Instinkt zu Überleben war zu stark,
zu geschärft von den langen Jahren der Flucht.
    Es war an
diesem Abend nicht nötig, sich Tanzpartner zu suchen. Dixi saß im Gefängnis,
und Ivy war mit einem Kunden oben. Ivy brauchte mehr Zeit als üblich, und
Christal hatte schließlich Faulty gefragt, ob er nicht hinaufgehen und an die
Tür klopfen konnte. Aber Faulty hatte geantwortet, daß der Herr einen
stattliche Summe bezahlt hatte, und daß man ihn besser nicht stören sollte.
Ivy konnte gut auf sich selbst aufpassen.
    »Gib mir
noch'n Drink, okay?«
    Als würde
sie aus einer Art Trance gerissen, starrte Christal auf den betrunkenen Mann,
der neben ihr saß. Sie fand ihn abstoßend. Mehr als alles andere in der Welt
wünschte sie sich, von Männern wie ihm fortzukommen, damit sie nie mehr ihre
frechen Hände während eines Walzers auf sich spüren mußte. Aber im Augenblick
war dies der Preis der Freiheit. Und sie würde ihn bezahlen.
    »Noch einen
Whisky«, sagte sie zu Faulty an der Bar.
    »Christal,
Cain legt mich um, wenn er durch die Tür kommt. Er will nicht, daß du tanzt,
das hat er mir gesagt.«
    »Es ist mir
egal, was er dir gesagt hat. Das ist meine Angelegenheit, und ich weiß genau,
daß es ganz legal ist, Tänze zu verkaufen. Also hat er in der Hinsicht nichts
zu sagen.«
    »Gott möge
mich schützen. Warum habe ich euch Mädchen bloß angestellt? Ihr drei bedeutet
alle nur Ärger. Dicken, fetten Ärger!« Faulty gab ihr das Whiskyglas.
    Sie brachte
das Glas zu dem Betrunkenen und blickte sich im Saloon um. Die Männer waren die
übliche Mischung, alles bekannte Gesichter, bis auf eine Ausnahme. Der
Unbekannte saß an Cains Tisch abseits in der Ecke. Er war ungewöhnlich groß
und hatte sein dunkles Haar in indianischer Art geflochten. Wenn er ein
Halbblut war, dann ein gutaussehendes, doch trotz seines ansprechenden Äußeren
hatte sie den Tanz mit ihm kaum genoßen. Er hatte einen Tiergeruch an sich,
der sie fast zum Würgen gebracht hätte, als er sie beim Walzer zu nah an sich
preßte. Seine Kleider waren dreckig, seine Jacke aus fettigen
Kaninchenfellfetzen stank. Aber das Unangenehmste an ihm war sein starrender
Blick. Seine braunen, fast unmenschlichen Augen waren noch nicht einmal an
diesem Abend von ihr gewichen, und es machte sie langsam nervös.
    »Du wirst
nur diesen einen Abend arbeiten, wo Dixi nicht
da ist. Versprichst du das, Christal?« Faulty reichte ihr gereizt ein weiteres
Glas.
    »Mach dir
keine Sorgen, Faulty. Ich werde nicht lange arbeiten.« Sie ging mit dem Drink
fort, denn sie konnte sich nicht dazu durchringen, ihm von ihrem Plan zu
erzählen, mit dem nächsten Cowboy zu verschwinden, der sie nach South Pass
mitnehmen konnte.
    Christal
lieferte den Drink ab, nicht ohne dem Halbblut einen Blick zuzuwerfen. Er
bedeutete ihr, ihm nachzuschenken, und sie ging zurück zur Bar, um die Flasche
zu holen.
    »Noch ein
Tanz.«
    Innerlich
wand sie sich. Sie brachte erst die Flasche zurück und ging dann wieder zu ihm,
wobei sie sich im Geist schon eine Entschuldigung zurechtlegte.
    »Ich ...
ich bin sehr müde, und ...«
    Ohne
Warnung packte das Halbblut ihre Hand und strich mit seinen schwieligen Finger
über die Umrisse der Narbe in ihrer Handfläche. Sie zog sie weg, als hätte sie
sich verbrannt.
    »Kann ich
... kann ich Ihnen etwas anderes bringen?« Die Worte ließen sich nur mühsam
herauspressen. Er jagte ihr Angst ein, aber es war schwierig, den exakten
Grund dafür herauszufiltern.
    Er nickte
zur Treppe hin.
    Sie
schüttelte den Kopf.

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