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Meagan McKinney

Meagan McKinney

Titel: Meagan McKinney Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: VA1 - Der Gigant und die Lady
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nachvollziehen,
warum ihre Tante sich von ihm angezogen gefühlt hatte. Baldwin Didier war ein
gutaussehender Mann mit seinem stattlichen, gepflegten Van-Dyke-Bart, der durch
seine kalten, durchdringenden Augen, die Cains ähnelten, wirkte. Doch in seinem
Blick lag keine Seele, die nach Rettung schrie, kein kleiner Junge, der Wärme
und Geborgenheit suchte, wie sie es selten, aber dennoch bei Cain entdeckt
hatte. Wer tief in Didiers Augen sah, fand nur einen eisigen Sumpf, aus dem es
keine Wiederkehr gab.
    Sie
wirbelte herum und suchte in den Schatten nach ihrem Vater, doch er war fort.
Vater und Mutter waren in der Dunkelheit verschwunden.
    Dann
teilten sich die Schatten. Und sie konnte sehen, was ihre Mutter so erschreckt
hatte. Macaulay war gefesselt und trug eine Augenbinde, um seinen Hals lag
eine Schlinge. Didier stand dort und war bereit, den Stuhl unter Cains
Füßen wegzutreten.
    »Du bist
ein böses Mädchen gewesen, Christal ... Was hältst du von deiner Strafe?« fragte
Didier, und seine eisblauen Augen ließen sie erzittern.
    »Was ...
was habe ich denn getan?« preßte sie heraus, ohne den Blick von Cain wenden zu
können, der reglos auf dem Stuhl stand.
    »Wenn du
ein bessere Tochter gewesen wärst, dann hätte ich vielleicht deine Eltern nicht
umgebracht. Wenn du früher in ihr Schlafzimmer gekommen wärst, dann hättest du
mich vielleicht davon abhalten können. Was hast du zu deiner Entlastung zu
sagen, Mädchen?«
    »Woher
sollte ich denn wissen, daß du sie umbringen willst? Ich bin aufgewacht, habe
ein Geräusch gehört und bin hingelaufen. Ich wünschte, ich hätte sie retten
können. Ich habe sie doch geliebt!« Ihre Stimme war rauh vor Sehnsucht und
Verzweiflung. »Ich flehe dich an, nimm mir jetzt nicht auch noch Macaulay. Ich
flehe dich an. Er ist alles, was ich noch habe.«
    »Was
kümmert es mich?« Didier stellte seinen glänzend polierten Schuh auf die
oberste Strebe des Stuhls und tat, als wollte er ihn fortschieben. »Du bist ein
schlechtes Mädchen, Christabel van Alen. Du hättest deine Eltern retten können,
aber du hast es nicht getan. Du bist zu spät gekommen. Du verdienst diesen
Mann nicht. Deswegen nehme ich ihn dir fort.«
    »Nein! Ich
flehe dich an! Ich flehe dich an!«
    Sie schrie
auf. Das Dunkel um sie herum kam näher und näher.
    Didier trat
gegen den Stuhl.
    »Christal
... Christal ...« Die Stimme drang durch ihren Schrei. Es war ein rauhes,
tiefes Murmeln, das ihre Tränen fließen ließ.
    »Nimm mir
nicht auch noch ihn! Ich flehe dich an!« »Es war nur ein Alptraum! Hab keine
Angst!«
    Sie kämpfte
mit dem Mantel, in den sie gewickelt war, wand sich und riß plötzlich die Augen
auf. Sie setzte sich in dem rohgezimmerten Bett in der dunklen Hütte auf und
klammerte sich an Macaulay, als wäre er immer noch der Outlaw, der gleich in
Ketten von ihr genommen werden sollte.
    »Laß nicht
zu, daß er dich mir wegnimmt! Es tut mir so leid! 0 Gott, ich wünschte, ich
wäre rechtzeitig gekommen!« Sie holte keuchend Atem. Tränen strömten über ihre
Wangen.
    »Du hast
einen Alptraum gehabt. Das ist alles, Mädchen. Niemand wird dir etwas tun. Das
schwöre ich dir!« Macaulay strich ihr die Strähnen aus der schweißbedeckten
Stirn. »Siehst du? Du bist hier bei mir. Du bist sicher. Niemand wird mich dir
wegnehmen.«
    »Schlaf mit
mir«, flüsterte sie an seiner Brust. »Du hast dich erschreckt.«
    »Schlaf mit
mir«, wiederholte sie, während sie ihn festhielt, als könnte sie nicht recht
glauben, daß er wirklich bei ihr war, so warm, so lebendig.
    »Sag mir,
was du geträumt hast ...«
    Er konnte
den Satz nicht zu Ende bringen. Sie kniete sich vor ihn und küßte ihn, forderte
ihn so auf, das zu tun, was sie von ihm begehrte. War sie vorher die
widerstrebende Jungfrau gewesen, so wurde sie jetzt zur lüsternden Nymphe. Sie
wollte vergessen. Sie würde alles tun, um zu vergessen.
    Er stöhnte
und versteifte sich unter ihren Händen, als hätte er Angst, die Situation
auszunutzen. Doch der Kavalier in ihm war auch nur ein Mensch. Mit jedem
weichen, sehnsuchtsvollem Kuß auf seinem Mund schien
er dahinzuschmelzen. Bis der Gentleman schließlich verschwunden war und an
seiner Stelle der Outlaw trat, den sie so gut kannte, der, der sich seine
fleischlichen Genüsse holte, ohne zu fragen.
    Mit einem
befriedigtem Stöhnen registrierte sie, daß er ihre Küsse endlich erwiderte,
spürte seinen eisenharten Arm, der in erwachender Leidenschaft zupackte,
seine rauhen Lippen, die sie

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