Medaillon des Schicksals (German Edition)
Liebe«, fragte der Kaufmann, »sollen wir über die Mitgift reden?«
Donatella di Algari stieß einen Seufzer aus und erwiderte den Blick des Kaufmanns.
»Einverstanden«, sagte sie schließlich. »Doch von Adel ist nicht allein der mit dem Namen. Adel verpflichtet.«
»Erzählt das Eurem Ehemann«, spottete der Kaufmann. Zu Recht, wie Donatella zugeben musste. Dann holte er umständlich einen Bogen Papier aus einer kostbaren Ledermappe und las vor, was darauf stand.
»Die Mitgift meiner Tochter Isabella umfasst wie folgt:
Die komplette Instandsetzung der Burg di Algari, so Isabella oder deren Nachkommen allein erbberechtigt sind.«
Die Contessa hob die Hand, um Einspruch zu erheben.
»Heißt das, Panzacchi, dass nach dem Tode aller rechtmäßigen di Algaris die Burg vollkommen in den Besitz der Panzacchis übergeht? Zum Adel also noch die Burg?«
»Nun«, erwiderte der Kaufmann. »Ihr könnt es Euch überlegen. Isabella wird dann eine di Algari sein und ihre Söhne ebenfalls. Die Burg bleibt Euch auf diese Weise erhalten. Stimmt Ihr nicht zu, dann muss sich Giacomo eine andere suchen, und Eure Burg wird in einem Jahrzehnt verfallen sein.«
Er wechselte einen schnellen Blick mit der Contessa und las weiter.
»Die Mitgift beinhaltet außerdem einen kompletten Hausrat an Wäsche, Geschirr, Besteck, Töpfen, Kannen, Möbeln und Wandteppichen, zudem 600 Golddukaten zur Hochzeit und jährlich 100 Golddukaten, auszuzahlen stets am Tage von Mariae Geburt, am 8. September.«
Der Kaufmann sah hoch und bemerkte Abscheu und Widerwillen im Blick der Contessa. Er räusperte sich. »Auch Euch könnte ich eine Apanage von 50 Golddukaten aussetzen, meine Liebe«, sagte er leise, und die Contessa sah die schlammgrünen Augen gierig blitzen. Noch ehe der Kaufmann seine damit verknüpfte Bedingung verkünden konnte, fiel sie ihm ins Wort und ging mit keiner Silbe auf dessen letztes Angebot ein.
»Ich werde Giacomo nach Rom schicken«, beschloss die Contessa.
»Wenn er von seiner Reise zurückgekehrt ist, kann die Heirat stattfinden. Mit der Verlobung allerdings sollten wir nicht allzu lange warten. Was meint Ihr, meine Liebe?«
Die Contessa nickte.
Die beiden saßen noch bis lange nach Mitternacht und besprachen die Einzelheiten der Verlobung, die auf der Burg gefeiert werden sollte. Schon am nächsten Neumond würde Giacomo nach Rom aufbrechen, um beim Vetter seiner Mutter den Adelstitel für den Kaufmann und dessen Familie zu erwirken.
Zwei Wochen ungefähr sollte die Reise dauern, und während Giacomos Abwesenheit würde der Kaufmann damit beginnen, einen Teil der Burg instand setzen zu lassen.
»Das Dach sollte neu gedeckt werden«, entschied der Florentiner. »Ich werde gleich morgen Handwerker und Material schicken. Doch noch vor der Verlobung muss die Halle erneuert werden. Ich schlage vor, Ihr sucht Euch Wandteppiche in Florenz aus und lasst sie auf meine Rechnung setzen. Neues Geschirr wird natürlich auch benötigt. Für die Truhen schicke ich einen Schreiner und Holzschnitzer aus der Gegend zu Euch.«
Die Contessa hörte dem hochnäsigen Kaufmann und seinen herablassenden Erläuterungen zu. Tränen stiegen in ihre Augen, und sie dachte zurück an die Burg der di Toscani, auf der sie aufgewachsen war. Dort hatte es zu keiner Zeit an irgendetwas gefehlt. Und niemals hätte ihr Vater zugelassen, dass sich ihre Mutter vor einem Kaufmann so hätte demütigen lassen.
Der Florentiner riss die Contessa indes mit neuen Ankündigungen aus ihren Gedanken.
»Damit Isabella, mein Augenstern, standesgemäß verheiratet werden wird, werde ich die Kosten für die Verlobung und die Hochzeit übernehmen. Alles, was wir besprochen haben, wird morgen von einem Notar zu Papier gebracht werden. Ich bin ein Mann, der auf Ordnung hält. Nicht nur in diesen Dingen.«
Welches Schicksal hat mich so grausam gestraft?, dachte die Contessa. Warum nur bin ich mit diesem Mann, dem Conte di Algari, geschlagen, und muss solch unangenehme Verhandlungen führen?
Der Kaufmann räusperte sich: »Ich sprach gerade davon, dass ich ein Freund der Ordnung bin. Deshalb möchte ich der Ordnung halber eines klarstellen. Die Verlobung wird einer Hochzeit gleichkommen. Ich werde mit dem Priester ein Arrangement treffen. Isabella und Giacomo werden in den Bund der Ehe treten, werden meinetwegen die Ehe sogar vollziehen.«
Die Contessa widersprach. »Nein, Panzacchi, wir sind eine ehrbare Familie und halten uns an die Gebote der Kirche. Eine
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