Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Meeres-Braut

Titel: Meeres-Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
nicht eurerseits etwas für mich tut. Ich möchte, daß ihr helft, Che Zentaur zu retten. Ich vermute, daß das auch die Absicht des Guten Magiers war, als er euch über Nada zu mir schickte.«
    »Aber warum hat er uns denn nicht direkt zu dir geschickt?« fragte Ida.
    »Vielleicht, weil Mela nicht mitgekommen wäre, wenn sie erfahren hätte, daß ich bei Draco bin.« Er blickte Okra an. »Und du wärst auch nicht mitgekommen, wenn du gewußt hättest, daß ich von dir verlange, Jenny Elfe zu retten.«
    »Sie zu retten!« rief Okra. »Das will ich nicht!«
    »Aber du möchtest eine Hauptrolle haben«, erinnerte er sie. »Genau wie Ida ihre Bestimmung erfüllen und Mela einen Ehemann finden will. Ich bin nun einmal zufällig in der Lage, euch eure Wünsche zu erfüllen. Aber ich habe auch meinen Preis. Ihr drei müßt tun, was ihr könnt, um die anderen drei aus ihrer Gefahr zu retten, egal welche persönlichen Wünsche ihr hegt. Nur wenn ihr das tut, werde ich euch eure eigenen Wünsche erfüllen.«
    Mela wechselte gute dreieinhalb Blicke mit Okra und Ida. Die Sache gefiel ihr nicht, aber wenn es stimmte, daß er sein Versprechen wahrmachen konnte, wäre es vielleicht doch den Versuch wert. Sie stellte fest, daß die beiden anderen ähnlich dachten. »Dann werden wir es tun«, sagte sie. »Obwohl wir das für ungerecht halten.«
    Naldo zuckte mit den Schultern, was angesichts seines Schlangenkörpers ziemlich beeindruckend aussah. »Der Preis erscheint mir nicht sonderlich überzogen, wenn man bedenkt, daß ihr nicht in der Lage seid zu feilschen.«
    Dem konnten sie nichts entgegenhalten. »Und was sollen wir nun tun?« wollte Mela wissen.
    »Ihr müßt den Simurgh aufsuchen und ihr mitteilen, daß Roxanne im Begriff steht, Che aufzufressen.«
    »Zum Simurgh!« rief Mela entsetzt. »Niemand wagt es, den aufzusuchen!«
    »Berichtigung: Kein Flugungeheuer wagt es, dort hinzufliegen«, versetzte Naldo. »Und alle anderen Wesen sollten tunlichst höchste Vorsicht walten lassen, wegen der Mänaden und des Python. Aber ich denke doch, daß drei Damen in der Not durchkommen könnten. Das ist also eure Aufgabe: euch auf den Berg Parnaß zu begeben und dem Simurgh Mitteilung zu machen. Danach kehrt ihr hierher zurück, und ich löse mein Versprechen ein.«
    Mela wußte, daß die Naga ihre Versprechen stets hielten. Doch sie hatte noch einen anderen Einwand. »Wir befinden uns nördlich der Spalte, während der Berg Parnaß südlich davon liegt. Wir könnten eine ganze Weile brauchen, um ihn zu erreichen, aber wenn es sich um ein dringendes Problem handelt, kommen wir vielleicht zu spät.«
    Naldo sah Draco an, der daraufhin aus seinem Nest glitt, die Flügel spreizte und zum Wasser hinunterflog. Dort tauchte er unter.
    »Ich werde euch den Weg aus diesem Hort zeigen«, entschied Naldo. »Bis wir draußen angekommen sind, hat Draco ein paar Flügelungeheuer aufgetrieben, die euch befördern werden.«
    »Hauptsache, wir müssen nicht durch dieses scheußliche Süßwasser«, warf Mela ein.
    »Doch, das müßt ihr leider. Aber ich denke, ihr könntet doch alle drei schwimmen.«
    Mela tauschte noch einige weitere Blicke mit ihren Gefährtinnen. »Ja. Aber wir wollen unsere Kleider nicht naßmachen.«
    »Dann zieht sie doch aus! Ich habe bestimmt nichts dagegen!«
    »Aber wenn wir das tun, bekommst du unsere… unsere Unaussprechlichen zu sehen«, wandte Mela ein, die einem Mann gegenüber das Unaussprechliche lieber nicht aussprechen wollte.
    »Ich verwandle mich in meine Schlangengestalt«, erbot er sich. »Die Verordnung gilt natürlich nicht gegenüber Tieren, da die keinen Sinn für die Bedeutung von derlei Kleidungsstücken haben.«
    Diese Logik leuchtete Mela zwar nicht ganz ein, aber sie wußte sie auch nicht zu widerlegen. Also nahm Naldo seine vollständige Schlangengestalt an, und die drei legten erst ihre Kleider und dann die Höschen ab, bis sie dastanden wie drei nackte Nymphen. Sie verschlossen ihre Sachen in ihren Taschen, dann sahen sie zu der Schlange hinüber.
    Die Schlange glitt an einer Seite aus dem Nest und stieß mit der Schnauze gegen etwas. Es war eine Strickleiter. Mela nahm sie, und warf sie über den Rand des Nests und sah, daß sie zum Boden der Höhle führte und oben gut befestigt war. So mußten auch die anderen Gäste hinaufgelangen, wenn der Drachen Gesellschaft hatte. Sie hatte sich nie Gedanken darüber gemacht, daß Drachen gesellige Wesen sein könnten, aber es erschien ihr durchaus möglich.

Weitere Kostenlose Bücher