Meagan McKinney
der Stimme zurück. Er stieß
den Bohnentopf mit dem Fuß auf Marmet zu und packte sie. Pete nutzte die
kurzfristige Ablenkung, um den Revolver aufzunehmen. Mit beiden Händen zielte
er auf den betrunkenen
Mann im Schaukelstuhl. »Laß sie los, Cain, oder ich schieße ihm ein Loch in den
Wanst.« Blitzartig hatte Cain seine Waffe gezogen, aber es war zu spät.
Pete hatte bereits eine Geisel. Marmet ruckte in
seinem Stuhl nach vorne und blickte erstaunt in den Lauf der Pistole. Seine
Hand fuhr zu seinem Halfter, und sein Entsetzen wuchs. als er es leer vorfand.
»Ich sagte,
laß sie los. Cain. Der Kerl da wird sterben, und danach du, wenn du es nicht
tust«, drohte Pete mit vor Anspannung brüchiger Stimme.
Im Raum war
es totenstill. Das einzige Geräusch, daß Christal hörte, war das Hämmern ihres
Herzen in ihrer Brust. Die Männer rührten sich nicht. Jeder hielt den Atem an.
Was würde Cain tun?
»Laß die
Waffe fallen. Junge. Du weißt nicht, was du da anrichtest«, antwortete Cain,
dessen Stimme so ruhig klang wie der Griff um seine Pistole war.
Marmet
griff nach seiner Winchester. Er zielte auf Pete und fummelte unsicher am Hahn
herum. Pete drückte ab,
und Sekundenbruchteile später fiel Marmet mit
einem sauberen Loch in der Stirn zu Boden. Christa) biß sich auf die Unterlippen,
um nicht zu schreien. Der Schuß klang in ihren Ohren. Blauer Qualm drang
aus Petes Revolver und hing in der Luft, und der beißende Gestank brannte ihr
in der Nase. Die anderen Gefangenen saßen wie erstarrt da. Niemand bewegte
auch nur einen Muskel.
Pete zielte
nun auf Cain. Seine Hand zitterte wild. »Laß sie los!« kreischte er. In seinem
Gesicht lag das nackte Entsetzen darüber, einen Menschen – vielleicht bald
zwei – getötet zu haben.
Cain zögerte
einen winzigen Augenblick, vielleicht, weil er an Petes Jugend dachte. Das
war ein Fehler. Pete drückte zum zweitenmal ab. Die Kugel schnitt durch Cains
Arm und prallte an der getäfelten Wand hinter ihm ab.
Cain stieß
sie aus dem Weg und warf sich auf den Jungen. Pete kämpfte tapfer um die Waffe
in seiner Hand, aber er war kein Gegner für den abgehärteten Outlaw, der sich
mit blitzartiger Geschwindigkeit bewegte. Er hatte Marmets Revolver in der
Hand, bevor Christal entsetzt Luft holen konnte.
»Tun Sie
meinem Sohn nichts. Bitte tun Sie ihm nichts!« rief Petes Vater, als Cain die
Waffe auf den Jungen richtete. Die Ketten rasselten laut, als der alte Mann
verzweifelt versuchte, sich zu befreien. Pete lag auf dem Boden
zusammengekauert.
»Das können
Sie nicht tun!« schrie Christal auf und zerrte an Cains Arm. Dann war sie mit
einem Satz bei dem Jungen auf dem Boden und riß ihn in ihre Arme, um ihn vor
Cains Zorn zu schützen.
Cain
überragte die beiden drohend, sein Gesicht kalt wie Stein. Er entsicherte die
Waffe, und sie wußte, daß der Instinkt zu töten wild durch seine Adern
pulsierte. Sein eigenes Blut tropfte geräuschlos seinen Arm hinunter.
Christal
sah ihn mit schreckensbleicher Miene an. Flehend flüsterte sie »Macaulay«, dann
wandte sie den Kopf ab. Sie wollte nichts sehen müssen.
Cains Blick
dagegen blieb an ihr hängen. Und langsam senkte er seine Waffe. Die
mörderische Wut in seinen Augen wich einer Art Verstehen. Er streckte sich,
schob Marmets Revolver in seinen Gürtel und hob das Gewehr auf, das neben der
Leiche lag. Dann packte er Christal und riß sie grob auf die Füße, als wäre sie
genauso leblos wie die Winchester. Sie streckte den Arm aus, um sich vor seiner
Gewalt zu schützen und berührte warmes, klebriges Blut.
Sie sah zu
ihm hoch. Von seinem linken kleinen Finger tropfte karminrotes Blut, so rot,
daß es schon fast schwarz wirkte. Als er sie zur Tür führte, hinterließ es
eine dünne Spur auf den Bodendielen.
Ihr war
übel. Aber Cains Miene erlaubte keinen Ungehorsam. Er bedeutete ihr zu folgen,
und sein Griff an ihrem Arm wurde fast schmerzvoll. Dennoch drehte sie sich
noch einmal um, um einen Blick auf die Gefangenen zu werfen.
Alles sechs
waren deutlich schockiert von dem Ausgang ihres Fluchtversuchs. Marmet war tot,
und seine Leiche lag fast auf ihren Füßen. Durch die zerborstenen Fensterscheiben
konnten sie Rufe hören und das flackernde Licht von herannahenden Laternen
sehen.
»Kommen
Sie«, sagte Cain, packte sie fest am Arm und zog sie aus der Tür.
»Ich will
bei ihnen bleiben«, bettelte sie, während sie die hölzerne Treppe in der
Dunkelheit hinuntertaumelte.
»Nein.«
»Aber sie
werden sie
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