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Medicus 02 - Der Schamane

Titel: Medicus 02 - Der Schamane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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zwei Novizinnen waren dazugekommen, und neuerdings fanden sich auch Leute zum Sonntagsgottesdienst ein. Wenn weiterhin Siedler zuzögen, meinte sie, werde bald eine katholische Kirche gebaut.
    Er hatte den Verdacht, dass sie seinen Besuch erwartet hatte, denn er war noch gar nicht lange da, als Schwester Mary Peter Celestine eine Platte mit frischgebackenen, dünnen, knusprigen Salzkeksen und ausgezeichnetem Ziegenkäse brachte. Und richtigen Kaffee, den ersten, den er seit mehr als einem Jahr getrunken hatte, mit sahniger Ziegenmilch.
    »Wollen Sie mich mästen?« fragte er scherzhaft.
    »Es ist schön, dass Sie wieder zu Hause sind«, erwiderte die grimmige Miriam lächelnd.
    Mit jedem Tag fühlte er sich kräftiger. Er ließ sich aber mit allem noch Zeit, schlief lange, genoss Sarahs gute Küche und schlenderte über die Farm. Und jeden Nachmittag behandelte er ein paar Patienten. Er musste sich an das gute Leben erst wieder gewöhnen. Am siebten Tag taten ihm Arme, Beine und der Rücken weh. Er lachte darüber und erklärte Sarah, er sei wohl nicht mehr gewohnt, in einem Bett zu schlafen. Und dann spürte er eines Morgens, als er noch im Bett lag, ein Grummeln in seinem Bauch, versuchte es aber zu ignorieren, weil er noch nicht aufstehen wollte. Doch dann konnte er den Drang nicht mehr hinausschieben, und er war erst halb die Treppe hinunter, als er anfing zu rennen, wovon Sarah aufwachte.
    Er schaffte es nicht bis zum Aborthäuschen, sondern hockte sich neben den Weg ins Unkraut wie ein betrunkener Soldat und brummte und stöhnte, als es aus ihm herausbrach.
    Sarah war ihm gefolgt, und es war ihm sehr peinlich, dass sie ihn so sah.
    »Was ist los?« fragte sie.
    »Wasser... im Zug«, keuchte er.
    Im Laufe der Nacht kamen noch drei Schübe. Am Morgen schluckte er Rizinusöl, um seinen Körper ganz zu reinigen, und als er sich am Abend immer noch elend fühlte, nahm er Bittersalz. Am Tag darauf bekam er hohes Fieber und wurde von schrecklichen Kopfschmerzen geplagt, und er wusste, was ihm fehlte, noch bevor Sarah ihn an diesem Abend zum Waschen auszog und die roten Flecken auf seinem Bauch sah.
    »Wir haben schon genug Leute mit Typhus behandelt und durchgebracht«, erklärte Sarah resolut. »Du musst mir nur sagen, was ich dir zu essen geben soll.«
    Der bloße Gedanke an Essen verursachte ihm Übelkeit, doch er erklärte es ihr trotzdem. »Fleischbrühe - mit Gemüse, wenn du welches bekommen kannst. Fruchtsäfte. Aber zu dieser Jahreszeit...«
    In einem Fass im Keller seien noch Apfel, sagte sie, und Alden werde sie zerstampfen. Sie entwickelte eine eifrige Geschäftigkeit, denn es war besser zu arbeiten, als sich zu sorgen. Doch nach weiteren vierundzwanzig Stunden erkannte sie, dass sie Hilfe brauchen würde, denn die Reinigung der Bettpfannen, das ständige Umziehen und Baden, um das Fieber zu drücken, das Auskochen der Wäsche hatten ihr kaum Zeit zum Schlafen gelassen. Sie schickte Alden zum Konvent, um die Nonnen zu bitten, ihr zu helfen. Sie kamen zu zweit, wie Sarah es erwartet hatte, da sie wusste, dass sie immer paarweise arbeiteten: eine junge Nonne mit einem Babygesicht namens Schwester Mary Benedicta und eine ältere Frau, hochgewachsen und mit einer langen Nase, die sich als Mater Miriam Ferocia vorstellte. Als sie in sein Zimmer traten, öffnete Rob J. die Augen. Er lächelte, nachdem er erkannt hatte, wer gekommen war, und Sarah verschwand in das Zimmer der Jungen und schlief sechs Stunden lang.
    Die Nonnen waren gute Krankenschwestern. Das Zimmer des Patienten sah stets ordentlich aus, und es roch nie schlecht darin. Nach drei weiteren Tagen sank Rob J.s Fieber. Zuerst freuten sich die drei Frauen, doch dann zeigte Mater Miriam Ferocia Sarah, dass der Stuhl blutig wurde, und sie schickten Alden nach Rock Island, um Dr. Barr zu holen.
    Als der Arzt eintraf, bestand der Stuhl fast nur noch aus Blut, und Rob J. war sehr blass. Seit der ersten krampfartigen Darmentleerung waren acht Tage vergangen.
    »Die Krankheit ist sehr schnell vorangeschritten«, stellte Dr. Barr fest, als befände er sich auf einem Treffen der Ärztegesellschaft. »Manchmal tut sie das«, erwiderte Rob J.
    »Vielleicht sollten wir Chinin oder Kalomel einsetzen«, meinte Dr. Barr. »Manche glauben, die Krankheit sei so ähnlich wie Malaria.« Rob J. widersprach. »Typhus hat nichts mit Malaria zu tun«, sagte er mühsam. Tobias Barr hatte nicht so viel in der Anatomie gearbeitet wie Rob J., doch auch er wusste, was die

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