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Meeres-Braut

Titel: Meeres-Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
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Sie holten sich frische Kissen und Bettlaken von Kissensträuchern und machten sich daraus ein bequemes Bett. Dann schliefen sie.
     
    Am Morgen stöberten sie wieder nach Eßbarem herum, bis sie ein paar Krebsäpfel gefunden hatten, die sie im heißen Quell so lange abkochten, bis sie aufhörten zu zappeln, dann machten sie sich erneut auf den Weg. Okra hatte frischen Mut geschöpft, weil sie festgestellt hatte, daß sie es vorzog, Gesellschaft zu haben und nicht allein zu sein. Mela war ganz anders als die Oger: Sie war schön und nett, und es machte Spaß, mit ihr zusammenzusein.
    »Darf ich dich etwas fragen, Okra?« fragte Mela.
    »Sicher. Aber vielleicht weiß ich keine Antwort darauf. Oger sind nicht besonders schlau.«
    »Mir scheinst du schlau genug zu sein. Ich möchte wissen, weshalb du nicht wie ein Oger sprichst.«
    »Ich spreche sehr wohl wie ein Oger, nur nicht so laut.«
    »Nein, das tust du nicht. Du reimst gar nicht.«
    »Oger reimen auch nicht!«
    »Tun sie wohl. Sie sagen Sachen wie ›Mich dünkt es stinkt‹. Unbeholfene Reime. Du sprichst gar nicht so.«
    Okra überlegte. »Vielleicht hören wir uns nur für andere so an. Für uns klingt das nicht so.«
    »Vielleicht ist dein Ogerstamm auch anders als die anderen.«
    »Vielleicht. Ich kann ja gern versuchen zu reimen, wenn du möchtest.«
    Mela lachte melodisch. »Mach dir keine Umstände! Du gefällst mir schon so, wie du bist.«
    Okra ruderte, und gemeinsam kamen sie dem gegenüberliegenden Seeufer ein Stück näher. Doch als Okra, die gegen die Fahrtrichtung saß, hinausblickte, sah sie eine Wolke am Horizont, die immer näher kam und gleichzeitig immer größer wurde. »Ich glaube, Fracto ist schon wieder hinter uns her«, sagte sie.
    Mela drehte sich um. »Du hast recht! Das ist die Dämonenwolke. Schaffen wir es noch an Land, bevor er uns eingeholt hat?«
    »Wir können es versuchen.« Mit neuer Beherztheit machte sich Okra ans Werk, und das leichte Boot schoß förmlich dahin. Dennoch holte Fracto auf und hätte sie wahrscheinlich noch abgefangen, wenn die ihm vorauswehenden Winde sie nicht noch ein Stück weiter in die gewünschte Richtung getrieben hätten.
    Allerdings bedeutete das auch, daß sie nicht allzu wählerisch sein konnten, wo sie an Land gingen, und daß sie sich auch nicht allzu ausgiebig würden umsehen können, bevor der Sturm zuschlug. Also rissen sie etwas Bärlapp von einem Baum, hängten es über einen Ast und beschwerten die Enden mit schweren Muscheln. Das gewährte ihnen etwas Schutz vor dem Wind und dem Regen, und gemeinsam kauerten sie sich dort nieder, während draußen der Sturm tobte. Wenigstens hatten sie inzwischen den See überquert.
    Es war zwar immer noch Tag, doch blieb ihnen nicht viel anderes übrig als abzuwarten, bis der Sturm abflaute. Langsam begann Okra diesen Fracto wirklich nicht mehr zu mögen! Zu Hause regnete es zwar auch jeden Tag, aber das war nichts Bösartiges; Fracto dagegen stürmte einfach so herum, nur um Reisenden das Leben schwerzumachen. Also legten sie sich hin und schliefen.
    Für eine Ogerin hatte Okra einen leichten Schlaf; alles Ungewöhnliche ließ sie aufwachen. So erwachte sie auch, als der Bärlapp und die Muschelvorhänge erzitterten und klimperten, als würden sie von einem feuchten Windhauch auseinandergetrieben. Ungewöhnlich daran war jedoch, daß im Augenblick kein Wind mehr blies – der Sturm war abgezogen.
    Ein wehendes Tröpfeln berührte Okras Arm und landete dann mit leisem Klatschen auf dem Boden. Es war ein sehr leises Geräusch, aber es war unvertraut und ließ sie daher vollends erwachen. Als sie zu Hause einmal im Garten geschlafen hatte, hatte eine Schlange innegehalten und daran gedacht, etwas Schlangengemäßes zu tun, und schon das Geräusch dieses Gedankens hatte Okra geweckt.
    Zufällig war sie jetzt froh, aufzuwachen, weil sie davon geträumt hatte, auf einer Nachtmähre zu reiten, was nicht gerade ihre Lieblingsbeschäftigung darstellte. Sie war noch nie auf irgend etwas geritten, zog es vor, an Land ihre eigenen Beine zu benutzen oder auf dem Wasser ihre Ruderarme.
    Okra öffnete die Augen und schaute sich an, was neben ihr zu Boden gefallen war. Es war eine fette Wahnwanze, die sich soeben anschickte, sich an ihrem Blut gütlich zu tun. Schon kam sie auf ihren Stummelbeinen auf Okra zugekrochen, in der Hoffnung, sie an einer unsichtbaren Stelle zu beißen und an ihr Blut zu gelangen, ohne sie dabei zu wecken. Sie war ungefähr so groß wie Okras

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