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Medaillon des Schicksals (German Edition)

Medaillon des Schicksals (German Edition)

Titel: Medaillon des Schicksals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Thorne
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machten sie Rosaria los. Einer gab ihr aus seinem Becher Wein zu trinken. Dann führten sie sie zurück in das Verlies.
    Kurze Zeit später meldeten die Folterknechte dem Monsignore Calzoni, dass Rosaria zwar nicht im Wortsinn gestanden hätte, doch der Text des Liedes deute zweifellos darauf hin, dass sie eine Hexe sei, und sei demzufolge als Geständnis zu werten.
    Calzoni nickte. Er hatte auch nichts anderes erwartet.
    »Nun denn, so verkünde ich jetzt das Urteil.«
    Er blätterte noch einmal in seinen Notizen, dann las er mit langsamer Stimme vor:
    »Die Inquisition von Florenz bestimmt im Namen Gottes und im Namen der Heiligen Mutter Kirche, dass die Olivenhändlerin Rosaria aus Lucca schuldig gesprochen wird, einen Wetterzauber und einen Liebeszauber verübt zu haben. Zur Strafe wird sie auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Die Hinrichtung findet morgen auf dem Hofe der Burg di Algari nach dem ersten Hahnenschrei statt.«
    Isabella brach in Jubel aus, doch als sie die ernsten Blicke der anderen und auch deren Unverständnis für ihre Freude sah, da verstummte sie, und eine Ahnung überkam sie, die besagte, dass der Sieg noch nicht ihrer war.
     
    Rosaria lag auf dem Stroh und wusste nicht, ob es Tag oder Nacht war. Die Vernehmung schien um Jahre zurückzuliegen, geschehen in einem anderen Leben, zu einer anderen Zeit.
    Nur ein Detail war ihr im Gedächtnis haften geblieben: das Gesicht der Contessa Donatella di Algari. Wie ein Geist hatte sie gewirkt, dachte Rosaria. Was fraß an ihr? Was war es, das ihr wie eine Last auf den Schultern lag und sie vor der Zeit altern, ja, bei lebendigem Leib ersterben ließ?
    Doch Rosaria wusste keine Antwort und hatte auch nicht die Kraft, darüber nachzugrübeln. Ihre Daumen schmerzten unerträglich, brannten wie Feuer. Die Fingerknochen waren an beiden Händen gebrochen, blau verfärbt und dick angeschwollen hingen die Daumen an ihren Händen wie Gewichte. Vorsichtig betrachtete Rosaria die Wunden. Wenn ich nur ein bisschen Arnika hätte, dachte sie. Ein wenig Arnika und Kamille, um das Heilen zu fördern, und ein wenig von der Salbe aus den Früchten der Mohnblume, um den Schmerz zu stillen.
    Schüttelfrost hatte ihren Körper gepackt, sodass ihre Zähne aufeinander schlugen. Ich habe Fieber, dachte Rosaria und hoffte nur, dass nicht der Wundbrand schon in ihre Verletzungen gedrungen war. Plötzlich lachte sie, und es war bei Gott kein fröhliches Gelächter, das sie ausstieß.
    Warum sorge ich mich noch um meine beiden Daumen, wenn ich morgen ja doch auf dem Scheiterhaufen brennen werde?, dachte sie. Sie hatte Angst vor dem Feuertod, große Angst, und schickte ein Stoßgebet zum Himmel, in dem sie Paola vermutete.
    »Paola, Mutter, steh mir bei, wenn die Flammen mich morgen verzehren. Halte du mir die Hand und mach mir den Abschied von einer Welt leichter, in der ich nicht gebraucht werde, in der ich keinen Platz mehr habe und die ich doch von ganzem Herzen liebe.«
    Plötzlich hörte sie Schritte auf der Treppe, ihre Tür öffnete sich. Daria trat ein, eine Kerze und einen kleinen Korb in der Hand. Als sie Rosaria sah, lief sie auf sie zu und nahm sie in die Arme.
    »Rosaria, meine Liebe«, murmelte sie, und Tränen des Mitleids rannen über ihre Wangen.
    Die beiden Frauen sahen sich an, und die große, unerklärliche Nähe zwischen ihnen, die beide vom ersten Augenblick ihrer Begegnung verspürt hatten, wurde so greifbar, dass die Kerkerwände ihren Schrecken verloren.
    Jetzt sah Daria Rosarias Hände und stieß einen erschrockenen Ruf aus.
    »Mein Gott!«
    Doch dann kramte sie in ihrem Korb und holte Salben und Verbandszeug daraus hervor.
    »Rosalba hat mir ein Mittel gegeben, um die Wunden zu versorgen, und auch einen Trank, der den Schmerz stillen soll.«
    Ganz behutsam säuberte Daria die Wunden vom größten Schmutz, bestrich sie vorsichtig mit einer kühlenden Salbe und wickelte einen Verband darum. Rosaria stöhnte auf, als der Stoff die wunden Stellen berührte.
    »Warum tut Ihr das, Comtess Daria?«, fragte Rosaria. »Warum kommt Ihr in mein Verlies und behandelt meine Wunden?«
    Daria sah die Olivenhändlerin an, und in ihrem Blick lag große Zuneigung und Wärme.
    »Du hast mir mein Gesicht wiedergegeben und hast mir dadurch die Liebe geschenkt«, erwiderte sie, aber Rosaria schüttelte den Kopf.
    »Ich bin eine arme Frau, stehe weit unter Euch. Dankbarkeit schuldet Ihr mir gewiss nicht.«
    Daria streichelte behutsam über Rosarias Schultern und zupfte ihr

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