Meagan McKinney
daß du Gefallen daran
hast.«
Sie wandte
sich ab. »Du weißt, daß es mir gefällt. Viel zu sehr. Ich kann ohne dich kaum
existieren.«
»Doch, du
kannst. Du hast es ja bewiesen. Und du wirst es wieder beweisen.«
Ihr Blick
fing den seinen ein. Er mochte vorgeben, ein einfacher Junge aus Georgia zu
sein, aber der Mann, der sie nun so offen anstarrte, war durch blutigen Krieg
geschult und abgehärtet worden. Er wußte, was er wollte. Und er sah keinen Sinn
darin, Zeit zu vergeuden. Der Gedanke raubte ihr den Atem, verängstigte sie
und erregte sie ganz unangemessen.
Sie spürte
seine tröstenden Arme, und sie hatte Angst davor, sich an seinen Schutz zu
gewöhnen, solange seine Liebe zu ihr an einem seidenen Faden hing, der so
schnell zerreißen konnte, wenn er das Wanted-Plakat entdeckte.
»Die
Matratze ist dreckig«, flüsterte sie, während sie seine heißen Lippen an ihrem
Hals spürte.
Das war
nicht gelogen. Die schmutzige Hülle war mit getrocknetem Gras gefüllt, das aus
dem zerschlissenen Stoff quoll. Es gab keine Decke, keine Laken.
Unbeeindruckt
warf er seinen grauen Mantel über die Matratze. Dann legte er sie langsam
darauf und wickelte sie in die Wärme und Vertrautheit, die aus dem Mantel
strömte. Sie liebten sich langsam und in dem Glauben, daß die Wirklichkeit
draußen niemals in die Welt dringen konnte, die sie sich aufbauten. Danach lag
sie sicher in seinen Armen, schloß die Augen und begann zu träumen.
Cain war
ihr Geliebter. Aber
er war nicht länger ein Outlaw, auch kein Sheriff. In ihrem Traum war er ein
Gentleman, ihr Verehrer, der auf der Schwelle des Braunsteinhauses der Van
Alens am Washington Square erschien. Er trug einen schwarzen Mantel und eine
ebenso distinguierte Krawatte, keinen Hut. Ihre Mutter war nicht ganz
zufrieden.
»Er ist so
ungezähmt«, sagte sie und beäugte Cain in der offenen Tür, als ob er sie nicht
sehen oder hören konnte. Christal stimmte ihr zu. Dennoch bat sie ihn herein,
während sie dachte, daß Schwarz ihm gut stand und bestens zu seinem Charakter
und seinen eisgrauen Augen paßte.
Er nahm mit
ihrem Vater einen Drink in der Bibliothek, während sie und ihre Mutter im
Salon Likör tranken. In
ihrem Traum fand sie nichts davon befremdlich. In ihrem wirklichen Leben
hattte sie niemals einen Verehrer gehabt, der brav seine Aufwartung machte –
sie war zu jung gewesen. Doch trotz allem war es nicht schwer, sich
vorzustellen, wie es abgelaufen wäre.
Vater
mochte den Verehrer natürlich. Seine Lachen drang durch die getäfelte
Eichentür und ermutigte sie. Cain war ein Mann, den andere mochten und
respektierten – oder fürchteten. Es gab keine Zwischentöne.
»Werde ich
Söhne bekommen. Mutter, und werden sie so stark und gutaussehend wie er?«
fragte sie in der Unsinnigkeit ihres Traum, der es ihr ermöglichte, Fragen zu
stellen, die sie in der Realität niemals zu fragen gewagt hätte.
»Wir haben
uns immer als Ergänzung zu dir und Alana Söhne gewünscht. Ja, meine liebe,
kleine Christal, du mußt Macaulay Söhne schenken.« Ihre Mutter tätschelte
ihre Hand. Ihr engelhaftes Lächeln brachte sie zum Strahlen. Dann wandte sie
sich wieder ihrer Handarbeit zu.
»Aber wird
er mich jemals so lieben, Mutter, wie Vater dich liebt?« Sie konnte selbst die
Sorge in ihrer Stimme hören.
»Natürlich,
natürlich, oder wir erlauben nicht, daß er dich heiratet. Wie dumm du bist,
Kind.« Wieder tätschelte Mutter ihre Hand. Dann konzentrierte sich Christal
ebenfalls wieder auf ihre Näherei, eine Sache, die sie nie besonders gut
gekonnt hatte. Alana war die Künstlerin mit der Nadel, nicht sie.
»Hör auf!«
Plötzlich ertönte Vaters ärgerliche Stimme gedämpft durch die Wände. Ein Hauch
Angst von lag darin. »Ich sagte, hör auf. Das kannst du die sem feinen Kerl
nicht antun. Er wird meine Tochter heiraten!«
Ihre Mutter
sprang von ihrem Kissen am Feuer und öffnete lautlos die eichenen Flügeltüren.
Ein Schrei entrang sich ihrer Kehle, ein Schrei, der Christal eisige
Schauer über den Rücken jagte.
Langsam,
als hätte die Angst sie alt und gebrechlich gemacht, schob sie ihren
Stickrahmen beiseite und erhob sich. Widerwillig, als ob sie wüßte, was sie erwartete,
trat sie auf die offene Bibliothek zu.
Didier war
gekommen.
Der Raum
war in Dunkelheit gehüllt, nur das Licht vom Kamin beleuchtete ihren Onkel. Er
trug einen blauen Rock und eine seidene Paisleyweste, die elegant seinen
Bauchansatz verbarg. So wie er dastand, konnte Christal gut
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