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Meagan McKinney

Meagan McKinney

Titel: Meagan McKinney Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: VA1 - Der Gigant und die Lady
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in ihrem Haar wühlte.
Bis Sprechen nicht mehr möglich war.
    Cain riß
die Augen auf. Er war schweißgebadet, obwohl das Zimmer so kalt war, daß sich
eine hauchdünne Schicht Eis in der Waschschüssel gebildet hatte.
Orientierungslos blickte er sich um. Dann sah er an sich herunter auf seine
Hose. Himmel!
    Er
stolperte auf seine Füße. Seine Glieder waren bleischwer, sein Kopf schmerzte,
als wäre die gesamte Maine 34th darübergetrampelt. Mit einer zitternden Hand
strich er sein Haar zurück.
    Er mußte
sie sehen.
    Er griff
nach seinem Halstuch, um sich abzuputzen, aber das Tuch war vom Haken
verschwunden. Und sein Geld war ebenfalls fort. Die Münzen, die er, soviel er
sich erinnerte, auf den Tisch geworfen hatte, waren aufgesammelt worden. Das
einzige Indiz, daß er sie gehabt hatte, war ein vergessener Kupferpenny, der
zwischen zwei Holzbohlen auf dem Boden gerollt war.
    Zähneknirschend
zerbrach er das Eis in der Waschschüssel und begann seine Morgentoilette. Er
hatte keine Ahnung, warum er sich beeilte. Er wußte ohnehin, was er vorfinden
würde. Das furchtbare Gefühl, das er aus den letzten Jahren im Krieg kannte,
überfiel ihn.
Alles war sinnlos. Manche Dinge konnte man nicht retten, so sehr man sich auch
bemühte.
    Endlich
angzogen, stürzte er in das Zimmer neben dem seinen. Sie war nicht dort. Er
konnte in der Messe nachsehen, aber es würde nichts nützen. Tief in seinem
Inneren wußte er, daß sie fort war. Fortgelaufen, wie jemand auf der Flucht.
    »Wer bist
du?« flüsterte er in dem leeren Zimmer, während er wünschte, sie hätte etwas
zurückgelassen, was er berühren, riechen konnte. Dann fiel ihm etwas ein, und
er wühlte in der Tasche seiner Weste. Sieben Goldstücke funkelten in seiner
Hand. Er konnte es nicht begreifen. In ihrer Eile fortzukommen, hatte sie sich
mit Pennys begnügt, wo sie ein Vermögen hätte haben können.
    Seine
kalten, grauen Augen blitzten vor Zorn. Als spräche er einen stummen Schwur,
schloß er die Finger um die Münzen. Er würde schon erfahren; warum sie heute
geflohen war.
    Und er
würde dafür sorgen, daß sie selbst es ihm erklärte.

Kapitel 12
    I gave this Miss a parting kiss,
    Mark
well what I do say!
    I
gave this Miss a parting kiss.
    When
I got on board, my money I missed.
    I'll
go no more a-rovin' with you, fair maid.
    (Ich gab
der Miss einen Abschiedskuß, hör zu, was ich dir sag'!
    Ich gab
der Miss einen Abschiedskuß, als ich an Bord ging, fehlte mein Geld.
    Mit dir
will ich nichts mehr zu tun haben, edle Maid.)
    November 1875
    »Bessenheit
äußert sich in
vielen Symptomen. Er zeigt alle davon, fürchte ich.« Rollins rutschte voller Unbehagen
in dem Ledersessel hinter seinem Schreibtisch hin und her, vor dem der
Gentleman stand. Dieser blickte gedankenverloren aus dem Fenster. Ein
Schneesturm hatte die Stadt überfallen. Die Kutschenräder waren durch Kufen
ersetzt worden, es waren mehr Schlitten als Zweispänner auf den Straßen zu
sehen. Das Willard's City Hotel war bei diesem ungemütlichem Wetter
ungewöhnlich still. Die Fenster, die seit Jahren leidenschaftlos auf die
Auswürfe von Macht, Korruption und – seltener – Heldentum gestarrt hatten,
waren nun mit weichem Weiß gerahmt. In dem Blizzard wirkte das Gebäude wie
eine eckige, geisterhafte Erscheinung mit leeren Augen.
    »Ich
dachte, Cain wollte die harte Tour aufgeben.«
    Rollins
Antwort war ein Glucksen.
    Dem Mann
entging das Komische an seiner Antwort. »Dann geht es also um eine Frau? Gott
schütze uns. Hat er deswegen unser Angebot abgelehnt?«
    »Wenn Cain
diese Sache überlebt, dann wird er mehr als bereit sein, für Sie zu arbeiten,
Sir. Geben Sie ihm ein Jahr, dann kratzt er an der Tür zur Schatzkammer, um
eingelassen zu werden.«
    »Warum
entscheidet er sich erst jetzt? Ich dachte, alles wäre geregelt, wenn er einmal
in Washington ist.«
    Rollins
schüttelte den Kopf. »Er hat versucht, sie zu vergessen, Sir, aber Sie wissen
ja, wie so was geht. Man versucht, eine bestimmte Vorstellung zu vergessen,
und schon wird sie dominierend.«
    »Wir
brauchen Cain aber hier. Ich war von ihm beeindruckt, seit ich ihn zum ersten
Mal bei Shiloh getroffen habe. So wie er hat noch niemand für die Marshals gearbeitet.
Er ist der richtige Mann für diese Stelle.«
    »Der
Geheimdienst wird auch noch im nächsten Jahr hier sein. Und ich kann Ihnen
versichern, Mr. President, wenn Cain zurückkommt, kann er dieser Aufgabe seine
ganze Aufmerksamkeit widmen.« Rollins lächelte schief. »Aber

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