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Meagan McKinney

Meagan McKinney

Titel: Meagan McKinney Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: VA1 - Der Gigant und die Lady
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rauhe, tiefe Stimme ihren
Namen aussprach, empfand sie seine Fragen plötzlich als unerträglich
persönlich. Und sie mußte feststellen, daß sie ihn nicht belügen wollte.
    »Sie
antworten mir nicht, Mädchen.«
    »Ich will
nicht über mich sprechen. Das habe ich schon gesagt.«
    »Sie werden
es müssen. Ich kann Sie dazu zwingen. Sagen Sie mir, wo Sie an jenem Tag
hinfahren wollten. Und sagen Sie mir auch, warum.«
    »Nein«,
flüsterte sie und wappnete sich gegen seinen Zorn, der nun kommen mußte. Sie
brauchte nicht lange zu warten.
    Er packte
ihre Arme. In seiner Stimme lag leise Anklage. »Sie laufen fort, nicht wahr?«
    Sie
antwortete nicht, und Cain wurde wütend. »Ich will wissen warum. Und vor wem
Sie davonlaufen!«
    Sie
versteifte sich und wußte, daß er es spüren mußte, denn er hatte sie mit dem
Rücken fest an seine Brust gezogen. »Sagen Sie es mir«, sagte er, und sie
spürte seine heißen Atem an ihrer Wange.
    Wieder
empfand sie dieses seltsame Bedürfnis, ihm zu vertrauen. Sie hatten so viel
gemein. Sein Zuhause war zerstört worden wie ihres. Er war auf der Flucht, sie
war es auch. Er hatte den Strick um seinen Hals gespürt, während sie in ihren
Alpträumen jedesmal für den Tod ihrer Eltern, für Didiers Verbrechen, am Galgen
geendet hatte. Aber war dies alles genug, um ihm vertrauen zu können? Sie
konnte nicht sicher sein.
    »Was
kümmert es Sie, warum ich in der Kutsche war?« flüsterte sie. »Nach diesem
Dienstag werden wir uns nie wieder sehen. Was soll es Ihnen also bringen?« Und
wenn das Lösegeld kommt, wirst du vor dem Marshal davonlaufen. Es würde mich
nicht wundern, wenn er dich abknallt, bevor du noch Falling Water verlassen
hast. Der Gedanke ließ ihr Herz aussetzen. Aus irgendeinem merkwürdigen
Grund konnte sie es nicht ertragen, an seinen Tod zu denken. Es gab eine Art
Verwandtschaft zwischen ihnen, und unter anderen Umständen hätte dies
vielleicht zu mehr führen können. Sie glaubte fest daran, daß er in seinem
Inneren ein anderer, ein guter Mensch war, der sich durch sein gewaltsames,
rauhes Äußeres schützte. Er hatte ihr bisher nicht wirklich etwas angetan, bis auf die Tatsache, daß er sie gefangenhielt, und dennoch
beschützte er sie dabei, setzte sich selbst deswegen sogar Gefahren aus.
    Sie spürte
seine Wärme an ihrem Rücken, spürte sein Herz im Takt mit dem
Rauschen des Wassers schlagen. Sie versuchte, das Bild von ihm blutend zu
ihren Füßen zu verdrängen, er, tödlich verwundet durch den Marshai, der die
Geiseln rettete. Doch es ging nicht, und seltsame Trauer erfaßte sie.
    »Gehen
wir«, sagte er und schob sich von dem Fels, und während sie ihm folgte, konnte
sie nur noch an den Moment denken, in dem die Hand, die so warm um ihre lag,
auf einmal kalt werden würde.
    »Gib mir
den Spiegel«,
knurrte Boone Jake an.
    Cain und
Christal waren gerade vom Wasserfall zurückgekommen und beobachteten die
Szene, die sich vor ihren Augen abspielte. Christal war froh, daß es einen
Kampf geben würde. Sie haßte die beiden Männer – Boone wegen seines dumpfen
Glotzens, Jake um sein schmieriges Grinsen. Außerdem lenkte die schwelende
Feindseligkeit zwischen den beiden von ihr ab. Sie konnte die Blicke der
Männer nicht ertragen. Am wenigsten nun, da sie aus dem Wald
zurüccgekehrt waren. Ihr Schamgefühl allein bei dem Gedanken an das, was die
Kerle dachten, reichte bereits aus.
    Die
Spannung stieg, als Boone und Jake sich im Licht des
Feuers umkreisten. Boone griff einmal, zweimal nach dem Spiegel, dann trat er
Jake ohne Warnung kräftig in die Eingeweide. Ein Handgemenge entstand,
und Jake stürzte mit fliegenden Fäusten auf Boone zu. Zeke versuchte, die
beiden Männer zu
trennen, doch dann bekam auch er einen heftigen Kinnhaken ab und prügelte sich
lieber mit, als die beiden Streithähne zum Einlenken zu bewegen. Ein
richtiggehender Krieg wollte entbrennen, als Cain in den Lichtkreis trat.
    Die Männer
hielten augenblicklich inne. Es war deutlich zu sehen, daß sie befürchteten,
seinen Zorn erregt zu
haben. Cain warf ihnen nacheinander einen
verächtlichen Blick zu, dann setzte er sich schweigend ans Feuer. Die
unausgesprochenen Drohung allein
brachte die Männer dazu, die Fäuste zu senken.
Streitsüchtig folgten sie Cain mit den Augen, als wären sie Kinder –
allerdings gefährliche Kinder –
die soeben von ihrem Lehrer zurechtgewiesen worden waren. Sie trennten sich.
Jake knurrte und murmelte etwas und warf den Spiegel auf einen Haufen

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