Meagan McKinney
haben Sie ihr Leben gerettet –
und das mehr als einmal, wie ich gehört habe. Ich könnte Sie dazu bringen, Sie
zu heiraten, aber ich bin Ihnen sehr dankbar, daß Sie Christabel zu Ihrer
Schwester zurückgebracht haben. Wie soll ich also jemanden bevormunden, in
dessen Schuld ich stehe?«
»Sie
glauben, ich mache mir nichts aus ihr?«
Sheridan
schwieg eine Weile. Dann sagte er ernst: »Nein. Ich weiß, daß Sie sich viel aus
ihr machen. Ich habe es bereits in Noble erkennen können. Es ist nur ...«
»Es ist
nur, daß sie plötzlich eine ganz andere Frau ist. Ein Mädchen, das ich nicht
kenne.« Cain blickte sich in der opulent ausgestatteten Bibliothek um.
»Vielleicht ein Mädchen, das ich auch niemals kennenlernen kann ...«
»In ihrem
Inneren hat sie sich nicht verändert. Zumindest ist noch alles vorhanden.«
»Das sagen
Sie, Sheridan, aber als sie um die Hand von Christals Schwester anhielten,
haben Sie ihr nicht all das abgenommen.« Cain machte eine Geste, die das Zimmer
einschloß.
Sheridan
lachte wieder sein seltsames Lachen. »Ich habe ihr viel mehr als das abgenommen
... ihren Ruf und ihre Position in der Gesellschaft. Hier in New York hat man
es gar nicht gerne, wenn ein Ire eine Frau aus den edlen Kreisen heiratet.«
»Alana
wirkt nicht gerade so, als ob sie darunter leidet.«
»Sie hat
der Gesellschaft auf die Zehen getreten, als sie mich heiratete. Es war der
Skandal des Jahrhunderts.« Sheridan stand auf und goß Cain nach. »Aber die
Leute kamen nach einer Weile wieder zu ihr zurück. Nur Alana konnte so etwas
erreichen.«
»Sie ist
eine bemerkenswerte Frau.«
»Beide
Van-Alen-Frauen sind das.«
»Ja.« Cain
stellte sein Glas ab. In der Stimmung, in der er sich befand, hätte er es am
liebsten gegen diese verdammten, schicken Wandbehänge geworfen. »Christal ist
durch die Hölle gegangen. Niemand weiß das besser als ich. Sie verdient all
diese Annehmlichkeiten, all den Luxus, auf den sie so lange Jahre verzichten
mußte. Sie verdient das Leben, das man ihr gestohlen hat, nachdem Didier ihre
Eltern ermordet hatte.«
»Christabel
braucht nichts von alledem.« Sheridan wies durch den Raum. »Glauben Sie mir.
Sie würde nicht glücklich damit werden.«
»Woher
wollen Sie das wissen?«
»Das weiß
ich besser als jeder andere, Cain.« Der Hauch eines Lächelns huschte über
Sheridans Gesicht. »Meine Frau hat es mir beigebracht.«
Das
Dinner wurde im
Speisesaal serviert. Fünfzig Leute waren da – eine kleine, intime Versammlung
für New Yorker Verhältnisse – eine riesige, unüberschaubare Menge für Cains
Geschmack. Die Kinder waren nun in ihrem Kinderzimmer, aber vor dem Essen
waren sie heruntergebracht worden, um die Gäste zu begrüßen. Cain bemerkte
amüsiert, daß die beiden Jungen mit ihrem dunklen Haar und den braungoldenen
Augen ihrem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten waren, während das
Neugeborene auf die Van Alens
kommen würde. Zu Cains Entsetzen war Christal mit dem Baby auf dem Arm zu ihm
gekommen und hatte es ihm gegeben. Ohne zu wissen, was er damit tun sollte,
hatte er das Kleine bloß steif und hilflos festgehalten, bis es zu jammern
begonnen hatte und die Frauen anfingen zu lachen. Auch Christal hatte gelacht
und es ihm schnell wieder abgenommen. Während sie das Baby beruhigte, hatte
Cain sie beobachtet. Das Kleine war erst ein paar Wochen alt, blond und hübsch
wie die Mutter und die Tante. Christal hatte mit sehnsuchtsvoller Freude den
Namen geflüstert: Christabel. Cain hatte es mit einem seltsamen Ziehen
in seinem Inneren registriert. Das Baby war nur ein weiterer Beweis dafür. daß
Christals Leben unentwirrbar mit dem der Sheridans verknüpft war.
Nach dem
Dinner beschloß
Christal, Cain von dieser Menge zu befreien. Es war eine kalte Nacht, aber sie hatte sich
eines von Alanas Satincapes umgewickelt. Sie nahm Cains Hand und führte ihn
hinaus auf die steinerne Loggia, die zur Fifth Avenue hinausging.
»Kannst du
dich schon an einige Namen erinnern? Es sind wirklich so viele Leute hier.« Sie
zupfte ihm ein Fädchen vom Kragenaufschlag – die vertraute Geste einer Ehefrau.
»Sie sind
alle sehr nett.«
»Ich mag
Eagan besonders –Trevors Bruder.« Sie lachte. »So ein Charmeur. Wenn er nicht
bis über beide Ohren in Caitlin verliebt wäre, würde ich ihn hoffnungslos
nennen.«
»Ja.«
»Und kannst
du dir vorstellen, daß Sheridans Schwester eine Duchess ist? Also wirklich! Ich
kann es kaum
erwarten, bis sie und der Duke nach New York kommen.
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