Medaillon des Schicksals (German Edition)
Verlobung ist eine Verlobung und eine Hochzeit eine Hochzeit. Es gibt Regeln dafür, und ich gedenke diese Regeln einzuhalten.«
»Was aber, wenn Giacomo auf der Reise nach Rom etwas zustößt? Ich kann nicht zulassen, dass meine Tochter dann ohne alles dasteht. Nein, nein, die Kinder werden eine neue Art von Hochzeit zelebrieren, welche die Rechte meiner Tochter als Erbin festschreibt und es ihr jedoch gleichermaßen ermöglicht, die Verbindung aufzulösen, falls es Giacomo nicht gelingen sollte, die an die Hochzeit geknüpfte Bedingung zu erfüllen. Man muss schließlich über den Tellerrand hinausdenken.«
»Wenn ich Euch recht verstehe, Panzacchi, so wollt Ihr mehr als nur ein bindendes Ehe versprechen. Ihr "wollt eine Hochzeit mit allen Rechten und gleichzeitig keine Hochzeit, um Eure Tochter nötigenfalls später noch einmal als Jungfrau unter die Haube zu bringen.«
Der Kaufmann nickte: »Ich denke, Ihr habt verstanden, was ich meine. Natürlich werde ich beim eventuellen Auflösen der Verbindung nicht auf die Herausgabe aller Arbeiten und Geschenke drängen. Ich bin ein Mann von Großmut und werde alles, was ich bis dahin für die di Algaris getan habe, als eine Art Entschädigung für die nicht zustande gekommene Hochzeit verbuchen.«
Die Contessa schwieg. Erst nach einer langen Weile sagte sie: »Die Eitelkeit ist Euer größtes Laster, Panzacchi. Sie schlägt noch Eure Habgier.«
Doch endlich waren die unangenehmen Verhandlungen vorüber, der Kaufmann trank seinen Chianti aus und verabschiedete sich.
Schon an der Tür, drehte er sich noch einmal um und sagte: »Da wäre noch etwas, meine Liebe. Eure Tochter soll entstellt sein, erzählen die Leute. Ihr Anblick Ekel erregend, die Krankheit möglicherweise ansteckend für den Körper, auf jeden Fall aber abschreckend für die Seele. Meine Isabella ist ein empfindsames Wesen. Ich möchte nicht, dass sie tagtäglich den Anblick eines Ungeheuers ertragen muss. Sorgt also dafür, dass Daria bis zur Hochzeit geheilt ist, oder schickt sie in ein Kloster.«
Noch ehe die Contessa antworten konnte, krachte die Tür ins Schloss, und der Kaufmann war in der Dunkelheit des Burghofs verschwunden.
Tränen der Wut stiegen Donatella in die Augen. Zart und beinahe zerbrechlich stand sie in der großen, zugigen Halle, doch in ihren Augen glitzerte es gefährlich. »Ich hasse dich, Conte di Algari, hasse dich für alles, was du mir angetan hast. Und dich, Kaufmann Panzacchi, hasse ich ebenso. Mögen eure Seelen für immer in der Hölle schmoren.«
Dann nahm die Contessa Donatella di Algari ein volles Glas vom Tisch und schmetterte es kraftvoll gegen einen der verblichenen Wandteppiche. Als sie das Klirren hörte und sah, wie der Chianti in dem einstmals kostbaren Wandbehang versickerte, lächelte sie, aber es war kein glückliches Lächeln.
Am nächsten Morgen bestellte die Contessa ihren Sohn Giacomo in ihr Gemach und berichtete ihm von der Unterredung mit dem Kaufmann.
Giacomo hörte aufmerksam zu, doch als die Sprache auf die merkwürdige Mischung von Verlöbnis und Ehe kam, erhob er Einwand.
»Wir sind arm, Mutter, aber nicht arm an Stolz und Ehre. Wenn der Kaufmann sich die Hintertür offen hält, so sollten wir es ihm gleichtun. Spüren soll er, dass wir nicht die Spielbälle seines Geldes und seines Einflusses sind. Er kann sie nicht einerseits verheiraten wollen und andererseits eine Jungfrau erwarten.«
»Was schlägst du vor, Sohn?«, fragte die Contessa.
Giacomo überlegte eine Weile, dann bestimmte er: »Wir werden darauf drängen, dass Isabella während meiner Romreise hier auf der Burg bleibt. Sie wird Daria Gesellschaft leisten. Auf diese Art muss sie meine Schwester kennen lernen, und. ich bin sicher, sie wird sie genauso mögen wie wir alle und schließlich Darias Schönheit unter den Narben erkennen. Außerdem werdet Ihr sie in die Pflichten der Burgherrin einführen. Soll sie sehen, was das bedeutet. Vielleicht tritt sie nach dieser Zeit freiwillig vom Eheversprechen zurück, und auf uns bleibt kein Mangel haften. Bleibt sie aber, so werde ich ihr die größte Hochachtung entgegenbringen und stolz darauf sein, sie als meine rechtmäßige Frau auf der Burg zu haben.
Besteht sie jedoch weiterhin darauf, Daria in ein Kloster schicken zu wollen, so werde ich mit Sicherheit einen Weg finden, dieses zu verhindern. Das schwöre ich bei Gott, Mutter. Was immer auf der Burg geschieht, was immer uns die Zukunft auch bringen mag, niemals wird es
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