Medstar 01 - Unter Feuer
auf das werfen, was immer diese kleinen, aber fortwährenden Störungen in der Macht verursachte...
Das Lager war ruhig, als die Nacht darüber hinwegkroch. Nur wenige Leute waren unterwegs. Der Schichtwechsel war längst erfolgt, und die meisten saßen entweder beim Essen, schliefen oder taten, was immer sie eben so taten, wenn sie nicht arbeiteten. Für die meisten gehörte dazu nicht, die stinkende, heiße Nachtluft einzuatmen.
Als sich Barriss der Einmündung der Gasse näherte, die zu ihrem Quartier führte, fühlte sie eine Präsenz in den Schatten. Sie sah niemanden, doch die Einflüsterung der Macht war klar und unmissverständlich - beinahe das psychische Äquivalent einer Hand auf ihrer Schulter.
Sie blieb stehen. Ihre Hand bewegte sich langsam in Richtung des Lichtschwerts.
»Das wirst du nicht brauchen«, sagte eine Stimme. »Ich habe nicht die Absicht, dir wirklichen Schaden zuzufügen. Ich will dir bloß eine kleine Lektion in Sachen Demut erteilen. Darin seid ihr Jedi doch ganz groß, oder nicht?«
Phow Ji.
Sie konnte ihn immer noch nicht sehen, aber sie wusste, wo er sich befand. Gleich da drüben, in dem dunklen Schatten eines geräuscharmen Energiegenerators, einige Meter rechts von ihr. Er war eine böse Präsenz, ein pulsierendes Hindernis im geschmeidigen Kontinuum der Macht.
Ihre Stimme war leise und gleichmäßig. »Was bringt dich auf den Gedanken, dass du derjenige bist, dem es zusteht, andere Leute Demut zu lehren?«
Phow Ji huschte aus der Dunkelheit. »Die, die dazu imstande sind, tun's eben. Die, die es nicht sind, tun's nicht.«
»Überaus treffend. Was willst du?«
»Wie ich schon sagte: Du hast eine Lektion nötig. Als wir das letzte Mal miteinander geplaudert haben, hast du mich geschubst - von hinten! Diese Gefälligkeit würde ich jetzt gern erwidern. Ich denke, ein Schlammbad ist da nur angemessen. Nichts Ernstes, keine gebrochenen Knochen oder so was. Das hier ist eine Übung in Sachen Wechselseitigkeit, nichts weiter. Wenn deine Macht mich aufhalten kann, dann solltest du sie unter allen Umständen ...« Er breitete in einer einladenden Geste die Arme aus. »... einsetzen!«
Was war er nur für ein Egoist! Selbst so überzeugt davon, unschlagbar zu sein. Und dass er so gut war, dass er sie erniedrigen konnte, ohne sie dabei zu verletzen - das war für einen Kämpfer eine echte Herausforderung.
Sie erwog kurz, seinen Geist zu berühren und ihm eine unterschwellige Suggestion einzuflüstern, dass er das hier gar nicht tun wollte, dass er eigentlich viel lieber in sein Quartier zurückkehren und eine kalte Dusche nehmen wollte - doch sie konnte die Zucht und Ordnung seiner Gedanken spüren. Sein Denken war eine dichte Woge, so undurchdringlich wie Spinnwurmseide. Ji war nicht willensschwach genug, dass die Fähigkeiten eines Padawans ausgereicht hätten, um ihn ohne Weiteres zu beeinflussen, wenn überhaupt.
Ji verfiel in Angriffsposition, die Beine weit und tief gespreizt. Er hob die Hände und winkte sie mit einer davon in einer respektlosen Geste zu ihm hin. »Komm schon, Jedi! Sollen wir ein kleines Tänzchen wagen?«
Ich sollte das nicht tun. Ich sollte mich weigern und weggehen. Soll er ruhig denken, ich hätte Angst - was spielt das schon für eine Rolle?
Doch er sollte die Jedi respektieren, selbst wenn er keinen Respekt vor ihr hatte. Es schmerzte sie, den Namen ihres Ordens mit Verachtung belegt zu hören.
Sie blieb, wo sie war.
Sie verlagerte leicht das Gewicht, ohne dabei die Füße zu bewegen. Sie balancierte sich bloß so aus, dass sie sich rasch mit einem Bein abstoßen konnte, vorwärts oder zurück.
Der Abend war schwül, alles war feucht, sogar die Luft. Ihr Schweiß konnte nirgendwo hin. Er sammelte sich und lief ihr Gesicht und ihren Hals hinab, tränkte ihren Overall, drohte, ihr in die Augen zu tropfen.
Ji lächelte. »Ein guter Schachzug! Du willst dich nicht auf das eine oder andere festlegen, wenn du dich einem erfahrenen Gegner gegenübersiehst.«
Er bewegte sich nach rechts, und Barriss entfernte sich von ihm, um einen wachsamen Abstand zu wahren.
Die Versuchung, sich auf die Macht zu berufen, sie einzusetzen, um Ji in die Schranken zu weisen, war beinahe überwältigend. Sie zweifelte nicht daran, dass sie dazu imstande war. Eine Geste, und Ji würde wie eine tollwütige Felsfledermaus gegen den nächstbesten Baum krachen. Kein Kämpfer, ganz gleich, wie körperlich stark er war, konnte mit Muskelkraft gegen die Macht bestehen.
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