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Medaillon des Schicksals (German Edition)

Medaillon des Schicksals (German Edition)

Titel: Medaillon des Schicksals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Thorne
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Benehmen nicht duldete. Nicht von einem Freund und schon gar nicht von ihrem zukünftigen Ehemann. Doch Raffael sah sie mit gespielter Zerknirschung ganz treuherzig an. In seinen braunen Augen glommen Schalk und Schuldbewusstsein zugleich, sodass Rosaria an sich halten musste, um nicht zu lachen.
    »Also gut, Raffael. Wenn deine Frage eine Art Entschuldigung sein sollte, kannst du gewiss sein, dass ich dir diesmal noch verzeihe. Ein zweites Mal wirst du es sehr viel schwerer haben, Vergebung zu erlangen.«
    Raffael atmete hörbar auf. Doch Rosaria legte alle Strenge, zu der sie fähig war, in ihren Blick und fügte hinzu: »Falls du mir aber noch ein einziges Mal solch ein Benehmen entgegensetzt, so werde ich nicht nur dem Ältesten davon erzählen, sondern dir obendrein noch höchst selbst eine Maulschelle verpassen.«
    Jetzt lachte Raffael aus vollem Hals.
    »Du willst mir eine Maulschelle verpassen? Rosaria, ich bin der Herr im Haus. Nicht umgekehrt. Das Weib schuldet dem Mann Gehorsam. ›So wie ihr Frauen Christus gehorcht, sollt ihr euch euern Männern unterordnen‹. So steht es in der Heiligen Schrift.«
    »Du hast Recht, Raffael. In der Heiligen Schrift steht aber auch: ›Ihr Männer, liebt eure Frauen so, wie Christus seine Gemeinde liebt, für die er sein Leben gab, damit sie ihm ganz gehört. Darum müssen auch die Männer ihre Frauen lieben wie sich selbst, weil sie als Ehepaar untrennbar zusammengehören. Wer nun seine Frau liebt, der hat sich selbst angenommen. Niemand hasst doch seinen eigenen Leib, vielmehr hegt und pflegt er ihn‹.«
    Raffael grinste noch immer bei Rosarias Worten, aber dieses Grinsen war nicht mehr frech, sondern eher verlegen.
    »Ich liebe dich, Rosaria, liebe dich auf meine Art. Seit wir Kinder sind, liebe ich dich. Du weißt das.«
    Rosaria nickte. Sie wusste, dass Raffael sie liebte. Und sie liebte ihn ja auch. Aber eben nicht so, wie sich Mann und Frau lieben sollten.
    »Magst du mir beim Kräutersammeln helfen?«, fragte sie, um das Gespräch in andere Bahnen zu lenken und um Raffael zu zeigen, dass sie ihm nicht mehr böse war.
    Außerdem hasste es Rosaria, mit jemandem in Streit zu liegen. Und gerade hier auf dieser dunklen Burg mit den dicken Mauern, der Kälte und Düsternis brauchte sie das wärmende Feuer der Freundschaft und Zuneigung mehr denn je.
    Beim Anblick der zarten Pflanzen, die im Kräutergärtchen gediehen, verschwand die Melancholie, die sich wie ein Tuch aus grauer Seide über Rosaria gebreitet hatte. Der Garten grünte und blühte, dass es eine reine Freude war. Oleanderbüsche erfüllten die Luft mit ihrem lieblichen Geruch, und blaue Iris umsäumten die Wege wie ein kostbarer Besatz an einem wunderbaren Kleid. Pfirsichbäume reckten sich der Sonne entgegen, Ringelblumen setzten Farbkleckse in die Landschaft, und Thymian, Basilikum, Koriander, Melisse und Liebstöckel versprachen allein durch ihren Geruch die köstlichsten Gaumenfreuden.
    Behutsam sammelte Rosaria Kamillenblüten und Ringelblumen für Darias Salbe. Um den Liebenstrank zu brauen, pflückte sie einige Stängel Thymian und ließ Raffael daran riechen.
    »Was ist das für ein Kraut?«, fragte er.
    »Thymian wirkt kräftigend und stärkend. Es heißt, er könne unseren Willen und unser Selbstvertrauen stärken. Ich verwende ihn für einen Liebestrank.«
    Raffael lachte: »Dann pass nur auf, dass du nicht allzu viel davon kostest. Sonst kommst du in der Nacht vielleicht doch schon zu mir.«
    »Mach dir aber keine Hoffnung, mein Lieber. Ich selbst nehme Thymian nur, um meinen Willen zu stärken.«
    Raffael griff nach Rosaria, Rosaria aber war schneller als er und lief geschwind davon. Wie Kinder tobten sie ausgelassen und lachend durch den Kräutergarten, versteckten sich hinter Bäumen, ließen sich fangen und liefen erneut davon.
    »Such mich«, rief Rosaria, verließ heimlich durch das kleine Pförtchen den Garten und versteckte sich hinter einem dicken Eschenstamm auf dem weichen Boden. Von fern hörte sie Raffael nach ihr rufen, doch sie lachte nur und lehnte sich mit dem Rücken an einen Baum. Dann schaute sie nach oben in das Blätterdach der Baumkrone und fühlte sich so jung und sorgenfrei wie schon lange nicht mehr. Fast schien es, als hätte sie die ärgste Trauer um Paola überwunden und könnte wieder das sein, was sie war: eine junge, wunderschöne und lebhafte Frau.
    Natürlich würde sie Paola niemals vergessen. Viel zu tief trug sie die Liebe zu der Frau, die ihr zeitlebens

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