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Meagan McKinney

Meagan McKinney

Titel: Meagan McKinney Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: VA1 - Der Gigant und die Lady
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wollte, aber sie hatte
weder die Zeit noch die Gelegenheit. Sie würde ihn wahrscheinlich niemals
wiedersehen. Am Morgen würde sie
fort sein. Und Falling Water würde nur noch als Erinnerung bleiben.
    Er tappte
mit dem Fuß auf den Holzboden, und sie konnte sehen, wie deprimiert er war. Er
wollte diese Nacht bei ihr bleiben, aber er hatte keine Möglichkeit, dies hier
in der Zivilisation ohne Komplikationen zu tun.
    »Pete hat
recht, weißt du«, sagte sie, denn sie dachte an all das, was er wollte.
begehrte, und wie unanständig dies in den Augen der Gesellschaft eigentlich
war. »Du bist nicht gerade ein Gentleman. Ich sehe es dir an den Augen an.«
    »Verdammte
Situation. Es ist vollkommen albern, dir edle Gedichte vortragen und dir im
Salon den Hof machen, nach allem, was wir zusammen erlebt haben.«
    »Ja, das
ist es wohl.« Sie schwieg einen Moment. Wie wahr seine Worte waren! Mit ihrer
Vergangenheit konnte man sie kaum noch als Frau bezeichnen, die sich langatmig
umwerben lassen wollte. Und er war kein Romeo. Sie hatte ihn in Falling Water
töten sehen. Sie hatte einen Blick auf eine Seite von ihm erhascht, die hart
und gewalttätig und mit Gnade und Sanftheit nicht vertraut war. Die Regierung
hatte in ihm gewiß einen guten Mann – der Krieg war sein Schulmeister gewesen.
Er hatte ihn gelehrt, wie man kämpft. Und wie man gewinnt und verliert.
Macaulay Cain war ein Mensch, der tat, was er tun mußte, egal, wie schwierig es
sein mochte, und er erwartete dasselbe auch von anderen. Seine Härte machte
ihn um so anziehender, denn sie hatte sich der Täuschung hingegeben, daß er
sie beschützen könnte, aber sie hatte sich geirrt. Es machte ihn nur
gefährlich. Für ihn gab es nur richtig oder falsch, dazwischen war nichts. Als
der Krieg verloren war, hatte er nichts mehr gehabt, an das er sich klammern
konnte – nur noch dieses Ideal. Und
sie konnte verstehen, daß er Marshal geworden war.
Seine Welt hatte keine Ordnung mehr besessen – das Gesetz stellte die Ordnung
wieder her.
    Wenn er
herausfand, daß sie in New York gesucht wurde,
würde sein persönliches Ehrgefühl nichts anderes zulassen, als dem Gesetz zu
entsprechen. Und das war es,
das ihr am meisten Angst machte. Denn sie glaubte einfach nicht mehr an Gesetz
und Gerechtigkeit.
    Entschlossen,
am Morgen abzureisen, sah sie ihn an. Wie sollte sie ihm nur Lebwohl sagen?
    »Wirst du
heute nacht gut schlafen?« flüsterte er. Er sprach das Wort allein nicht
aus.
    Sie
antwortete nicht. Wenn er Bedauern in ihrer Stimme hörte, würde es sie niemals
gehen lassen. »Du wirst mir fehlen, Liebes«, sagte er weich.
    Sie schloß
die Augen und roch den Whisky in seinem Atem. Sie wollte ihn so gerne kosten.
In dem Versuch, ihre
Reaktion zu unterdrücken, sah sie auf ihre Hand, in der die Splitter steckten.
Zwei blutrote Tropfen befleckten die Rose. Tränen. Ihre Stimme war heiser, als
sie fragte: »Du hast mir nie gesagt, was du für Pläne hast. Wo gehst du hin,
wenn du hier fertig bist?«
    »Ich habe
meinen letzten Job in einer Gang erfüllt. Ich werde mich wohl irgendwo
niederlassen und mir eine nette, ruhige Aufgabe suchen. Es gibt Gerüchte, daß
in Washington eine auf mich wartet.««
    »Was immer
du tust, du wirst es gut machen.« »Willst du mit mir nach Washington kommen?«
Sein Angebot erschütterte sie. Es kam so unerwartet. »Ich
...«
    »Wir könnte
für eine Weile dort hingehen«, schnitt er ihre Antwort ab. »Wir könnten sogar
einen Abstecher nach New York machen. Ich würde dir das schönste Kleid
diesseits vom Atlantik kaufen.«
    Ihr Herz
setzte aus. Sie sprach ein stummes Dancgebet, daß sie in der Dunkelheit standen
und er ihr Entsetzen nicht aus ihrer Miene ablesen konnte. »Ich ... ich kann
nicht ... mit dir gehen. Ich muß woanders hin.«
    »Wohin?«
fragte er und der Tonfall seiner Stimme ließ kein Schweigen zu.
    »Ich muß
mein Leben weiterführen.«
    »Aber wo?« fragte er nochmal, und seine Geduld schien am Ende.
    Sie schaute
auf in sein Gesicht, das ihr so nah war. Die Sekunden verstrichen. Die
restliche Zeit, alles, was sie hatte, rann durch ihre Finger wie feiner, weißer
Sand.
    »Wir können
morgen darüber reden.« Sie packte den Türknopf ihres Zimmers, und in diesem
Moment wurde sie sich der Endgültigkeit des Abschieds bewußt.
    Sie würde
ihn niemals wieder sehen. Nie mehr seine harten Gesichtszüge im weichen
Mondlicht sehen.
Niemals mehr seine scharfen Befehle oder zärtlichen Worte hören. Es würde
keine Gelegenheiten mehr

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