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Medaillon des Schicksals (German Edition)

Medaillon des Schicksals (German Edition)

Titel: Medaillon des Schicksals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Thorne
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stimmt doch, dass wir am selben Tag zur Welt gekommen sind.«
    »Ich weiß nicht, ob ich Euch dieses Geheimnis enthüllen kann. Manche Dinge sollten besser im Dunkeln bleiben.«
    Giacomo sah die alte Frau an. In seinen Augen lag die flehentliche Bitte, ihm alles zu erzählen.
    »Bitte, helft mir!«, bat er innig. »Ich liebe Rosaria und möchte alles tun, um sie zu retten.«
    »Seid Ihr Euch da ganz sicher?«, fragte die Wahrsagerin.
    Giacomo nickte ernst. »Ja, ich bin ganz sicher. Wenn es sein müsste, so gäbe ich mein Leben für sie.«
    »Nun«, sagte Ambra da. »Zuerst müsst Ihr wissen, was das Orakel an Rosarias achtzehntem Geburtstag über ihre Zukunft enthüllt hat.«
    »Ich höre«, erwiderte Giacomo und sah die alte Frau aufmerksam an.
    »In Rosarias Hand stand geschrieben: Sie muss ihr Leben für ihre Liebe geben, es sei denn, der Liebste gibt sein Leben für das ihre. Nur der Liebste oder aber die eigene Mutter vermögen es, mit ihrem Leben das Leben Rosarias zu retten.«
    Kaum hatte Giacomo diese Worte vernommen, hielt es ihn nicht mehr. Er sprang auf, kniete sich vor die Wahrsagerin und fasste sie bei den Schultern.
    »Ich bin bereit, mein Leben für Rosaria zu geben. Ich kann ohnehin nicht ohne sie leben, meine Liebe ist zu groß. Wenn ich für sie sterben dürfte, dann hätte mein Leben einen Sinn gehabt.«
    Die anderen am Feuer waren jetzt mucksmäuschenstill geworden. Alle Blicke waren auf Giacomo und Ambra gerichtet. Ambra lächelte.
    »Ich weiß, dass Ihr es ehrlich meint. Ihr seid bereit, für Rosaria zu sterben.«
    Sie schwieg, und alle am Feuer hielten den Atem an. Noch einmal prüfte Ambra den jungen Mann mit ihren Blicken, sah tief in seine Augen, doch sie entdeckte in ihnen nur Wahrhaftigkeit und Aufrichtigkeit.
    »Das Orakel hat gesagt: ihr Leben für das des Liebsten. Oder des Liebsten Leben für das ihre. Vom Sterben war nicht die Rede.«
    »Wie? Was? Ich glaube, ich verstehe Euch nicht«, stammelte Giacomo verblüfft.
    Wieder lächelte Ambra, und in ihren Augen strahlten Erleichterung und, ja, Glück.
    »Ihr braucht nicht zu sterben, Giacomo. Es reicht, wenn Ihr Euer gewohntes Leben gegen das Leben Rosarias in der Wagenkolonne eintauscht.«
    »Ich soll Oliven verkaufen, Heilsalben herstellen und Liebestränke brauen?«, fragte Giacomo. »Aber das kann ich nicht.«
    Er blickte einen Augenblick verwirrt drein, dann lächelte er und gelobte mit fester, ernster Stimme: »Aber ich bin bereit, es zu lernen.«
    »Das ist gut«, erwiderte Ambra.
    Die anderen verfolgten die geheimnisvollen Andeutungen mit großer Spannung. Nur die Alten, die vor 18 Jahren schon bei der Kolonne gelebt hatten, erinnerten sich vage an die Nacht, in der Paola ein Kind geboren hatte. Estarado und Ambra waren bei der Geburt dabei gewesen. Sie erinnerten sich aber auch an den seltsamen Besuch, den die Olivenhändlerfamilie in jener Nacht bekommen hatte. Eine verhüllte Frau war mit einem Bündel im Arm erschienen. Und mit einem Bündel im Arm war sie auch wieder gegangen. Eine Mutter mit einem kranken Kind sucht die Hilfe Paolas, hatten sie damals gedacht und sich keine weiteren Gedanken darum gemacht. Hatten sie sich getäuscht?
    Ambra sprach weiter. »Rosaria und Ihr seid in derselben Nacht geboren. Doch Geschwister seid ihr nicht. Noch nicht einmal verwandt seid ihr miteinander.«
    »Aber Donatella di Algari ist unser beider Mutter«, warf Giacomo ein.
    Ambra schüttelte den Kopf.
    »Die Contessa Donatella di Algari ist Rosarias Mutter. Das stimmt. Ihr aber seid der leibliche Sohn von Paola und Estardo aus Lucca.«
    Ein leiser Aufschrei ging durch die Gaukler und Händler am Feuer.
    Nur Giacomo strahlte über das ganze Gesicht.
    »Das heißt ja, dass wir keine Geschwister sind. Wir dürfen uns lieben!«, rief er.
    »Wie kommt das?«, fragten die anderen. »Ambra, erzähl uns, was in jener Nacht geschehen ist.«
    »Nun«, sprach Ambra. »Der Conte di Algari hatte verfügt, er werde seine Frau verstoßen, wenn sie keinen Sohn zu Welt brächte. Um das Leben der Contessa und ihrer Töchter zu schützen, kam die Amme Rosalba in der Nacht mit der kleinen Rosaria zu uns. Sie bat unter Tränen, dass Paola und Estardo den kleinen Jungen, den Paola wenige Stunden zuvor zur Welt gebracht habe, doch gegen die winzige Comtess Rosaria tauschen mochten. Paola und Estardo hatten Mitleid. Sie überlegten lange, und schließlich stimmten sie zu, denn sie glaubten, ihrem Kind blühe eine bessere Zukunft als vermeintlichem Sohn der di

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