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Meeres-Braut

Titel: Meeres-Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
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Er war fertig mit ihnen.
    »O nein!« rief Mela, als sie sich wieder aufgerichtet und erneut hingesetzt hatte.
    Okra sah genauer hin. Ein großer Sandhügel bewegte sich auf sie zu und kicherte dabei. »Hab ich euch in meiner Sandfalle!« sagte er. »Hi hi hi!«
    »Das ist ein Sandmann«, erklärte Mela. »Und er hat uns in seiner Sandfalle gefangen. Deshalb hat Fracto uns auch hier zurückgelassen.«
    »Sandfalle?« Okra stand auf – und ließ sich sofort wieder nieder, als der Sand unter ihren Beinen nachgab.
    »Er fängt einen ein, so daß man ihm nicht mehr entkommen kann. Ich habe zwar schon davon gehört, bin aber nie selbst in so eine Falle gelaufen. Der Sandmann wird uns so lange mit Sand zudecken, bis wir erstickt sind, dann lösen wir uns auf, bis nur noch unsere Köpfe übrig sind, die nennt man dann Brückenköpfe.«
    »Hi hi hi!« wiederholte der Sandmann beipflichtend.
    Okra konzentrierte ihr Gehirn und dachte einen Augenblick angestrengt nach. Sie wußte, daß sie sich gegen den Sandmann nicht würde wehren können, weil sie kaum noch Atem fand und furchtbar schwach wurde. Also mußte sie eben statt dessen ihr Gehirn benutzen, was immer davon auch vorhanden sein mochte.
    Da blitzte eine matte Birne auf und erhitzte ihren Kopf. Sie hatte eine schwache Idee! Sie griff in ihren triefenden Rucksack und holte ihr Mittagessen hervor: eine Flasche voll Klemmarmelade. Es war ihr zwar zuwider, das gute Zeug vergeuden zu müssen, aber etwas anderes stand im Augenblick nicht zur Auswahl. Sie sperrte den Deckel auf und verteilte die Marmelade um sich herum über den Sand.
    Der Sand stürzte sich auf das klebrige Zeug und verklemmte sich dabei. Weiterer Sand folgte, verklemmte ebenfalls. Plötzlich war um sie herum nur noch verklemmter Sand zu sehen.
    Okra stand auf und stellte sich darauf. Die Oberfläche war nun fest geworden. Die Klemmarmelade neutralisierte die Lockerheit des Sandes, und der Sand neutralisierte seinerseits die Klebrigkeit der Marmelade. Sie konnte darauf gehen.
    Doch der Wirkungskreis reichte nicht ganz bis zu Mela heran. Deshalb stellte Okra sich an den Rand des verklemmten Sandes und streckte die Hand aus, um die Meerfrau zu sich heranzuziehen. Dann traten die beiden aus der Sandfalle hervor.
    Der Sandmann war darüber so verärgert, daß er sich in eine Schmollgrube zurückzog. Ab mit Schaden!
    Doch nun stellte sich heraus, daß sie auf einer Insel gestrandet waren und nicht etwa am gegenüberliegenden Ufer des Sees. Sie würden die Nacht hier verbringen müssen, denn der Sturm könnte immer noch einmal kehrtmachen und erneut über sie herfallen, wenn sie versuchten zu fliehen. Okra schüttete das verbliebene Wasser aus dem Boot und legte es in die Sonne zum Trocknen.
    Sie entdeckten einen Teich mit Feuerwasser. Mela gelangte zu dem Schluß, daß dies besser sei als Süßwasser, also badeten sie darin und seiften sich mit einem Riegel geschnitzten Seifenstein ein, den sie in der Nähe gefunden hatten. Bald hatten sie sich den letzten Rest des gräßlichen Schaums vom Leib gespült, mit dem Fracto sie überschüttet hatte. Okras Asthma streckte die Waffen, und ihr Atem wurde wieder frei. Mit einem Handtuch von einem nahegelegenen Baumwollbaum rieben sie sich die Haare trocken. Dann sang Mela ein Sirenenlied, während sie ihre langen Strähnen kämmte, was sie auf magische Weise zum Glänzen brachte.
    Fasziniert sah Okra zu. Sie zupfte an einer klebrigen Strähne ihres eigenen Haars. Noch nie war ihr der Gedanke gekommen, daß Haare schön sein könnten, und es war auch nicht Ogerart, danach… aber dennoch…
    Mela lächelte. »Soll ich dir auch dein Haar machen?«
    Okra errötete ganz unogerhaft und willigte ein. Also machte Mela sich mit ihrer magischen Bürste und ihrem Zaubergesang ans Werk, und schon verwandelte sich Okras Haar von feuchten, verfilzten Strähnen in strahlende Zöpfe. Sie musterte ihr Spiegelbild im Teich und war verblüfft.
    Das Tageslicht wurde langsam fliederfarben, purpurn und weich. Es war an der Zeit, etwas zu essen zu suchen, bevor das Licht in Tiefpurpur und Schwarz überging. Sie sammelten Strandnüsse, Sandkuchen, Bananenschiffchen und entdeckten sogar eine Kakaopalme mit mehreren Nüssen voll frischem Kakao. So hatten sie ausreichend zu essen und zu trinken, trotz des Verlusts von Okras Klemmarmelade.
    Schließlich sammelten sie Treibholz ein und bauten sich eine Hütte zum Schlafen. Okras Boot wurde mit dem Kiel nach oben daraufgelegt und gab so das Dach ab.

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