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Meeres-Braut

Titel: Meeres-Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
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Flügelungeheuer verpflichtet, euch zum Parnaß zu bringen«, erläuterte Naldo. »Aber ein Greif kann immer nur eine Person tragen. Gregor Greif wird dich auf seinen Rücken setzen, sobald du ihn festhältst. Du kannst ihm vertrauen. Er ist darauf eingeschworen, Che Zentaur zu beschützen.«
    Melas Glaube war ganz bestimmt nicht der größte. Man hatte von Greifen gehört, die leckere Meerfrauen wie sie selbst gemeuchelt und gefressen hatten. Aber sie sah auch ein, daß sie mit gutem Beispiel vorangehen mußte. Außerdem versuchte ihr Schlüpfer wieder, beiseite zu schlüpfen, während ihre Rutschpantoffeln daran arbeiteten, ihre Füße ins Rutschen zu bringen. Sie mußte also zusehen, daß sie sich in eine bessere Lage brachte. Sie stampfte auf, nahm ihre ganze schwache Zuversicht beisammen und packte die Vorderbeine des Ungeheuers.
    Der Greif hob sich in die Lüfte, und Mela wurde vom Berg gezerrt. Sie baumelte von ihm herab, fühlte sich wie ein Glockenklöppel. Sie versuchte zu kreischen, doch bevor sie genug Luft dafür eingeatmet hatte, hatte der Greif schon seine Vorderbeine gehoben und sie in hohem Bogen über seinen Kopf geschleudert. Entsetzt vollführte sie einen Purzelbaum und landete voll auf seinem Rücken, direkt zwischen den schlagenden Flügeln.
    Mela brachte ihren Atemhaushalt in Ordnung und wollte gerade mit dem Kreischen loslegen. Doch da fiel ihr ein, daß sie ja überhaupt keinen Grund mehr dazu hatte. Sie ritt nun auf dem Greif, und niemand konnte ihr Höschen sehen, selbst wenn der Schlüpfer versuchte es freizulegen, weil sie schon viel zu hoch über dem Boden flog.
    Also klammerte sie sich an der fedrigen Mähne des Greifs fest und blickte zurück. Hinter ihr war ein weiterer Greif zu erkennen, der Okra auf dem Rücken trug. Ein Stück weiter flog Ida auf einem dritten. Sie waren alle sicher unterwegs. Welch eine Erleichterung!
    Nun schossen die drei Greife in schnellem Tempo nach Süden. Überraschend schnell überflogen sie die Spalte. Mela spähte hinunter, versuchte zu erkennen, ob die Höhle zu sehen sei, durch die sie ins Reich der Dämonen eingetreten waren, aber sie flogen in solcher Höhe, daß alle Einzelheiten verwischt schienen. Es war erstaunlich, wie Professor Fetthuf sie so einfach bis in die Höhle des Drachen befördert hatte. Diesen Professor würde sie sich ganz bestimmt niemals zum Feind wünschen!
    Die Greife beschleunigten ihren Flug. Nun sauste die Landschaft nur so vorbei. Xanth war wie ein riesiger Teppich, auf den Wälder, Flüsse, Seen und Felder aufgemalt waren. Die meisten Seen waren sehr klein, wie Pfützen, doch es gab auch einen größeren darunter, der wie zwei geschürzte Lippen aussah. »Der Küß-mich-See!« rief sie, erfreut darüber, daß sie ihn wiedererkannte. Es war noch nicht allzulange her, daß sie dort gewesen war. Südlich vom See führte eine Linie ab. Das mußte der Küß-mich-Fluß sein, den Okra hinaufgepaddelt war.
    Sie folgten dieser Linie, bis sie in einen sehr viel größeren See mündete. Das war wahrscheinlich der Ogersee, wo die Fluchungeheuer lebten. Und ein paar verirrte Oger, wie Okra ja bewies. Dann flogen sie einen Bogen nach Südwesten, wo sie dichten Urwald überquerten. Endlich erblickten sie in der Ferne einen Berggipfel – worauf die Greife zur Landung ansetzten. Denn sie durften sich dem Berg Parnaß nur ein gewisses Stück nähern. Für Mela und ihre Gefährten bedeutete das immer noch einen recht langen Fußmarsch. Aber die Greife blieben nicht etwa stehen. Sie berührten den Boden, klappten ihre Schwingen ein und rannten auf vier Beinen den Berg entgegen. Deshalb hatte Draco also die vierbeinige Art dienstverpflichtet! Die konnte die drei Reisenden ein gutes Stück näher an den Berg heranbringen, ohne in Schwierigkeiten zu geraten.
    Nach einer Weile blieben die Greife dann stehen. Jetzt waren sie dicht am Fuß des Parnaß, ohne ihn zu berühren. Die Flügelungeheuer hatten sich dem Berg so weit genähert, wie sie es wagen durften.
    Mela saß ab. »Danke, Gregor«, sagte sie in echter Dankbarkeit. »Du hast mir einen langen, beschwerlichen Marsch erspart.« Dann küßte sie den Greif auf den Schnabel.
    Gregors Gesichtsfedern verfärbten sich von Gold in Rot. Mela konnte es ihm nachempfinden, da es ihr ganz ähnlich ergangen war, als der schlüpfrige Schlüpfer sich daneben benahm. Wahrscheinlich war das Wesen wütend, weil es ihr zartes Fleisch nicht verspeisen durfte.
    Bald darauf liefen die Greife wieder davon. Jetzt

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