Meagan McKinney
mich, Alana. Aber warum sollte ein Frau wie du jemals einen Mann wie
mich lieben? Nenn mir einen einzigen vernünftigen Grund.«
Sie spürte
seinen Rückzug, und Tränen brannten in ihren Augen. »Es gibt keinen
vernünftigen Grund für Liebe, Trevor. Ich will dich noch nicht einmal lieben.
Du hast fast mein Leben ruiniert, und du hast mir oft genug weh getan. Ich weiß
nur, daß ich dich liebe, und obwohl du mich mit beiden Händen immer
wieder verstößt, glaube ich, daß ein winziger Teil von dir mich ebenfalls
liebt!«
Er schwieg
mit unbewegtem Gesicht. Es tat ihr weh, daß er keine Antwort gab, aber sie war
entschlossen, tapfer zu sein. Sie würde für ihre Ehe kämpfen. Sie würde sich
in Geduld fassen und ihm Zeit geben. Stets hatte er die Kontrolle über alles haben
wollen. Und zum ersten Mal in seinem Leben war er mit etwas konfrontiert, das
jenseits seines Einflusses stand.
»Stevens
wäre der bessere Ehemann für dich, Alana. So sehr ich diesen Kerl verachte,
ich muß es zugeben. Du kommst aus seiner Welt, nicht aus meiner.« Seine
Stimme schien einen Moment zu versagen, seine Augen wurden plötzlich finster.
Seine Worte
machten ihr angst. Sie sah förmlich, wie sie ihn verlor. Nun konnte sie ihre
Tränen nicht mehr
zurückhalten. Sie wollte ihn schütteln und ihn zwingen, die Worte, die sie
brauchte, endlich auszusprechen. »Mein Gott, Trevor, können wir uns denn
niemals näherkommen? Fehlt denn da etwas in dir, daß du niemals daran denken
kannst, was ich bin, anstatt wer ich bin? Ich konnte das bei dir
doch auch. Ich sehe in dir ja auch keinen Irenbauern aus der Gosse, sondern nur
den Mann, den ich verzweifelt lieben will!«
Trevor
konnte seine aufwallenden Gefühle nun nicht mehr verstecken. »Nein, du siehst
mich nicht, Alana«, sagte er voller Bitterkeit. Er gab sich keine Mühe seinen
Akzent zu unterdrücken. »Der Mann, den du lieben willst, ist nicht weit von der
Gosse entfernt. Das wird mir jedesmal klar, wenn wir auf solche
Gesellschaften gehen, jedesmal, wenn Caroline Astor mich angewidert ansieht.
Der Mann, den du haben willst, ist kaum ein richtiger. Er kann noch nicht
einmal seine Frau zum Tanz bitten. Und warum das alles?« Er sah ihr direkt in
die Augen, und Alana schluckte einen Schluchzer hinunter. »Ich sag dir,
warum. Weil der Mann, den du als Ehemann willst, beim Klauen in Five Points
erwischt und angeschossen wurde und niemals wieder wird tanzen können! «
Er drehte
sich um und trat mit steifen, ungelenken Schritten ans Fenster, ohne sich um
seinen Stock zu kümmern. Sie beobachtete ihn tränenüberströmt, während sich
Hoffnungslosigkeit schwer auf ihre Seele legte. Er glaubte nicht daran, daß
ihre Ehe funktionieren konnte, weil er sich selbst für nicht gut genug hielt.
Er würde sie niemals akzeptieren, weil er selbst unsicher war, und ihre Ehe
war verloren, bevor sie je richtig begonnen hatte. Die Qual dieser Erkenntnis
war fast unerträglich.
Ein Klopfen an der Tür unterbrach das drückende Schweigen. »Nicht jetzt!« bellte
Trevor, doch Whittakers gedämpfte Stimme sagte: »Ein Telegramm ist gerade
gekommen, Sir. Es ist für Mrs. Sheridan. Ich dachte, es könnte dringend sein.«
Trevor warf
einen Blick auf Alana. Sie trocknete ihre Tränen und zog das Laken enger um
ihren Körper. Dann ging er zur Tür, ließ sich das Telegramm geben und händigte
es Alana aus.
Alana
riß den Brief sofort
auf. Als sie es las, wich ihr jegliche Farbe aus dem Gesicht:
Christabel
van Alen gegen fünf Uhr morgens aus Park View verschwunden. Suche eingeleitet,
Hoffnung gering. Melden, wenn gefunden.
Mrs. Mathilde Steine
Wie
betäubt ließ Alana
das Telegramm sinken. Das Laken rutschte von ihrer Brust, doch sie bemerkte es
nicht.
Er nahm ihr
das Telegramm aus der herabhängenden Hand. Als er es gelesen hatte, sagte er:
»Ich finde sie. Ich habe Männer, die sie suchen werden. Detektive.«
Kummer
verzerrte ihr Gesicht, sie wagte nicht, zu ihm aufzuschauen. Sie konnte nur
noch an Christal denken – die zerbrechliche, verletzliche Christal, ihre
einzige Verwandte außer Didier, die nun auf den Straßen herumirrte.
»Hast du
gehört?«
Sie hob den
Kopf, brachte aber kein Wort hervor. In einem kurzen Augenblick hatte
sie den Mann, den sie liebte,
und ihre Schwester verloren. »Warum hat sie das getan? Gerade, wo ich sie
freibekommen habe...«, sagte sie dumpf.
»Ich weiß
nicht, Liebes. Ich weiß nicht, warum sie es getan hat.«
»Sie hat es
nicht getan.« Zorn übermannte sie und
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