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Meagan McKinney

Meagan McKinney

Titel: Meagan McKinney Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: VA1 - Der Gigant und die Lady
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packte
ihren Arm so fest, daß es weh tat. Der Zorn auf seinem Gesicht raubte ihr den
Atem: »Herumhuren? Ist es das, was dir paßt? Das kann ich nicht glauben! Die
Frau, die ich in Falling Water kennengelernt habe, war keine Hure.«
    »Vielleicht
weißt du überhaupt nichts von der Frau, die du in Falling Water kennengelernt
hast«, sagte sie atemlos und versuchte, ihm ihren Arm zu entziehen. Sie haßte
es, ihm zu bestätigen, was er glaubte. Aber er mußte das Interesse an ihr
verlieren und wieder nach Washington reisen, und sie sah keine andere
Möglichkeit, dies zu erreichen.
    »Bist du
eine Hure, Christal? Hast du gelernt, es zu genießen, seitdem ich dich das
letzte Mal sah?«
    Seine
Verachtung tat ihr in der Seele weh, doch sie konnte sich nicht erlauben,
deswegen aufzugeben. Sie hatten keine gemeinsame Zukunft. Sie hatten nie eine
gehabt. Warum sollte sie also das Unvermeidliche hinauszögern? Er mußte wieder
dorthin zurüccgehen, wo er hergekommen war, und sie mußte weiter Geld
verdienen, bis sie genug zusammengespart hatte, daß sie gegen ihren Onkel
vorgehen konnte. Sie konnte ihm niemals die Wahrheit sagen, solange er diesen
Blechstern auf der Brust trug – sie hatte keinen Beweis, der sie von dem Mord
an ihren Eltern freisprechen konnte. Ein Geständnis würde entweder seinen
Glauben an das Gesetz oder seinen Glauben an sie vernichten. Und sie wollte
lieber die Schande über sich ergehen lassen, sich als das zu bezeichnen, das
sie nicht war, als feststellen zu müssen, daß sein Glauben an sie – und seine
Gefühle – nicht so stark waren, wie sie es sich in ihren Träumen wünschte.
    »Warum
gehst du nicht einfach wieder nach Washington zurück, Macaulay?« Ihre Stimme
kam als dringendes, verzweifeltes Flüstern. »Du hast hier doch nichts wirklich
zu suchen. In Noble gibt es nichts für dich, also kannst du genausogut wieder
nach Osten reisen.«
    Er starrte
sie einen scheinbar unendlichen Moment an, als versuchte er, sich mit dem
Gedanken anzufreunden, daß sie wirklich zu dem geworden war, was er befürchtet
hatte. Sie konnte die Schlacht sehen, die in seinem Inneren tobte, und sie war
sich nicht sicher, welche Seite gewonnen hatte, als er nun ihre Tasche nahm und
deren Inhalt auf ihre dünne, strohgefüllte Matratze auskippte.
    Es war die
Witwentracht, die ihn fesselte. Er berührte das schwarze Kleid und strich fast
genießerisch über den Stoff und das Mieder. Sie wich zurück, verängstigt von
seiner scheinbar bedeutungslosen Obsession, doch er packte sie blitzschnell um
die Taille, und hielt ihr das schwarze Kleid an, als wollte er sich in
Erinnerung rufen, wie sie darin aussah.
    »Bitte«,
sagte sie und versuchte, sich loszumachen. Doch er hielt sie fest.
    »Dieser
verdammte Anblick verfolgt mich.« Er stand so nah bei ihr, daß sie seinen Atem
auf ihrer Wange spüren konnte. »Du hast ziemlich hübsch in dieser Aufmachung
ausgesehen, Mädchen. Dein Haar ist wie gesponnes Gold auf dem schwarzen Stoff.
Deine Haut ist ... rosig und durchscheinend. Als ich dich in dieser Aufmachung
sah, wollte ich dich beschützen. Und nun sagst du mir, das war alles nur
gespielt. Du bist gar keine Witwe, richtig?«
    Sie hatte
das Lügen so satt. Langsam schüttelte sie den Kopf.
    Er sah ihr
tief in die Augen. Sie sah das Aufleuchten von Zynismus in seinem Blick. In
Falling Water hatte er eine Art respektvolle Distanz zu ihr gehalten, weil er
sie für eine Lady gehalten hatte. Nun, da sie seine schlimmsten Befürchtungen
nicht widerlegt hatte, war dieser Respekt fort und an seiner Stelle war eine
Vertraulichkeit getreten, die ihr die Persönlichkeit und ihre Einzigartigkeit
nahm. Er sah sie nun an, als hätte er schon gut hundert Frauen wie sie angesehen.
Und obwohl sie sich sagte, sie hatte genau das erreichen wollen, ja vielleicht
sogar müssen, tat es ihr so weh wie nichts sonst zuvor.
    »Hast du
jemanden betrogen? Hast du deswegen Witwenkleider angezogen? Um sie
auszutricksen?«
    Sie
schüttelte den Kopf und fand es plötzlich schwer, ihm in die Augen zu blicken.
»Ich kleide mich auf Reisen so, weil ich dann besser behandelt werde.«
    »Ich
verstehe. Vermutlich würde ich dasselbe tun. Selbst ich muß zugeben, daß ich
nicht so ritterlich mit dir umgegangen wäre, wenn ich gewußt hätte, daß du bloß
eine Hure bist.«
    Ihre Wangen
röteten sich vor Ärger, aber sie protestierte nicht. Je früher er sie genug
verachtete, desto eher würde er auf seinem Pferd die Stadt verlassen. »Ich habe
dich nicht

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