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Meeres-Braut

Titel: Meeres-Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
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Faust und etwa doppelt so häßlich. Ein ganzes Nest solcher Wanzen konnte einem im Schlaf das gesamte Blut aussaugen, so daß das Opfer niemals mehr erwachte. Das bedeutete natürlich, daß es danach für die Wanzen nichts mehr zu fressen gab, so daß die meisten von ihnen abstarben. Das war auch ein Grund dafür, weshalb man sie als Wahnwanzen bezeichnete: Sie waren wahnsinnig.
    Doch wie war die Wanze hierhergekommen? Okras Blick flackerte zur abgeschrägten Seite der improvisierten Matte, doch dort war kein Loch zu erkennen. Also war sie nicht von außen herabgefallen. Da Wahnwanzen nicht fliegen konnten, mußte jemand sie hier hereingeworfen haben.
    Es stimmte nicht, daß Oger bei jeder Bewegung lautstark polterten; wenn es sein mußte, konnten sie sehr schnell und leise vorgehen. Das mußten sie nur selten tun, weil es in der Regel das einfachste war, alles kurz und klein zu schlagen. Doch Okra, die ja die unogerhafteste aller Oger war, hatte mehr über das Leisesein in Erfahrung gebracht, als ihr guttat. Lautlos fuhr ihre Hand an den Rucksack neben ihr, und die Finger schlossen sich um den Griff ihres Jagdmessers. Doch erdolchte sie damit die Wanze nicht gleich, die stellte schließlich nur die kleinere Belästigung dar. Sie wollte vielmehr für die wirklich große Gefahr gerüstet sein, die ganz in der Nähe lauern mußte.
    Dann wandte Okra sehr vorsichtig den Kopf zur Seite. Über Melas ruhender Gestalt stand eine schreckliche Figur. Okra witterte Blut. Erst hatte sie geglaubt, daß es von der Wanze stamme, doch nun wurde sie eines Besseren belehrt.
    Okra erkannte die Gestalt. Es war ein Giek. Das waren kleinere humanoide Ungeheuer, kleiner und schwächer als Oger oder Trolle, was sie aber durch eine bösartigere Persönlichkeit mehr als wettmachten. Kein Giek führte jemals Gutes im Schilde; das stand im Buch der Ungeheuer ganz oben auf der Regelliste.
    Okras Arm bewegte sich. Sie schleuderte das Messer gegen den Giek. Doch mit der heimtückischen Raffinesse seiner Art wich der Giek aus, um der Klinge zu entgehen. Aber er war zu langsam – der Stahl bohrte sich in seinen Rücken. Natürlich starb er daran nicht; Gieks besaßen kein Herz, so daß es nicht sonderlich wirksam war, sie zu durchbohren. Doch immerhin bereitete ihm das ein gewisses Unbehagen, und so fiel das Wesen aus dem Zelt.
    Okra sprang auf die Beine, um es zu verfolgen, denn wenn sie es nicht erledigte, würde es nur zurückkehren, um noch schlimmeres Unheil anzurichten. Sie trat aus dem Zelt und blieb entsetzt stehen. Vor sich erblickte sie eine Unmenge von Gieks, die auf ihrem ochsenblutroten Boot herumkletterten, während Wahnwanzen mit dem Versuch beschäftigt waren, das Ochsenblut herauszusaugen.
    Empört trat Okra auf sie zu. Sie hatte vergessen, sich ihr Messer zurückzuholen, doch ihre Fäuste würden schon genügen. »Ihr albernen Gieks, was habt ihr an meinem Boot zu suchen?« fragte sie herausfordernd.
    Die Gieks musterten sie. »Wir wollen dich natürlich dazu überreden, mit uns zu kommen«, erwiderte einer von ihnen. Gieks waren nicht die schlauesten aller Kreaturen; tatsächlich hieß es Gerüchten zufolge, daß einige von ihnen fast so dumm waren wie die Oger. So kamen sie überhaupt nicht auf den Gedanken, auf eine Frage eine Antwort schuldig zu bleiben. »Und wenn wir dich erst einmal haben, werden wir dich fesseln und verprügeln, aus keinem besonderem Grund, bis deine Willenskraft gebrochen ist und wir uns an deine Unwillenskraft machen können. Wenn du uns schließlich das Vergnügen bereitest zu sterben, werden wir deinen Kadaver an unsere hungrigsten Wahnwanzen verfüttern.« Der Giek hatte ein ölige, stinkende Stimme und roch wie ein Mistkäfer; dabei waren das noch seine gewinnenderen Eigenschaften.
    »Aber ihr Gieks wißt doch überhaupt nicht, wie man ein Boot rudert«, protestierte Okra, die im Augenblick fast ebenso dumm war wie sie. Schließlich erwartete man so etwas ja auch von einer Ogerin.
    »Wir werden dich zwingen, mit uns zu unserem Versteck zu rudern, wo noch viel mehr von uns sind. Die Meerfrau nehmen wir auch mit. Sie sieht lecker genug aus, um uns einige Freude zu bereiten, bevor wir auch ihr das ganze Blut rauben.«
    Okra wußte zwar nicht so genau, was damit gemeint sein mochte, war sich aber sicher, daß es nichts Gutes war. Sie hatte genug gehört; nun war es Zeit zu handeln. Also kam sie herangewatschelt, ballte ihre Fäuste und schleuderte rechts und links die Gieks beiseite. Sie war zwar der

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