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Meagan McKinney

Meagan McKinney

Titel: Meagan McKinney Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: VA1 - Der Gigant und die Lady
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ihre Gedanken wanderten immer wieder
zu den Münzen. Sie war absolut mittellos. Irgendwann an diesem Tag würde sie in
Noble ankommen und nichts weiter haben, als das Kleid auf ihrem Körper. das
auch noch zu groß war. Jeder würde sie für eine Hure halten. Sie konnte es auch
keinem verdenken. Aber wenn sie etwas Geld besäße, dann könnte sie sich für
die Nacht ein billiges Zimmer nehme. Nadel und Faden besorgen, und das
Ballkleid in etwas Dezenteres umwandeln. Dann hätte sie wenigstens eine
Chance, eine vernünftige Arbeit zu bekommen. indem sie beim Faro Karten ausgab.
Getränke servierte und tanzte.
    Draußen
färbte sich der Himmel zu einem schweren Grau. Sie hatte nicht viel Zeit.
    Lautlos
öffnete sie die Tür. Das Tor war verschlossen, die
Wachen postiert. Die Kutsche war noch nicht angekommen. In dem Schatten glitt
sie zur Tür nebenan. Sie legte das Ohr ans Schlüsselloch. Das Atmen kam laut
und regelmäßig. Cain schlief wie ein Toter.
    Sie öffnete
die Tür. Sie quietschte erbärmlich, und Christal hielt mitten in der Bewegung
inne. Doch' Cain bewegte sich nicht. Mutiger geworden, trat sie in den kleinen
Raum. Er lag ausgestreckt auf einer Armeepritsche und war nur mit seiner
schwarzen Hose und 'seinen Hosenträgern bekleidet. Seine Brust, großzügig mit
schwarzen Haaren bedeckt, hob und senkte sich bei jedem seiner tiefen Atemzüge.
Ein Arm lag über seinen Augen, sein Mund stand leicht offen. Er strömte
Whiskygeruch aus. Neben ihm auf einem kleinen Tisch und auf dem Boden lagen die
Münzen verstreut herum.
    Auf
Zehenspitzen näherte sich Christal dem Tisch und freute sich über das Licht,
das plötzlich durch das kleine Fenster hineindrang, als die Sonne sich endlich
am Horizont erhob. Sie wußte, sie durfte sich jetzt nicht aufhalten, aber sie
konnte nicht gehen, ohne wenigstens noch einen letzten Blick auf ihn geworfen
zu haben.
    Die Zeit
schien sich für einen Augenblick ins Unendliche zu dehnen. Sie stand über ihn
gebeugt und betrachtete seinen unwürdigen Zustand. Sein Haar war zerzaust und
wirkte fast schwarz im Kontrast zur weißen Baumwolle des Lakens. Er hatte sich
am Abend zuvor noch rasiert, doch schon erschien wieder der dunkle Schatten nachwachsender
Bartstoppeln auf seinem Kinn. Warum war er losgezogen und hatte sich betrunken?
Vielleicht rannte sie vor einem seiner Gründe davon. Sie fühlten sich
zueinander hingezo gen, aber es konnte nicht richtig sein. Es würde niemals
richtig sein.
    Es tat ihr
weh, nur daran zu denken, wie eines Tages seine Frau so wie sie jetzt auf ihn
hinabsehen würde. Sie wäre früh auf, um Kaffee zu machen, und würde ihn so
daliegen sehen. Sie würde zärtlich seine Stirn berühren und ein kleines
wissendes Lächeln lächeln, wenn sie an die wilde Nacht zuvor dachte. Und dann,
wenn sie gerade wieder in die Küche gehen wollte, würde Cains Hand
hervorschießen und sie ins Bett zurückziehen ...
    Cain stieß
plötzlich einen lauten Schnarcher aus, der Christal unsanft aus ihren Träumen
riß.
    Leise
begann sie, sich nach jedem Penny zu bücken, der auf dem Boden lag – ein
Hungerlohn verglichen mit den sieben Goldstücken, die sie zurücklassen mußte.
Alle zusammen ergäben höchstens ein paar Dollar. Wahrscheinlich hatte er den
größten Anteil seines Geldes für die Flasche ausgegeben, die nun geleert neben
der Pritsche lag.
    An einem
Haken fand sie neben seinem Mantel sein rotes Halstuch und knotete die Münzen
darin ein. Dann schob sie es zwischen ihre eingeschnürten Brüste. Mit ein bißchen
Glück –von dem sie in letzter Zeit nichts abbekommen hatte – würde das Geld
dort sicher sein.
    Cain
stöhnte, und ihr Herzschlag beschleunigte sich. Sie machte einen Schritt auf
die Tür zu, aber in ihrer Nervosität übersah sie die Flasche. Sie stieß dagegen
und hielt den Atem entsetzt an, als diese klackernd über den Boden rutschte und
mit einem dumpfen Laut an der Wand gebremst wurde.
    Sie stand
reglos wie eine Puppe da, überwältigt von dem schrecklichen Gedanken daran, daß
er aufwachen
könnte. Erleichtert entdeckte sie, daß er sich nicht bewegte, nur sein Atem war
ruhiger geworden. Plötzlich stöhnte er erneut auf und rollte sich auf den Bauch
herum, wobei die gelösten Bänder seiner Hose viel Haut zeigten. Dann setzte das
Schnarchen wieder ein.
    Grimmig
wischte sie den Schleier ungeweinter Tränen aus den Augen. Sie hatte keine
Zeit mehr. Wahrscheinlich waren die Reporter schon auf dem Weg nach Camp
Brown. Ein letztes Mal sah sie ihn an.

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