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Meeres-Braut

Titel: Meeres-Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
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sorgte sogar für ein steinernes Geländer, damit sie die Stufen hinaufsteigen konnten, ohne dabei in die Tiefe zu stürzen. Mela hatte eigentlich nie allzuviel für Oger übriggehabt, doch nun begann sie, Geschmack an diesem Ogermädchen zu finden.
    Sie stiegen die Stufen empor und gelangten auf den oberen Abschnitt des Bergs. Das war ein Hang, der unmittelbar zu dem riesigen Baum auf dem Gipfel führte. Der Samenbaum war in Sicht!
    Sie näherten sich ihm vorsichtig. Sie erblickten den riesigen Vogel, der auf einem seiner Äste hockte. Die Strahlen der Spätnachmittagssonne brachen sich schillernd am Gefieder. Dann drehte sich der Vogel um und erspähte sie. Plötzlich fand sich Mela in einem Zustand zwischen überwältigender Unruhe und mildem Entsetzen wieder.
    UND WER SEID IHR, DIE IHR, OHNE EINGELADEN ZU SEIN, MEINEN BERG ERKLIMMT? wurde sie des mächtigen Gedanken des Simurgh gewahr.
    »Wir… wir sind drei Maiden in Not«, erwiderte Mela.
    Der riesige Schädel kehrte sich ihr zu, und ein bohrender Blick heftete sich auf sie. DU BIST KEINE MAID, MELA MEERFRAU. DU WARST VERHEIRATET UND BIST VERWITWET.
    »Ich… ich meinte zwei Maiden und eine Frau«, stammelte Mela. »Wir sind gekommen, um dir etwas Wichtiges mitzuteilen.«
    ICH HABE DREIMAL MITANGESEHEN, WIE DAS UNIVERSUM STARB UND WIEDERGEBOREN WURDE, dachte der Simurgh. WAS KÖNNTEST DU DA FÜR WICHTIG GENUG HALTEN, DASS ES MEINER AUFMERKSAMKEIT WÜRDIG WÄRE?
    »Vielleicht nichts«, gestand Mela. »Aber Naldo Naga hat uns zu dir geschickt, um dir mitzuteilen…« Sie stockte, fürchtete einen weiteren der überwältigenden Gedanken, doch der Simurgh wartete ab. »Um dir mitzuteilen, daß Roxanne im Begriff steht, Che Zentaur zu… zu fressen.« Geschafft – irgendwie hatte sie es herausgepreßt.
    WAS? Der Gedanke war so stark, daß er die drei beinahe vom Berg geweht hätte. Doch Mela versuchte es aufs neue.
    »Roxanne steht…«
    ICH HABE DICH VERNOMMEN, TAPFERE KREATUR. GEWISS WERDE ICH DAS IN ORDNUNG BRINGEN MÜSSEN. ABER TEILT MIR ERST EINMAL MEHR ÜBER EUCH MIT. WIE IST ES GEKOMMEN, DASS IHR MIR DIESE NACHRICHT BRINGT?
    »Wir drei haben den Guten Magier Humfrey mit unseren Fragen aufgesucht, doch anstatt uns zu antworten, hat er uns zu Nada Naga geschickt, die uns wiederum zu ihrem Bruder Naldo Naga geschickt hat, der uns mitteilte, daß er uns unsere Wünsche erfüllen würde, wenn wir dir diese Nachricht bringen. Und so…«
    WIE HAT NALDO NAGA VON ROXANNE ERFAHREN?
    »Sein Freund Draco Drachen hat es von den Flügelungeheuern gehört. Aber die dürfen nicht hierherfliegen oder sich in deine Pläne einmischen, deshalb…«
    GANZ GENAU. WELCHE FRAGE HAST DU DEM GUTEN MAGIER GESTELLT?
    »Wie ich einen guten Ehemann finde. Ich will lediglich den stattlichsten, nettesten, klügsten Prinzen…«
    GANZ BESTIMMT. DER MANN, DEN DU HEIRATEST, WIRD AUCH EINEN GEWISSEN HUMOR HABEN.
    Mela runzelte die Stirn. »Ich schätze, damit werde ich wohl leben können, sofern er auch über die anderen Vorzüge verfügt.« Langsam beschlich Mela eine gewisse Aufregung, als sie begriff, daß es tatsächlich einen Ehemann für sie gab. Sie hatte schon begonnen, daran zu zweifeln.
    DAS TUT ER. UND JETZT WILL ICH ETWAS ÜBER DEINE GEFÄHRTINNEN ERFAHREN, DIE ICH NOCH NICHT KENNE. Der riesige Vogel richtete sein Auge auf Ida. Mela sah, wie der Simurgh blinzelte, fast als sei sie erschreckt. Wie konnte das sein? Ida war eine nette, aber ganz gewöhnliche junge Frau, eine angenehme Gesellschaft, aber ohne irgendeine erkennbare Manie. Was an ihr könnte das weiseste Wesen von ganz Xanth überraschen? WER GLAUBST DU ZU SEIN, UND WAS HÄLTST DU FÜR DAS ZIEL DEINER SUCHE?
    Ida bemühte sich zu antworten. »Ich… ich… ich glaube, ich bin Ida. Ich wuchs unter den Sollteseins auf. Ich bin gekommen, meine Bestimmung zu erfahren. Ich weiß zwar nicht, welche das ist, aber ich hoffe, sie ist nett.«
    SIE IST EBENSO NETT WIE JEDE ANDERE MÖGLICHE BESTIMMUNG IN XANTH. ABER SIE MUSS IHRE ZEIT ABWARTEN, DENN ZUERST MUSST DU EINIGE DINGE ERLEDIGEN.
    »Ach ja? Was denn?«
    ES WÄRE KONTRAPRODUKTIV, DIR DIES ZU DIESEM ZEITPUNKT ZU SAGEN, UNSCHULDIGE DAMSELL.
    »Das hat der Gute Magier auch gesagt!« versetzte Ida frustriert. »Und Fetthuf Dämon auch. Naldo Naga behauptet zwar, etwas zu wissen, wollte es uns aber nicht sagen. Ist das nicht sexistisch oder so etwas?«
    ODER SO ETWAS, stimmte der Simurgh mit schiefem Schnabellächeln zu. ABER NOTWENDIG. Ihr Blick heftete sich auf die Ogerin.

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