Meagan McKinney
Angst. sie könnte ihn niemals überzeugen, und dann hätte sie sich für
nichts preisgegeben.
Sie holte
tief Atem und sog die Weite um sich herum in sich auf. In New York hatte sie
drei qualvolle Jahren in einer Anstalt verbracht. verwirrt, durcheinander und
voller Angst. daß die Lügen. die ihr Onkel verbreitet hatte, vielleicht wahr
wären. Dann war sie wie aus einem schlechten Traum aufgewacht und konnte sich
an die Wahrheit erinnern. Sie hatte geglaubt, daß sie eines Tages
Gerechtigkeit finden würde. Oder daß ihr Onkel sie finden würde. Weder
das eine noch das andere war bisher geschehen. Sie mußte ihr Geheimnis also
noch für sich behalten.
»Was hat
dieser Schweinehund Ihnen angetan?« Er legte ihr einen schwieligen Finger an
die Wange und drehte ihren Kopf zu sich, so daß sie ihn ansehen mußte.
Sein Blick
verriet, daß ihre Augen ihn verwirrten. Die meisten Menschen empfanden so. In
diesen Augen stand die Qual über einen furchtbaren und unerklärlichen
Schicksalsschlag.
»Was macht
das schon aus?« flüsterte sie. »Meine Vergangenheit gehört mir allein. Ich
wollte Ihnen erklären, daß
ich verstehen kann, warum Sie solch ein Leben führen. Auch ich habe Gründe für
meins.«
»Ich bin
ein Outlaw. Eine Frau wie Sie sollte nichts mit mir gemein haben.«
Der Vorwurf
in seiner Stimme entging ihr nicht. »Was wissen Sie denn schon über Frauen wie
mich?« »Ich dachte, eine ganze Menge.«
Ihr Blick
suchte den seinen. »Laufen Sie weg, Cain. Retten wir diese Männer in Falling
Water, retten wir uns. Sie können fortlaufen und nie mehr zurückblicken. Und
ich auch.«
Der leichte
Wind der Prärie zerrte an seinen Haaren, die Sonne glitzerte in seinen Augen,
die wie ein Stück
winterlichen Himmels wirkten. Eine kurze Sekunde lang glaubte sie, sie wären
verbunden, sie hatte eine Art Verständnis erreicht, wären wie zwei Kreaturen
im Wald geworden, die sich trotz dem Mantel der Dunkelheit erkennen. Doch
dieser Moment ging schnell vorbei. Cain gab seinem Pferd die Sporen. Sie ritten
im wilden Galopp nach Falling Water zurück, als wäre ein Flächenbrand hinter
ihnen her. Christal kehrte entmutigt ins Lager zurück. Macaulay Cain war nicht
der Mann, den sie sich in ihrer Hoffnung vorgestellt
hatte.
Kapitel 5
Es
dämmerte schon, als
sie das Lager erreichten. Cain fütterte und tränkte sein Pferd, bevor er
Christal befreite, damit sie sich um das Essen kümmern konnte. Ihr Geist
rebellierte bei dem Gedanken, eine Sklavin zu sein, aber sie wollte um jeden
Preis überleben. Und sie hatte
im Moment keine andere Wahl, als mehr schlecht als recht das Essen für ihre
Kidnapper zuzubereiten.
Als sie in
den Bohnen rührte, wurde ihr schlecht von der Hitze des Feuers. Der intensive
Geruch ließ sie
schwindeln, und mehr als einmal mußte sie sich setzen. Bis
auf eine halbe Waffel hatte sie noch nichts gegessen, seit sie in der Gewalt
der Männer war. Sie mußte
unbedingt bei Kräften bleiben, aber wenn dieser Abend
so wie der vergangene werden würde, war das Nahrungsangebot zu gering und kam
zu spät. Sie sollte den
Männer das Essen bringen, einen zweiten Topf vorbereiten,
der nach oben zum Saloon gebracht wurde, dann erneut Wasser aufsetzen, um das
ranzige Fett von
den Blechschüsseln zu waschen. Am Abend zuvor hatte
sie all dies getan, und als sie fertig war und essen konnte, war alles
aufgegessen – bis auf die Reste, die
die Männer übriggelassen hatten. Christal wollte lieber Hungers sterben, als
die Bohnen zu essen, die Kineson verschmäht hatte.
Sie
bediente die Männer, dann lehnte sie die Stirn an die Steine des Kamins und
schloß die Augen. Cain nahm sich
gerade ein zweites Mal von dem Essen, womit er den Topf leer machte. Auch
diesen Abend würde für sie nichts übrigbleiben.
Sie ließ
sich auf den Boden gleiten und versuchte, nicht an den nagenden Hunger zu
denken. Jeder Muskel in ihrem Körper schmerzte vor Erschöpfung. Der Ritt auf
Cains Appaloosa hatte ihr Hinterteil wundgerieben, vom Heben und Tragen der
Eisentöpfe tat ihr der Rücken weh. Ohne Nahrung, die sie stärkte, konnte sie
förmlich spüren, wie die Energie aus ihrem Körper und ihrer Seele schwand.
Cain
stupste sie an der Schulter an, und sie öffnete die Augen.
Er hatte zu Ende gegessen, aber statt seinen Teller auf dem Boden
stehenzulassen, bot er ihn ihr an. Halbvoll. Der Entführer, der sich um das
Wohl der Geisel kümmert. Sie konnte seine Reste essen oder verhungern. Sie sah
auf die Gabel, die Gabel, mit der er
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