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Meeres-Braut

Titel: Meeres-Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
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herausstellte, setzte sie ab. »Wie ist dein Name?« wollte die Meerfrau wissen.
    Name? Sie hatte nie einen Namen gehabt. Keiner der Faune, Nymphen, Sollteseins oder Ungeheuer besaß einen Namen. Nur Zerebral Zentaur und Dragoman Drachen. »Weiß es nicht«, erwiderte sie, das Sprechen fiel ihr schwer.
    »Na, dann wollen wir dich einfach Ida nennen«, sagte die Frau. »Ich bin Mela Meerfrau und das hier ist Okra Ogerin.«
    Eine Ogerin! Ida musterte sie erstaunt. Dann fiel ihr ein, daß sie noch nie einem weiblichen Oger begegnet war. So war es durchaus möglich, daß die sehr viel weniger häßlich waren, genau wie bei den Kobolden.
    Mela fuhr fort ihr Fragen zu stellen, doch Ida wußte darauf keine Antworten. Sie hatte ihr Glück gesucht, und ihr Glück hatte sich im wahrsten Sinne des Wortes herauskristallisiert. So war es anscheinend geschehen, und diese Leute hier hatten sie gerettet. Sie hatte keine Ahnung, wieviel Zeit verstrichen war oder wo der Drache jetzt sein mochte. Doch der Name, den sie ihr verliehen hatte, begann sich festzusetzen, und nun schien es ihr, als sei sie schon immer Ida gewesen und als hätte jeder, der über sie gesprochen oder geschrieben hatte, sie auch bei diesem Namen genannt. Der Zentaur hätte dies wohl als retrospektive Benennung bezeichnet, aber wahrscheinlich handelte es sich um eine schlichte Rückdatierung des Texts.
    Die beiden, die sie befreit hatten, schienen recht nett zu sein. Möglicherweise waren sie in eigener Mission unterwegs. Es wäre wirklich sehr nett, wenn sie gemeinsam den Guten Magier aufsuchen könnten.
    Es stellte sich heraus, daß die Meerfrau und die Ogerin tatsächlich dorthin unterwegs waren. Also beschloß Ida, sich ihnen anzuschließen. Ihr Weg hatte offensichtlich durch den Gartenschuppen geführt und war nun versperrt, seit sie den Kristallblock entfernt hatten, in dem Ida gefangen gewesen war, so daß sie sich jetzt einen neuen suchen mußten. Sie bedauerte es, an der Unterbrechung ihrer Reise schuld zu sein, aber sie hatte ja auch überhaupt nicht gewußt, was los war, bis sie sie aus dem Kristall befreit hatten.
    Mela führte an, und Okra ging am Schluß, Ida sicher in der Mitte. Sie kamen an einen Gesundheitsquell und tranken einen Schluck. Dann nahm Okra ein rotes Boot auf, das sie offensichtlich dort hatte liegenlassen, und trug es mit der ihrer Art eigenen Kraft auf dem Kopf. Schließlich gelangten sie an einen großen See. Das war der Küß-mich-See, wie sich herausstellte. Sie bestiegen das kleine Boot, und Okra ruderte sie mit kräftigen Zügen zu einer Insel hinüber. »Am Ufer ist es nicht besonders sicher«, bemerkte Mela. »Auf der Insel ist es zwar auch nicht sicher, aber da kennen wir wenigstens die Gefahren, weshalb es uns dort auch mehr behagt.«
    Tatsächlich war es sehr behaglich, denn es gab einen wunderbaren Warmwasserteich. Mela erklärte, daß sie mit Süßwasser nicht viel anfangen konnte, aber gelernt hatte, diesen Teich zu schätzen, da es sich um Feuerwasser handelte. Sie hatte einen Satz Feuerwasseropale, die um so heller zu strahlen schienen, je mehr sie sich diesem Teich näherten. Die drei stiegen hinein und verglichen ihre jeweilige Geschichte. Ida erzählte ihre Geschichte bis zu diesem Punkt, Okra tat das gleiche mit ihrer eigenen und berichtete, wie sie gehofft hatte, eine Hauptrolle zu bekommen und vielleicht auch ihr Asthma loszuwerden, während Mela meinte, daß ihre Geschichte zu lang sei, um sie in allen Einzelheiten zu erzählen, daß sie sich aber nun auf der Suche nach einem geeigneten Ehemann befinde. Darin war sie überhaupt nicht wählerisch: Jeder stattliche, fürsorgliche, intelligente, sanfte und mannhafte Prinz würde schon genügen.
    Ida war zwar nicht mit dem Geschmack von Prinzen vertraut, hegte aber den Verdacht, daß jeder von ihnen, der einigermaßen mannhaft war, Melas Bestückungen mögen würde, die gerade ihr Bestes taten, um an die Oberfläche des heißen Wassers emporzuschweben.
    Okra hatte eine Frage. »Wie kommt es, daß du den Drachen überhaupt verstehen konntest?« fragte sie Ida.
    Ida war verblüfft. »Hätte ich das nicht tun sollen?«
    »Na ja, Menschen verstehen doch eigentlich die Sprache anderer Wesen nicht, oder? Ich meine, sie verstehen zwar Wesen menschlicher Herkunft, weshalb du auch mit uns beiden reden kannst, aber Drachen sind etwas anderes. Für uns hört sich ihre Sprache wie bloßes Brüllen und Knurren an.«
    »Oh, das wußte ich überhaupt nicht«, erwiderte Ida

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