Meagan McKinney
entkommen.
»Wir werden
wohl die Zeit totschlagen müssen, bis diese verdammte Brut uns wieder nach
Hause läßt«, sagte er ruhig.
Alana
sackte in sich zusammen. Er machte eine Geste zum Pavillon hin, und gemeinsam
gingen sie hinüber.
Die Minuten
dehnten sich zu Stunden, während das Licht langsam vom Himmel sank. In Fenian
Court wurde das Gas angezündet, und die zahlreichen Fenster schimmerten wie
Diamanten. Es war wunderschön anzusehen, wie der riesige Palast in der
Dunkelheit leuchtete, aber die Nachtluft wurde kalt, und Alana schauderte,
besonders, als sie Trevor ansah, der im Schatten saß.
»Will sie
uns die ganze Nacht hier draußen lassen?« flüsterte sie mit zögernder Stimme.
»Das will
ich verdammt nochmal nicht hoffen«, war seine barsche Antwort.
»Du mußt
ihr die Situation erklären, Trevor. Sie hält unsere Ehe offenbar für etwas, das
sie nicht ist.«
»Ich will ihr die Illusion nicht nehmen.«
»Und eine
Annullierung würde die Illusion lassen?«
Er schwieg.
Obwohl sie seine Augen nicht sehen konnte, sagte ihr jeder ihrer weiblichen
Instinkte, daß sein Blick fest auf sie gerichtet war. »Eine Annullierung muß
nicht den Zynismus bergen, den unsere Abmachung noch hat.«
Sie nickte,
Es war ein leichtes, ein Ende zu machen, wenn man wenigstens vorgeben konnte,
man hätte die Ehe versucht. Es war aber etwas anderes, einzugestehen, daß eine
Ehe von Anfang an nur eine Farce gewesen war. Deprimiert und ohne Lust auf Konversation
wandte sie sich ab und suchte Trost in der Schwärze der Nacht und dem
beißenden Seewind.
»Du
frierst«, stellte er fest.
Sie legte
die Arme um ihren Oberkörper. »Ich hatte nicht gedacht, daß ich die Nacht hier
verbringen würde.«
»Hier.« Er
war so nah, daß sie seinen Atem in ihrem Haar spüren konnte. Er legte ihr
seinen Rock um die Schultern, wobei seine warmen Hände über ihre zarte Haut
strichen.
Seine
Berührung ließ sie erstarren. Sie konnte ihn nicht einmal dankbar ansehen.
»Warum hast
du Stevens nicht geheiratet?« flüsterte er mit rauher Stimme.
Weil es
keine andere Erklärung gab, sagte sie: »Anson war nicht der Richtige für mich.«
»Wie kann
jemand noch geeigneter sein als dieser Mann? Seine Familie ist doch die Creme
de la creme.«
Sie
ignorierte seine bissigen Worte und schloß die Augen, um den Mann aus ihren
Träumen zu beschwören. Sie hatte sich schon so lange ausgemalt, wie er wohl
sein mochte. Sie hatte den Traum jederzeit aufkommen lassen können, doch
dieses Mal fiel es ihr plötzlich schwer. Das alles schien auf einmal so weit
entfernt, wie Erinnerungen aus einem anderen Leben. »Es gibt andere
Qualitäten, die mir wichtiger sind als Abstammung, auch wenn du das Gegenteil
zu glauben scheinst.«
»Zum
Beispiel?«
Sie holte
tief Atem. »Ich möchte einen lieben Mann. Er soll zartfühlend, intelligent und
stark sein. Seine Abstammung oder die Menge an Geld in seinen Taschen ist mir
nicht wichtig.«
Er schwieg
einen Moment. Dann fragte er: »Dieser Mann, den du beschreibst... ist es der,
den du in Brooklyn einen Tag vor unserer Hochzeit besucht hast?«
Sie
wirbelte herum, und es verschlug ihr die Sprache. Er wußte von Brooklyn.
Ihr Herz machte einen Satz. Hatte sie sich umsonst geopfert? Der Gedanke
brachte sie fast um.
Zu gern
hätte sie sein Gesicht gesehen, als sie ihn anfauchte: »Du hast versprochen,
nicht in meinen Angelegenheiten herumzuschnüffeln! Bist du mir nach
Brooklyn gefolgt?« Ihre Stimme überschlug sich. »Ich habe dich nur geheiratet,
weil du mir dein Versprechen gegeben hast!«
»Ich weiß
nicht, was du in Brooklyn gemacht hast.« In der Dunkelheit streckte er seine
Hand aus und berührte ihre Wange. »Ich weiß nur, daß wir nun verheiratet sind
und daß mir dieses Versprechen mit jedem Tag weniger gefällt.«
»Du kannst
es nicht zurücknehmen.« Sie wandte sich ab und haßte die Gefühle, die seine
Berührung in ihr erweckten.
»Sag mir,
daß du dort nicht mehr hingehen wirst.«
Sie rückte
von ihm ab, während die Furcht ihre Brust einengte. »Nein. Ich muß dort wieder
hin.«
Er schwieg,
und auch das leise Plätschern der Wellen gegen die Pfeiler konnten die Wut in
seiner Stimme nicht verdecken. »Wie gut ich jetzt Stevens' Niedergeschlagenheit
verstehen kann. Weiß er von Brooklyn?«
»Keiner
weiß es.« Sie ergriff seinen Arm, wobei ihr die harten Muskeln unter seinem
Hemdsärmel nicht entgingen. »Ich flehe dich an... misch dich nicht in mein
Leben. Ich tue alles, was ich kann, um
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