Meeres-Braut
vorhaben, wirst du uns dann in Frieden lassen?«
»Das kommt ganz darauf an. Machen wir doch ein anderes Geschäft: Wenn das, was ihr mir erzählt, interessant ist, erzähle ich euch auch etwas Interessantes.«
Gwenny blickte zu Che hinüber. »Ist das ein gutes Geschäft?«
»Wahrscheinlich schon«, meinte der Zentaur. »Soweit ich gehört habe, hält sich Metria immer an ihre Abmachungen und sagt auch stets die Wahrheit. Aber häufig entwickeln sich die Abmachungen anders, als man es erwartet hat, und oft ist die Wahrheit nicht das, was man hören möchte.«
Metria schoß ihm einen Blick zu. »Selbst kleine Zentauren sind viel zu intelligent.«
»Allerdings«, fuhr Che fort, »wird es erforderlich sein, sie zum Schweigen zu verpflichten, weil unsere Mission Geheimcharakter hat.«
Metria schnitt eine Grimasse. »Das macht bereits den halben Spaß zunichte. Andererseits sind Geheimnisse interessanter als das, was jedermann weiß. Ich willige ein.«
»Also gut«, entschied Gwenny. »Der Handel gilt.« Denn sie begriff, daß die Dämonin verschwinden würde, wenn ihre Geschichte sie langweilen sollte, und genau das wollten sie ja auch eigentlich. »Mein Vater, Gichtig Kobold, ist soeben gestorben, und ich muß versuchen, der erste weibliche Koboldhäuptling im Koboldberg zu werden. Aber ohne Brille kann ich nicht besonders gut sehen, und wenn die anderen Kobolde davon erfahren, werde ich niemals Häuptling werden. Also muß ich mir Kontaktlinsen besorgen. Ich will den Guten Magier fragen, wo ich welche bekomme.«
»Der erste weibliche Häuptling«, wiederholte Metria. »Soll das etwa heißen, daß dein Koboldstamm damit anfangen wird, zivilisiert zu tun?«
»Ja.«
»Ich sehe schon, das hat keinen großen Unterhaltungswert. Andererseits erringst du vielleicht gar nicht das Häuptlingsamt, und in diesem Fall werden die Kobolde interessant bleiben.«
»Ja.«
»Das muß wohl die Bestimmung von Che Zentaur sein: dich zum Häuptling zu machen. Das würde die Geschichte Xanths ganz bestimmt verändern.«
»Ja. Und was hast du nun Interessantes zu berichten?«
Die Dämonin machte eine ausladende Geste. Ihre Arme schienen in abgehackten Bewegungen von einer Stellung in die nächste zu rücken, ganz anders, als es die Arme von Sterblichen taten. »Nur daß es eine weitere Gruppe von drei Leuten gibt, die gerade auf der Reise zum Guten Magier sind. Nämlich Mela Meerfrau, Okra Ogerin und Ida Mensch. Nur daß die beiden anderen noch nichts davon wissen, daß Ida zu ihrer Gruppe gehört.«
»Mela Meerfrau«, wiederholte Che nachdenklich. »War das nicht die, der…?«
»Ja, die, deren Höschenfarbe die Frage ausmachte, die der Gute Magier nicht beantworten konnte. Es scheint, als sei die Zeit für sie gekommen, sie anzuziehen. Das weiß sie natürlich noch nicht. Sie ist völlig unschuldig, was eine ziemlich paradoxe Beschreibung für ein solches Unwesen ist.«
»Ein solches was?«
»Tier, Biest, Mißgeburt, Ungeheuer…«
»Kreatur?«
»Was auch immer«, pflichtete Metria verärgert bei. »Wieso bist du nicht über den Begriff ›paradoxe Bezeichnung‹ gestolpert?«
»Ich bin ein Zentaur. So ein Vokabular ist für mich ganz natürlich.«
»Na ja, ich bin jedenfalls darüber gestolpert«, meinte Jenny. »Was heißt denn das?«
Metria war zufrieden. »Das bedeutet, daß dies die einzige Art ist, auf die Mela unschuldig ist. Was die Männer dagegen angeht, so… Hoppla, wie alt seid ihr eigentlich?«
»Vierzehn«, sagte Jenny ebenso verärgert, wie Metria es gerade gewesen war. »Ich habe mich der Erwachsenenverschwörung noch nicht angeschlossen.«
Metria musterte sie von oben bis unten. »Aber das wirst du bald tun. Das ist nicht nur eine Frage des Alters. Schließlich werden Mäuse ja auch schon binnen weniger Wochen erwachsen.«
»Aber weshalb sollte Mela Meerfraus Ausflug für uns interessant sein?« wollte Che wissen.
»Na ja, das ist er natürlich nicht. Deine Art interessiert sich nicht für Höschen, und die Mädchen wissen bereits alles darüber. Aber Okra Ogerin ist für Jenny Elfe interessant.«
Jenny erschrak. »Ist sie das?«
»Ja. Kennst du denn den Grund für dein Eintreffen in Xanth nicht?«
»Das war ein Zufall. Ich habe versucht Sammy einzufangen, und so sind wir in Xanth geendet.«
»Das war kein Zufall. Du bist auserwählt worden, hierherzukommen. Irgend jemand mußte Jenny in Xanth sein, und das warst du.«
Jenny war ganz aufgeregt. »Das verstehe ich nicht.«
»Es gab zwei
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