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Meeres-Braut

Titel: Meeres-Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
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auszuhändigen.«
    Ida merkte, daß sie einen Fehler begangen hatte. Doch sie hatte auch eine Idee, was sie nun tun mußte. »Es ist wahr, daß ich im Augenblick ungeschützt bin. Aber als du mich um den Zauber gebeten hast, war ich durchaus geschützt. Das bedeutet, daß er mich vor dir beschützt hat. Wenn du mir jetzt schaden solltest, würde das wiederum bedeuten, daß er darin versagt hat, mich zu beschützen. Das aber wäre etwas, was mein Zentaurenlehrer eine Paradoxie nennen würde. Eine Paradoxie ist nie etwas Gutes.«
    Dragoman stieß grübelnd weitere Rauchwolken hervor. »Ich liebe logische Kniffeleien«, gestand er. »Darüber muß ich erst einmal nachdenken.«
    »Gewiß. Und könnte ich wohl mein Armband zurückhaben, während du darüber nachdenkst?«
    »Wie du wünschst.« Von dem intellektuellen Problem abgelenkt, überreichte der Drachen es ihr wieder.
    »Danke.« Fest legte Ida das Armband wieder um ihr Handgelenk.
    Kurz darauf hatte Dragoman einen Schluß gezogen. »Ich denke, du hast recht: Du wärst nicht dazu in der Lage gewesen, mir das Armband zu überreichen, hätte ich vorgehabt dir zu schaden. Da ich jedoch niemandem schaden will, gab es da auch kein Problem und demzufolge keine Paradoxie.«
    »Das ist schön«, stimmte Ida zu.
    Der Drachen streckte sich und packte sie. »Allerdings habe ich dir immer noch nicht erzählt, was ich mit zarten Maiden anzustellen pflege.«
    »Iiiieeehh!« kreischte Ida, da ihr dies im gegenwärtigen Stadium angemessen erschien.
    Dragoman hob sie auf. »Wie gütig von dir, mich danach zu fragen. Ich sammle sie nämlich. Ich passe sehr gut auf sie auf; tatsächlich konserviere ich sie perfekt. Du siehst also, daß ich dir gar nicht schaden will, daher braucht sich dein Armband auch keine Sorgen zu machen.« Er breitete die Flügel aus und hob sich mit ihr in die Lüfte.
    Er brachte sie in eine Kristallhöhle. Die Höhle war wunderschön. Überall standen riesige Kristalle, und in jedem Kristall befand sich eine wunderschöne junge Frau; sie war völlig erstarrt und glich in allen Einzelheiten einer lebensgroßen Puppe.
    »Aber ich will nicht in Stein konserviert werden!« protestierte Ida.
    »Du hast keine andere Wahl«, meinte Dragoman.
    »Habe ich nicht?«
    »Hast du nicht. Du bist dazu bestimmt, in all deiner Lieblichkeit konserviert zu werden, bis dich zufällig jemand rettet. Mit etwas Glück wird das ein Prinz sein, aber es ist ebenso wahrscheinlich, daß es irgend jemand ist, der von keinerlei Bedeutung sein dürfte. Und nun lege doch bitte deine hübscheste Garderobe an.«
    »Was?«
    »Garderobe, das ist Kleidung.«
    »Das wußte ich schon. Das ist ein Begriff, den die Zentauren verwenden. Ich wollte damit einen Ausruf der Empörung tätigen. Weshalb sollte ich dir entgegenkommen?«
    »Weil eine Rettung um einiges unwahrscheinlicher ist, wenn du aussiehst wie ein durchgekauter Drachenköder.«
    Darüber dachte Ida nach und gelangte zu dem Schluß, daß er recht hatte. Also zog sie ihr bestes Kleid an, das Blaue aus Chiffon, und schlüpfte in ihre Vorzeigesandalen, damit ihre zarten, sauberen Füße gut zur Geltung kamen.
    In der Zwischenzeit grübelte der Drachen vor sich hin. »Ich muß unbedingt diese Höhle ausbauen«, meinte er. »Sie ist einfach überfüllt. Fürs erste muß ich dich im Schuppen unterbringen, bis die Renovierungsarbeiten abgeschlossen sind.«
    »Im Schuppen!« rief Ida. »Habe ich denn nichts Besseres verdient?«
    »Natürlich hast du das«, meinte er tröstend. »Und ich verspreche dir auch, dich an einen besseren Ort zu bringen, sobald ich dazu in der Lage bin.«
    Irgendwie befriedigte sie das nicht so sehr, wie es das wahrscheinlich hätte tun sollen. Andererseits blieb ihr auch keine große Wahl, so daß sie sich nicht beschwerte. Sie bürstete ihr Haar aus und war fertig.
    »Ach, du siehst wirklich göttlich aus«, meinte der Drachen, »Würdest du bitte hier auf dieses Podest treten.«
    Ida trat, überließ sich ihrem Schicksal.
    Dragoman beatmete sie mit einer Wolke aus dickem Dunst. Die Wolke verdichtete sich, umhüllte sie – und plötzlich veränderte sich alles. Dragoman war fort, und eine üppige Meerfrau mit Beinen schrie sie gerade an. »Raus hier!«
     
    Was war geschehen? Wo war der Drachen? Verwirrt schüttelte Ida den Kopf.
    Dann kam jemand von der Seite herbeigestürmt, riß sie von den Beinen und schleppte sie aus dem Schuppen, bevor die Tür sich schloß.
    Die dritte Person, die sich als große junge Frau

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