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Medaillon des Schicksals (German Edition)

Medaillon des Schicksals (German Edition)

Titel: Medaillon des Schicksals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Thorne
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Daria oder Euch an etwas mangeln. Und immer wird die Burg Euer Zuhause sein.«
    Giacomo umarmte seine Mutter und wischte ihr behutsam die Tränen aus den Augen. Unter den Liebkosungen ihres Sohnes beruhigte sich die Contessa und kam nun auf eine Frage zurück, dié ihr seit dem gestrigen Gespräch schier auf der Haut brannte.
    »Was, Giacomo, wird dein Vater zu unserem Arrangement mit Panzacchi sagen?«
    Giacomo lachte und breitete die Arme aus.
    »Was soll er schon sagen? Toben wird er, schreien und drohen, aber schließlich wird er sich Eurer Entscheidung beugen müssen. Das Gesetz besagt nun mal, dass die Herrschaft über die Burg während der Abwesenheit des Hausherrn in die Hände der Herrin übergeht. Es ist, wie es ist, und auch ein Conte di Algari muss sich dem Gesetz fügen.« Giacomo blickte nachdenklich aus dem Fenster. »Mein Vater ist nicht dumm. Er wird schnell den Vorteil dieser Verbindung sehen. Sein Schreien und Toben wird sich bald darauf legen.«
    Die Contessa nickte.
    »Dann werden wir mit den Vorbereitungen zu deiner Verlobung beginnen. Noch heute werde ich einen Boten zu der Gauklertruppe schicken, die, wie man hört, in Colle di Vall'Elsa ihr Lager aufgeschlagen hat.«
    »Wieso schickt Ihr nach einer Gauklertruppe, wenn es vor den Toren der Burg genügend Musikanten und Schauspieler gibt?«
    Die Contessa lächelte.
    »Eine Olivenhändlerin ist darunter, die Zauberkräfte haben soll. Vielleicht kann sie Daria helfen.«
    Und vielleicht auch dir, Giacomo, fügte sie in Gedanken hinzu.
    Hätte sie geahnt, dass sich bei der Erwähnung der Olivenhändlerin Giacomos Herzschlag beschleunigte, hätte sie vielleicht ihre Entscheidung rückgängig gemacht.
    Doch das Schicksal kennt die geheimnisvollsten Winkelzüge und lässt sich letztendlich von niemandem in seinem Lauf aufhalten.

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6. Kapitel
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    Der Bote erreichte das Lager der Wagenkolonne bei Einbruch der Dämmerung. Gerade hatten sich die Händler und Gaukler am Feuer eingefunden, als sein Pferd sich vorsichtig einen Weg zwischen den Menschen hindurch bahnte und schließlich dem Ältesten einen Brief übergab.
    Der Älteste brach das Siegel und las. Dann ließ er das Schreiben sinken und bat mit einer Handbewegung um Ruhe.
    »Die Contessa di Algari bittet uns, zur Verlobung ihres Sohnes die Gäste durch vielerlei Zerstreuung zu unterhalten. Seid Ihr, Feuerschlucker, Schauspieler und Märchenerzähler, bereit und willens?«
    Er schickte seinen Blick in die Runde, und als er von jedem der Angesprochenen die gewünschte Zustimmung erhielt, sprach er weiter.
    »Die Contessa bittet außerdem dich, Rosaria, zum Fest zu kommen. Sie braucht deine heilenden Kräfte, schreibt sie. Willst du?«
    Rosaria dachte nicht lange nach, sondern sagte sofort ihr Einverständnis zu. Sie hatte die kleine Simonetta aus dem Freudenhaus in San Gimignano nicht vergessen können. Jetzt würde sie Gelegenheit haben, den berüchtigten und gefürchteten Conte selbst einmal kennen zu lernen. Und wer weiß, vielleicht konnte sie dabei sogar etwas Gutes für Simonetta bewirken. Schon am nächsten Tag brachen die Eingeladenen zur Burg auf, während die Händler und Krämer in der Stadt zurückblieben. Auch der Älteste blieb im Lager und schickte nur die jüngere Truppe, denn die Gicht plagte ihn seit einigen Jahren schon so, dass er unnötigen Anstrengungen aus dem Weg ging. Er hatte Ambra dazu bestimmt, in dem kleinen Trupp nach dem Rechten zu sehen, während er sich um die Geschicke vor Ort kümmerte.
    Die Burg der di Algaris lag nur zwei Tagesreisen von Colle di Vall D'Eisa entfernt, direkt in dem Gebiet, dessen Name schon die Besonderheit verriet: Chianti.
    Am Abend brach ein gewaltiges Sommergewitter über die Fahrenden herein, sodass diese in mehreren nebeneinander stehenden Heuschobern Schutz suchten und dann dort ihr Lager für die Nacht aufschlugen.
    Rosaria, die noch immer in tiefer Trauer um ihre Mutter lebte, hatte sich seit deren Tod zurückgezogen und oft die Einsamkeit gesucht. Die anderen in der Kolonne respektierten ihre Trauer und ließen sie. Auch jetzt sagte niemand ein Wort, als sich Rosaria ganz allein in einen Heuschober zurückzog, der etwas abseits von den anderen stand.
    Die anderen hatten ihr Nachtgebet beendet und sich zum Schlafen niedergelegt, als es vor Rosarias Schober raschelte.
    Es war Raffael, der die Abwesenheit des Ältesten nutzen wollte, um bei Rosaria zu liegen. Rosaria, geschwächt von der Trauer, brachte nicht die Kraft auf, sich ihm

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