Meagan McKinney
hören und zusehen, daß
man sie gehen ließ? Oder sollte sie ihre Vorsicht in den Wind schreiben, nach
dem Entschädigungsgeld greifen und hoffen, daß dies die Lösung all ihrer
Probleme war?
»Ein Penny
für Ihre Gedanken.«
Sie starrte
Mr. Glassie an. »Ich ... ich habe Sie nur gerade um Ihre schnelle Abreise
beneidet. Macaulay, äh, Mr. Cain sagte mir, daß die Overland-Kutsche erst in
zwei Tagen käme.«
»Sind Sie
denn so in Eile?«
Sie biß
sich auf die Unterlippe und dachte an Cain. Sie konnte zwei schöne Tage mit ihm
verbringen, ohne daß er entdecken mußte, wer sie war. Oder er konnte sie
verführen, mit ihm ins Bett zu gehen, sie verführen, ihm ihre Ehre und die
Wahrheit über ihre Vergangenheit zu schenken, und sie dann den Wölfen
vorwerfen, die sich U.S.-Marshals nannten. Ihre Blick verfinsterte sich. »Ich
... ich könnte eventuell früher abreisen müssen.«
»Nun, wenn
es so sein sollte, dann kann ich Sie natürlich gerne morgen früh mitnehmen.
Paterson hat telegraphiert, daß sie die Kutsche bis zur Morgendämmerung
geschickt haben wollen. Aber wohin möchten Sie denn?«
Sie
zögerte, denn sie wollte ihm nicht sagen, daß es ihr egal war. Es würde ihn nur
mißtrauisch machen. »Wo halten Sie zum ersten Mal?«
»South
Pass.«
Sie
schenkte ihm ein wunderschönes, warmes Lächeln. South Pass war nur einen
Steinwurf von Noble, ihrem ursprünglichen Ziel, entfernt. »Wunderbar. Wenn ich
mich dazu entschließe, bin ich morgen früh an der Kutsche.«
»Ohne
Eskorte?«
»Das geht
schon in Ordnung.« Sie lächelte wieder, um ihn einzulullen. »Sie erwähnen
niemanden gegenüber etwas davon, ja?«
Ein
eindeutig bezauberter Mr. Glassie nickte. »Tja, das geht nur uns beide an. Ich
sage nichts.«
Die Mandan
Frauen begannen nun, das Essen aufzutragen und machten damit ihrer
Unterhaltung ein Ende. Macaulay setzte sich neben sie, und sie erzählte schnell
etwas darüber, wie schwierig sie es fand, gute Qualitätsmöbel im Westen zu
finden, was Mr. Glassie dazu bewegte, einen zwanzigminütigen Vortrag zu halten.
Christal aß schweigend, wobei sie mit halbem Ohr Mr. Glassie lauschte und sich
um so stärker Macaulays Anwesenheit bewußt war. Sie nahm jeden Atemzug, jeden
Schluck aus der Tasse, jede Gewichtsverlagerung auf der rauhen Bank wahr. Sie
hätte gern gewußt, ob er sich ihrer ebenso bewußt war, und blickte zu ihm. Und
dann trafen sich ihre Augen jedesmal, wenn sie ihm einen verstohlenen Blick zuwerfen
wollte. Die wortlose Unterhaltung zweier Liebenden.
Nach dem
Essen packte Judd,
der Overland-Kutscher, eine Fidel aus, und begann, einen ruhigen Walzer zu
spielen. Kaffee und Whisky ließen sich angenehm
trinken, obwohl Christal nicht gewohnt war, Alkohol zu trinken. Sie wollten
entspannen, ihre Vorsicht
ablegen, was eine unmögliche Sache zu sein schien, solange sie sich im Fort
aufhielt und von Gesetzesleuten umgeben war.
Macaulay
lehnte sich in seinem Stuhl zurück und legte unbekümmert seine Stiefel auf die
Bank, auf der sie saß.
Sie überlegte, wie sie das Thema über das Overland
Geld anschneiden sollte. Wenn die Entschädigung nicht hoch genug war, wäre
ihre Entscheidung, mit
Mr. Glassie abzureisen, ein leichtes. Wenn die Summe königlich ausfiel, würde
sie bleiben, egal, wie riskant es sein mochte. Noch fehlten ihr die entscheidenden Informationen. Aber sie hatte Zeit bis zum Sonnenaufgang, um es
herauszufinden.
»Wann
denkst du, wird man uns unsere Besitztümer zurückgeben?« fragte sie, während
sie sich umblickte,
als wäre sie nicht wirklich an einer Antwort interessiert. »Ihr habt noch
sieben Goldstück von mir.«
»Na, mach'
dir keine Sorgen. Du kannst sie hier sowieso nicht ausgeben.«
»Ja, aber
...«
»Außerdem
wirst du mehr als nur die sieben Goldstücke bekommen, wenn Terence Scott
ankommt. Ich habe gehört, er will euch alle hübsch für die Ängste bezahlen, die
ihr ausgestanden habt.«
»Wie
hübsch?« Sie runzelte die Stirn. Hatte ihre Stimme zu hastig geklungen?
»Sind wir
etwas gierig, hm?«
Sie sah ihn
an. Er schenkte ihr ein spitzbübisches Grinsen.
»Nein, nun ... doch, ja, stimmt«, stammelte sie. »Ich ... ich habe bloß nicht
viel Geld. Ich hatte niemals daran gedacht, daß wie von der Gesellschaft etwas
bekommen.«
»Ich habe
etwas von fünfhundert gehört.«
Christals
Augen weiteten sich. »Dollar?« fragte sie keuchend.
»Nun,
Kuhfladen wird er nicht dabei haben.«
Sie trank
noch einen Schluck von dem versetzten Kaffee. Fünfhundert Dollar
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