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Medicus 01 - Der Medicus

Titel: Medicus 01 - Der Medicus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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Alã bei Dhan bestellt hatte, waren nicht für den Herrscher bestimmt. Es waren unverzierte Waffen für Soldaten, die bei einem künftigen Krieg eingesetzt werden sollten. Diese überlegenen Krummschwerter sollten den Persern den erforderlichen Vorteil sichern. »Der indische Stahl wird ihm innerhalb weniger Wochen ausgehen«, bemerkte Harsha. Dennoch bot Dhan Rob an, ihm einen Dolch zu schmieden aus Dankbarkeit für alles, was der hakim für seine Familie und die mahouts getan hatte. Rob lehnte bedauernd ab, die Waffen seien zwar sehr schön, aber er wolle nicht mehr töten. Doch dann öffnete er seine Tasche und zeigte Dhan ein Skalpell, ein Paar Operationsmesser und zwei andere Messer, die für Amputationen verwendet wurden, eines mit einer gebogenen, dünnen und das andere mit einer breiten, gezahnten Klinge zum Durchsägen von Knochen. Dhan lächelte breit, so daß man seine vielen Zahnlücken sah, und nickte.

    Eine Woche später überreichte er Rob Instrumente aus gemustertem Stahl, die die schärfste Schneide besaßen und sie behalten sollten wie kein anderes chirurgisches Instrument, das Rob je in der Hand gehalten hatte.
    Diese Instrumente würden sein Leben überdauern. Sie waren ein fürstliches Geschenk, das ein großzügiges Gegengeschenk verlangte, aber Rob war zu überwältigt, um im Augenblick daran zu denken. Dhan sah die ungeheure Freude des hakim und war stolz auf sie. Da sie sich nicht mit Worten verständigen konnten, umarmten sie einander. Gemeinsam ölten sie die Stahlinstrumente ein und wickelten sie einzeln in Lappen. Dann steckte sie Rob in einen Lederbeutel. Er wollte gerade begeistert vom Haus des Paradieses wegreiten, als er auf eine zurückkehrende Jagdgesellschaft unter Führung des Schahs traf. In semer groben Jagdkleidung sah Alã genauso aus wie damals, als Rob ihn vor Jahren zum erstenmal erblickt hatte. Rob zügelte sein Pferrd, verbeugte sich und hoffte, daß die Gesellschaft an ihm vorbeireiten würde, doch einen Augenblick später galoppierte Farhad heran. »Er wünscht, daß Ihr Euch ihm nähert.«
    Der Stadthauptmann machte kehrt, und Rob folgte ihm zum Schah. »Ah, Dhimmi . Du mußt ein wenig mit mir reiten.« Alã winkte die ihn begleitenden Soldaten beiseite, und er und Rob ritten im Schritt zum Palast.
    »Ich habe den Dienst, den du Persien erwiesen hast, noch nicht belohnt.«
    Rob war überrascht, denn er hatte angenommen, daß alle Belohnungen für die Dienste während des Einfalls in Indien der Vergangenheit angehörten. Mehrere Offiziere waren wegen Tapferkeit befördert worden, und die Soldaten hatten Geld erhalten. Karim war vom Schah in der Öffentlichkeit so überschwenglich gelobt worden, daß der Marktklatsch lautete, er werde bald zu jeder Menge hervorragender Posten ernannt werden. Rob hatte nichts dagegen gehabt, daß man ihn übersehen hatte, und er war glücklich, weil der Überfall nun der Geschichte angehörte.
    »Ich möchte dir noch einen calãt verleihen, der aus einem größeren Haus und einem ausgedehnten Gelände besteht, einem Besitz, der sich auch für eine königliche Unterhaltung eignet.«
    »Es bedarf keines calãt , Majestät.« Rob dankte dem Schah recht spröde für dessen Freigebigkeit. »Meine Teilnahme war nur ein geringer Ausdruck meiner ungeheuren Dankbarkeit Euch gegenüber.«
    Es wäre geziemender gewesen, wenn er von seiner Liebe zum Monarchen gesprochen hätte, aber das konnte er nicht, und Alã schien seine Worte nicht sehr zu beachten. »Trotzdem verdienst du eine Belohnung.«
    »Dann bitte ich meinen Schah, mich zu belohnen, indem er mir gestattet, in dem kleinen Haus in der Jehuddijeh zu bleiben, wo ich mich wohl fühle und wo ich glücklich bin.«
    Der Schah blickte ihn scharf an. Schließlich nickte er. »Du bist entlassen, Dhimmi .« Er stieß dem Schimmel die Fersen in die Flanken, und der Hengst sprengte davon. Die Eskorte galoppierte hinter ihm her, und gleich darauf zogen die berittenen Soldaten rasselnd und klirrend an Rob vorbei.
    Nachdenklich wendete er seinen braunen Wallach, um sich wieder auf den Weg nach Hause zu machen und Mary die gemusterten stählernen Instrumente zu zeigen.

Ein Auftrag in Idhaj
    In diesem Jahr war der Winter streng, und er kam früh nach Persien. Eines Morgens waren alle Bergspitzen weiß, und am nächsten Tag fegte heftiger, eisiger Wind ein Gemisch von Salz, Sand und Schnee durch die Straßen Isfahans. Auf den Märkten deckten die Kaufleute ihre Waren mit Tüchern ab und sehnten sich nach

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