Meagan McKinney
denken, was er
wollte. »Besorgt?« neckte sie ihn. »Nun, du weißt schließlich fast nichts über
mich. Ich könnte die übelsten Laster haben!«
Er strich
mit dem Daumen über den Löwenkopf seines Spazierstocks. Sie wußte nicht,
warum, aber es jagte ihr einen Schauer über den Rücken. »Stimmt. Aber
ich auch!« Wieder erschien sein dunkles Lächeln.
Ihr
Instinkt sagte ihr, ihn einfach nicht zu beachten, wenn er in solch einer
provozierenden Stimmung war. Sie griff erneut nach der Karaffe, doch er hielt
sie außerhalb ihrer Reichweite. »Ich sagte dir doch, daß du das nicht trinken
kannst!«
Ihr Zorn
wallte auf. Was für ein Heuchler! Typisch für sein Geschlecht fand er es in
Ordnung, ihr etwas Wein bei Delmonico's zu gestatten, weil es seinen
Zielen entgegenkam, ihre Gedanken zu vernebeln. Aber jetzt sollte sie kein
Recht haben, den gewünschten Drink zu bekommen.
»Wenn du
dich wieder hinsetzt, gebe ich dir ein Glas Champagner!«
Als ob er
mit einem Kind sprach! Oh, er erlaubte es ihr, wie nett. Trotzig sagte sie:
»Ich möchte etwas Stärkeres. Dasselbe, das du da trinkst!«
Er öffnete
den Mund, um etwas einzuwenden, besann sich jedoch plötzlich. Irgend etwas
schien ihn zu
amüsieren. »Du willst also dieses Gebräu? Das, was in der
Karaffe ist? Gut. Du sollst es haben!« Er nahm ihr Glas und schenkte ihr ein,
wobei seine Brauen sich
mit der Menge der Flüssigkeit im Glas hoben. Grinsend reichte er es ihr. »Auf
einen Zug«, kündigte er an, und sein Grinsen wurde breiter.
»Auf einen
Zug«, wiederholte sie und nahm einen großen Schluck.
Höllenfeuer
brannten in ihrer Kehle. Sie wollte husten, doch was immer es war, das sie da
getrunken hatte, es
raubte ihr den Atem. Nach einer Sekunde, in der ihr Herz aussetzte, rang sie
nach Luft. Tränen schossen ihr in die Augen. Dann begann sie zu husten,
während er laut auflachte.
»Hier, nimm
noch ein Glas.« Trevor brachte ihr die Karaffe und füllte ihr Glas fast bis zum
Überlaufen, während sie noch verzweifelt versuchte, wieder normal zu atmen. Es
wäre ihr urkomisch vorgekommen, wenn sie nicht so wütend gewesen wäre.
»Was... was hast du... vor?! Willst du... mich umbringen?« Sie hustete wieder,
während ihre Augen vor Wut funkelten. »Was... was ist das?« Sie hielt das Glas
weit von sich.
»Guter
irischer Whiskey aus Bandit's Roost, mein Lieblingsbrand. Sag bloß, er schmeckt
dir nicht!«
»Das ist Gift!« keuchte sie.
»Wenn man
zuviel davon trinkt...«
»Du trinkst
das Zeug freiwillig?«
»Es ist das
einzige Zeug, das mich direkt auf den Arsch fallen läßt!« Er grinste
verschmitzt. »Bedien dich!« Er griff nach ihrem Glas und amüsierte sich offenbar
königlich auf ihre Kosten.
Sie zog ihr
Glas weg. »Ich will nicht direkt auf den ...« – ihre Hand flog zum Mund – »auf
mein Hinterteil fallen«, beendete sie den Satz, während ihr die Röte ins
Gesicht stieg.
»Was ist?
Hast du Angst, du könntest das Zeug mögen? Mach dir keine Sorgen. Es ist
billig, und ich bekomme es in rauhen Mengen. Also nimm dir ruhig.«
»Himmel!
Niemand kann das Gebräu tatsächlich mögen! Es schmeckt ja schlimmer als
Haarwasser!«
»Oh, woher
weißt du das? Ist es das, was ihr Knickerbocker-Ladies euch reinkippt, wenn ihr
dringend einen Drink braucht? Haarwasser?« Er warf den Kopf zurück und lachte
laut.
Er hatte
sie beleidigt, und sie hätte eigentlich wütend werden sollen. Aber durch den
Alkohol fühlte sie sich leicht benebelt, so daß ihr deutlicher als sonst auffiel,
wie gut Sheridan aussah, wenn er fröhlich war. Wie hypnotisiert betrachtete sie
ihn. Er hatte das Schalkhafte seines Bruders, wenn auch versteccter als Eagan,
und auf Alana wirkte es unendlich verführerischer.
In diesem
Moment arbeitete sogar der Zug gegen ihre Absichten. Das sanfte Schaukeln wurde
plötzlich durch einen abrupten Hüpfer unterbrochen, der sie gegen seine breite
Brust schleuderte, und ihr voller Busen preßte sich an ihn. Sein Lachen
erstarb. Elektrisierende Sekunden lang sahen sie sich an, und Alana fühlte, wie
der Boden unter ihr wegsackte. Tief in diesen rastlosen Augen lag die
eindeutige Einladung.
Und das
Schlimmste war, sie konnte nicht nein sagen.
Sie waren
einander so nah, daß sie seinen Atem an ihrem Haar spürte. Er schien sich
beherrschen zu wollen, doch offenbar gelang es ihm nicht. Er beugte den Kopf,
und sie wollte aufschreien, sich gegen das Verlangen wehren, das sie beide
beherrschte, doch sie sagte keinen Ton. Das Gefühl, das nun in ihr
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