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Medaillon des Schicksals (German Edition)

Medaillon des Schicksals (German Edition)

Titel: Medaillon des Schicksals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Thorne
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Rosaria in die Runde. Ihr Blick fiel auf Raffael, der noch immer am Feuer stand. Zwischen ihm und ihr warfen die Flammen zuckende Schatten hin und her. Der Rauch malte gespenstische Schwaden in die Nacht, und Rosaria sah nur Raffaels weißes Leinenhemd, sah nun auch, wie er die Hand nach ihr ausstreckte. Für einen Moment dachte sie an ihren Traum. Sie stand auf, ging um das Feuer herum und legte ihre Hand in Raffaels.
    »Ja«, sagte sie so laut, dass es alle am Feuer hören konnten. »Ja, Raffael, ich möchte deine Frau werden.«
    Sie dachte daran, dass sie sich vor einigen Tagen geschworen hatte, Raffael eine gute Frau zu werden. Was blieb ihr auch anderes übrig? Sie hatte keine Wahl, und das wusste sie. Warum also sollte sie nicht seine Frau werden? Es hätte schlimmer kommen können, das wusste sie. War Raffael auch ein Mann, der keiner Verlockung so leicht widerstehen konnte, so lebten sie doch seit Jahren das gleiche Leben, hatte gleiche Erfahrungen gesammelt und dieselben Zukunftsaussichten. Sie konnten sich im Notfall aufeinander verlassen. Zählte das nicht mehr als alle Liebe der Welt?
    Nein, wusste Rosaria im tiefsten Innern. Die Liebe ist es, die zählt. Nur die Liebe. Ohne Liebe ist alles schal. Doch sie schob die Gedanken von sich und drückte noch einmal bekräftigend Raffaels Hand.
    Es war, als hätten Rosarias Worte alles Dunkle und Schwere ins Licht getaucht und die Nacht hell und leicht werden lassen. Die Gaukler und Händler brachen in Jubel aus, stießen die Becher aneinander und sprachen ihre Glückwünsche aus.
    Rosaria stand vor Raffael und sah ihn an. Eine unerklärliche Traurigkeit überkam sie, die sie tapfer niederkämpfte. Tränen stiegen in ihre Augen, und sie wandte den Kopf zur Seite, um diese Tränen vor Raffael zu verbergen. Ihr Blick fiel auf den Rand des kleinen Wäldchens, und Rosaria war es, als stünde dort ein Mann, der ihr seltsam vertraut war. Ein Mann in einem weißen bestickten Leinenhemd mit leichten ledernen Stiefeln und langen lockigen Haaren. Sie kniff die Augen zusammen, und als sie sie wieder öffnete, sah sie am Waldrand nur die Bäume stehen, deren Blätter sich leise im Wind bewegten.

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4. Kapitel
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    Die Wagenkolonne hatte San Gimignano bei Tagesanbruch verlassen. Jetzt schoben sich die Wagen durch unwegsames Gelände. In der Nacht hatte ein Sturm getobt. Heulend war der Wind um die Wagen gestrichen, hatte wütend an den Planen gezerrt und junge Bäume entwurzelt. Regen war sturzbachartig niedergegangen und hatte jeden Weg und jeden Platz in einen tiefen Sumpf verwandelt.
    Es wäre besser gewesen, wir hätten noch ein paar Tage in San Gimignano bleiben können, dachte Rosaria, die sich vor dem noch immer niedergehenden Regen mit einem Tuch zu schützen versuchte. Immer wieder blieben die Wagen im Schlamm stecken. Immer wieder mussten alle von ihren Gefährten steigen und unter größter Anstrengung dafür sorgen, dass die Fahrt weiter ging.
    Aus dem Innern des Wagens hörte Rosaria einen schweren trockenen Husten. Besorgt schaute sie nach hinten.
    »Ist alles in Ordnung?«, fragte sie und wusste doch, dass nichts in Ordnung war.
    Seitdem Ambra ihr düsteres Orakel verkündet hatte, litt Paolas Gesundheit. Ein böser Husten hatte sie geradezu überfallen, der von Tag zu Tag schlimmer wurde. Paola gab keine Antwort, doch Rosaria hörte den rasselnden Atem ihrer Mutter.
    Ich werde ihr heute Abend Umschläge aus heißem Olivenöl auf der Brust machen, nahm sich Rosaria vor. Die Umschlage werden den Husten bestimmt wieder lösen.
     
    Doch es dauerte noch Stunden, ehe die Kolonne endlich den kleinen Ort Colle di Val d'Eisa erreichte. Zum Glück wurden sie gleich am Ortseingang von einem Bediensteten des Bürgermeisters empfangen, der ihnen für die Zeit des Regens eine gerade nicht genutzte Scheune als Unterkunft anbot.
    Dankbar stellten die Händler und Gaukler ihre Wagen vor der Scheune ab und suchten sich erschöpft einen Platz im trockenen Heu.
    Raffael half Rosaria, die kranke Paola vom Wagen zu heben und in die Scheune zu tragen. Die Frauen hatten für die Kranke bereits ein Lager bereitet und alle Kissen aufgetürmt, die sie erübrigen konnten.
    Doch Paola saß mit geschlossenen Augen da und schien ihre Umgebung nicht wahrzunehmen. Nicht einmal den Chianti, in den die Weinhändlerin zwei rohe Eier zur Stärkung geschlagen hatte, rührte sie an.
    Rosaria kniete neben ihr und befühlte Paolas Stirn.
    »Du hast Fieber, Mutter«, flüsterte sie. Dann holte

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