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Medieval DeWarenne 03 - Der Wolf und die Lilie

Medieval DeWarenne 03 - Der Wolf und die Lilie

Titel: Medieval DeWarenne 03 - Der Wolf und die Lilie Kostenlos Bücher Online Lesen
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Geheimnis, das sie ihr Leben lang vor Brianna gehütet hatte, war enthüllt, und die Anklage ihrer Tochter hörte sich, wenn sie auch begründet war, sehr hässlich an. »Wo hast du das gehört?«
    »Auf Hedingham. Ich hörte, wie Lynx zu Jane sagte, meine braunen keltischen Augen ähnelten jenen Roberts. Er hätte schon oft geargwöhnt, Bruce sei mein Vater.«
    Das Blut wich aus Jorys Antlitz, das wachsbleich wurde.
    »Ist es wahr?«, rief Brianna. Bitte, sage mir, dass es nicht wahr ist.
    Jory biss sich auf die Lippen. »Ja, es ist wahr«, gestand sie im Flüsterton. »Guy de Beauchamp hat nie ...«
    »... hat mich nie gewollt? Aber die schöne Jory de Beauchamp, die wollte er immer schon und konnte sie nur bekommen, wenn er auch mich nahm.«
    »Brianna, hör auf! So war es nicht.«
    »Genauso war es.«
    Als Hufschlag am anderen Ende des Hofes ertönte, drehte Brianna sich um: »Hier kommt der verrufene Earl of Warwick.«
    Begleitet von seinem Verwalter stieg Guy de Beauchamp ab und wäre fast gegen einen Stapel von Fässern vor dem Brauhaus gestoßen. Brutus kläffte, und Guy streckte die Hand aus und ertastete die Barriere. Er umging das Hindernis und tätschelte den Kopf des Wolfshundes.
    Brianna tat einen raschen Atemzug. »Was hat Vater denn?«
    »Sein Augenlicht ... leider. Es ist fast erloschen.«
    »O mein Gott! O mein Gott! Warum hat mir das niemand gesagt?« Brianna raffte ihre Röcke und lief über den Hof. Mit einem Schlag hatte die Rangordnung ihrer Werte eine Veränderung erfahren. »Vater!«, rief sie atemlos. Hastig wischte sie ihre Tränen ab. Er sollte nicht merken, dass sein Anblick sie zum Weinen gebracht hatte.
    Er streckte die Arme aus, und sie ließ sich hineinfallen. Sie sah seine freudige Miene, als er sie umarmte und hochhob. »Brianna! Du bist nicht nach Schottland gefahren!«
    »Warum hätte ich in diese gottverlassene Gegend fahren sollen, wenn sich die Möglichkeit bot, nach Warwick zu kommen und euch zu besuchen?«
    Er stellte sie hin und berührte wie verwundert ihr Haar. »Ich kann die Farbe deiner feurigen Locken unterscheiden. Das ist erstaunlich - meist sehe ich nur mehr Grauschattierungen.« Er umfasste ihr Gesicht und strich mit den Daumen sanft ihre Wangen entlang.
    Brianna war erleichtert, dass sie ihre Tränen abgewischt hatte. Das ist der Mann, der mich auf mein erstes Pony hob. Er lehrte mich lesen und erlaubte mir, Seiten aus seinen kostbaren Büchern zu reißen. Er brachte mir alles über Pferdezucht bei und weckte in mir die Liebe zu Tieren. Er lehrte mich Selbstvertrauen und Eigenständigkeit. Er ist der einzige Vater, den ich haben möchte, der einzige Vater, den ich je brauchen werde, der einzige, den ich je lieben werde.
    »Ich bin froh, dass du uns besuchst.«
    Sie fasste nach seiner Hand. »Vater, du hast mir sehr gefehlt.«
    Die Familie de Beauchamp plauderte an der Abendtafel und genoss ihre kostbare gemeinsame Zeit in vollen Zügen. Als die Kerzen brannten, behauptete Warwick steif und fest, er könne den schwachen Schimmer sehen, und ihre Herzen schöpften neue Hoffnung.
    Brianna versprach ihrem Vater, am Morgen mit ihm auszureiten, und bat Guy Thomas, mit ihr in ihrem alten Kahn auf dem Avon zu angeln.
    Es war schon spät, als sie sich zurückzog. Fünf Minuten später klopfte Jory bei ihr an und sie öffnete sogleich die Tür. »Darf ich eintreten?«
    »Mutter, ich bedaure, was ich sagte.«
    Jory schloss die Tür und schüttelte den Kopf. »Ich hätte es dir sagen sollen, als du alt genug warst.« »Ich muss für dich zuweilen eine schreckliche Plage gewesen sein«, zeigte Brianna sich reuig.
    »Seit dem Tag deiner Geburt hast du mir keinen Moment Kummer bereitet. Es tut mir leid, dass du es von Lynx erfahren musstest. Ich dachte, Guy und ich wären die Einzigen, die es wüssten. Robert sagte ich es niemals.«
    »Ich bin froh, dass du es nicht getan hast. Lynx stellte ja nur eine Vermutung an, und Jane schalt ihn, er solle solche Dinge nicht sagen - viele Menschen hätten braune Augen.«
    »Ich vergaß, wie klug Lynx ist. Es entgeht ihm nur wenig.«
    »Das stimmt. Er wird nicht müde, mir zu sagen, wie ähnlich ich dir bin.«
    Jory lachte. »Wie zwei Erbsen aus derselben Schote.«
    »Mutter, ich hoffe, dass ich genauso bin wie du. Mein Leben lang habe ich mir das gewünscht.«
    Sie umarmten einander und hielten einander lange umfangen.
    Wie selbstgerecht ich doch bin, meiner Mutter anzukreiden, dass sie sich einen Liebhaber nahm, obwohl ich dasselbe

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