Meagan McKinney
niemals von der
Wahrheit überzeugen lassen werden.«
»Als ob ich
das nich' wüßte.« Dixi rückte ihr Korsett zurecht, eine Aktion, die mit viel
Gezupfe, Gerüttel und Geschiebe ausgeführt wurde. Dixi zeterte und wetterte
die ganze Zeit wie ein Politiker. »Aber eines Tages is' das alles anders. Merk
dir gut, was ich sag', Christal. Ich werd' bei dieser Wahl da mitmachen. Was'n
Glück, daß wir hier in Wyoming sind. Wir ham' das Recht seit '69, un' jetzt
werd' ich's wahrmach'n. Alles wird sich hier ändern. Vielleicht kandidier'
ich sogar für'n Friedensrichter, um's ihnen allen zu zeigen. In South Pass hat
das 'ne Frau gemacht. Warum können wir das hier nich' auch?«
Dixi
starrte sie indigniert an, als könnte Christal ihre Frage beantworten.
»Ich würde
für dich stimmen«, bot Christal ihr an.
»Also, ich
werd' mir das ehrlich überlegen. Glaub ja nich', ich vergess' das einfach
wieder.« Sie befestigte die Häkchen vorne, schob ihre Röcke hinunter und
stolzierte als freier Mensch aus dem Gefängnis.
»Faulty
wartet im Saloon auf dich, Dixi.« Macaulay war eingetreten und blickte mehrmals
mit einem harten, erbarmungslosen Gesichtsausdruck auf Christal.
»Keine
Entschuldigung, Sheriff?« schniefte Dixiana:
»Ich habe
meinen Job erledigt, das war alles.« Er wandte sich an Christa). »Bist du
fertig?«
»Wo geht
ihr denn hin?« Dixi warf erst Cain, dann Christal einen Blick zu.
Cain
verschränkte die Arme vor der Brust, als wollte er Christal herausfordern zu
lügen, wenn sie es wagte.
Sie tat es
aber nicht.
»Ich bringe
Christal für eine Weile fort. Ich habe eine Hütte oben in den Bergen. Sie wird
einige Zeit mit mir dort bleiben.«
»Also sin'
Se auch weg, Sheriff? Aber Sie sin' doch eben erst hergekommen.« Dixi sah den
Sheriff an und hob eine
Augenbraue. Christal war nicht sicher, ob Dixi es
bedauerte, daß Cain ging oder nicht. Er war ein undurchschaubarer,
einschüchternder Mann ...
Dixi
bevorzugte unerfahrere, heranwachsende Jungen. Dennoch konnte Christal
erkennen, wie sehr Dixi sich von Macaulay angezogen fühlte. Sie hatte so etwas
noch nie gut verbergen können.
Cain räusperte sich. »Ich werde gelegentlich hinunterkommen, um mich um die
wichtigen Dinge zu kümmern,
die anstehen könnten. Diese Stadt braucht keinen Sheriff, der jede Minute
verfügbar ist. Ich werde da sein, wenn mich einer braucht.«
»Oh. Na,
das hoff' ich«, gab Dixi zurück, während ein sarkastisches
Lächeln um ihre hübschen Lippen flog. »Ich
mein', ich hab' keine Lust, daß noch irgendwem was abhanden kommt, und ich
dafür schuldig gemacht werd'.«
Sein
Mund verzog sich fast reumütig. »Ich hatte keine andere Wahl. Wenn es an mir gelegen hätte, wärest
du nie hier drin gewesen, das weißt du.«
»Ja, ja, sagen
Sie das dem Friedensrichter. Ich werd' mich zur Wahl aufstellen lassen, noch
nich' gehört?«
Cain schien
sich offenbar nicht zurückhalten zu können und gluckste. Dixi gab ihm einen
Klaps, und Christal fühlte eine seltsam ziehende Eifersucht.
»Paß auf dich
auf, ja, Christal?« sagte Dixi nun zum Abschied.
»Du auch
auf dich, Dixiana.« Mit einem elenden Gefühl sah Christal Dixiana nach. Die
Eifersucht war schon verebbt. Sie würde Dixi sicher nicht vergessen. Dixi war
der Typ Frau, an den man sich erinnerte. Aber sie würde allein zurechtkommen.
Es war ihr durchaus zuzutrauen, daß sie das Amt gewann.
Christals
Blick wanderte zu Cain. Nun gab es nichts mehr, was noch erledigt werden mußte.
Sie konnten gehen.
Er nickte
zum Tisch hin. »Nimm das Paket und steck es ein.«
»Was ist
es?«
»Sieh
nach.«
Sie öffnete
das Paket an einer Ecke. Ein himmelblauer Wollstoff kam zum Vorschein.
»Gefällt er
dir? Jan sagte mir, daß du ihn so bewundert hast. Man kann ein hübsches Kleid
daraus machen. Und ein besseres, als du trägst.« Er kam näher und streichelte
über ihre Oberarme.
»Ein
wunderschöner Stoff. Danke.« Langsam verpackte sie den Stoff wieder, während
sie darüber nachdachte, ob der Ausflug, den sie unternehmen wollten, bloß ein
Hinauszögern war, ein künstliches Verlängern der Zeit, die ihnen miteinander
blieb. Sie hatte Cain noch nicht davon erzählt, aber das Bild des Halbbluts
verfolgte sie noch immer und weckte eine Urangst in ihr, selbst wenn die
Vernunft ihr sagte, er wäre längst weitergezogen. Doch wenn sie ihre Augen
schloß, war er da und starrte sie mit seelenlosen Au gen an, Augen, wie die
ihres Onkels, und so erinnerte er sie daran, daß man ihr jederzeit
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