Meeres-Braut
waren die einzigen Flügelzentauren in ganz Xanth, und er war das einzige Fohlen. Jenny hatte eine gute Vorstellung davon, wie sich das anfühlte, wenn man in Xanth einzigartig war: Dann war man ziemlich einsam.
»Ich habe noch nie von geflügelten Faunen in Xanth gehört«, bemerkte Gwenny. »Weshalb sind sie dann im Kürbis?«
»Vielleicht haben die normalen Faune und Nymphen ja Alpträume von ihnen«, schlug Jenny vor.
»Aber normale Faune und Nymphen leben nur für den Tag. An vergangene Tage können sie sich nicht erinnern«, wandte Che ein. »Deshalb dürften sie auch keine Alpträume davon haben.«
»Nun, fragen wir doch ganz einfach«, schlug Jenny vor. Sie trat auf ein Paar zu, das am Rande des Tals zwischen den Blumen lag. Plötzlich blieb sie stehen. »Hoppla.«
»Was ist denn los?« fragte Gwenny.
»Erwachsenenverschwörung. Jetzt erkenne ich es.«
»Du meinst, sie…?«
»Ich glaube ja.«
»So etwas tun Faune und Nymphen nun einmal«, bemerkte Che. »Sobald sie einander eingefangen haben.«
Sie blieben stehen und sahen zu. »Ich will sie nicht unterbrechen«, meinte Jenny. »Glaubt ihr, daß sie bald damit fertig sind?«
»Es sieht so aus, als würde es ihnen Spaß machen«, sagte Gwenny überrascht.
»Ich schätze, es sollte wohl auch Spaß machen, sonst würden die Leute es nicht tun«, stimmte Che ihr zweifelnd zu. »Ich muß gestehen, daß mir eine Kissenschlacht doch etwas lustiger vorkommt.«
Gwenny schüttelte den Kopf. »Es muß etwas Schreckliches sein, erwachsen zu werden und das Interesse an Dingen zu verlieren, die Spaß machen.«
Dem konnten die anderen nur zustimmen.
Dann waren der Faun und die Nymphe mit ihrem Geschäft fertig. Sie hoben den Blick. »Iiiieeehh! Fremde!« kreischte die Nymphe.
»Lauf weg!« rief der Faun.
»Wartet!« rief nun Jenny. »Wir wollten euch doch nur eine Frage stellen.«
Die beiden überlegten, dann beschlossen sie, etwas zu warten. »Aber nur einen Augenblick«, sagte die Nymphe entschieden. »Zwei Augenblicke haben wir nämlich nicht übrig.«
»Weshalb sind die geflügelten Faune und Nymphen hier im Kürbis«, fragte Jenny hastig, um nicht länger als diesen Augenblick zu brauchen, »wo es doch in Xanth keine gibt?«
Der Faun rollte die Augen. »Daran können wir uns nicht erinnern«, sagte er.
Dann waren die beiden auch schon wieder fort. Sie sprang in die Luft, breitete die Flügel aus und flog um einen Baum. Er verfolgte sie. »Iiiieeehh!« schrie sie, als er sie einfing.
»Ich schätze, wer dumme Fragen stellt, bekommt auch dumme Antworten«, bemerkte Jenny. »Wenn sie sich schon nicht an frühere Tage erinnern können, können sie sich natürlich auch nicht daran erinnern, weshalb sie hier sind.«
Sie gingen weiter. Dort hinter dem Baum lagen derselbe Faun und dieselbe Nymphe gemeinsam auf dem Boden.
»Aber das haben sie doch gerade erst getan!« meinte Jenny überrascht.
»Sie müssen es vergessen haben«, bemerkte Gwenny, und ihr Lachen klang mehr als nur eine Spur verlegen.
Da erblickten sie eine weitere Falschlinse, die eine Abzweigung markierte, die sie dann auch nahmen.
Dieser Weg führte an eine kahle Wand, doch dann stellten sie fest, daß die Wand eine Illusion war. Sie traten hindurch und gelangten in ein Gebiet, das ebenso düster war, wie das andere angenehm gewesen war. Es war Nacht, und am Himmel hing verdächtig tief ein riesiger Mond. Vor ihnen standen düstere Grabsteine.
»Hoppla, jetzt sind wir aber in einer der schaurigen Abteilungen«, bemerkte Jenny. »Beeilen wir uns, sie hinter uns zu lassen.«
Sie begannen einen Dauerlauf, um dem Weg zu folgen, der mitten durch den Friedhof führte. Doch der Sand knirschte unter ihren Füßen und gab ein schreckliches Geräusch von sich. Da geriet das Erdreich der Gräber in Wallung.
»Iiiieeehh!« kreischte Gwenny und hörte sich dabei genau wie eine Nymphe an.
Sie blieben stehen, denn vor ihnen ragten plötzlich ein knochiger Arm und eine Hand aus dem Boden. Die Hand bewegte sich umher, als würde sie nach etwas tasten. Sammy fauchte sie an und wich zurück.
Sie wollten wieder zurückgehen, doch daran hinderten sie zwei Dinge. »Erstens«, sagte Che, »ist der Pfad in die Gegenrichtung nicht markiert, so daß wir ihn verlieren würden.«
»Und zweitens«, ergänzte Jenny zitternd, »tauchen hinter uns Knochen auf.«
»Und drittens«, sagte Gwenny, »haben wir…«
»Das kannst du nicht sagen«, ermahnte Che sie. »Es gibt nur zwei.«
»Ach so.« Sie sah sich
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