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Meeres-Braut

Titel: Meeres-Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
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um. »Dann habe ich nur eins zu sagen.«
    »Was denn?«
    »IIIIEEEEEHHH!!« kreischte sie, doppelt so lang und so laut wie zuvor.
    Che nickte. »Ich denke, das faßt es zusammen.«
    Sie drängten sich aneinander, um sich Mut zu machen, während um sie herum alles mögliche aus dem Boden aufstieg. Schon bald waren sie von einem Dutzend gräßlicher Gestalten umringt.
    »Das sind wandelnde Skelette!« rief Che. »Genau wie Mark Knochen und Grazi!«
    »Wer ist das denn?« wollte Jenny wissen.
    »Das sind freundliche Flüchtlinge aus dem Kürbis«, erklärte er. »Mark hatte sich verirrt, und Esk Oger hat ihn rausgebracht. Danach bekam Grazi Schwierigkeiten, weil sie einen Alptraum ruiniert hatte, und wurde hinausgeworfen. Jetzt sind sie ein Paar. Glücklicherweise haben sie sogar den Storch gerufen, oder was immer sie tun mögen. Vielleicht setzten sie ja auch einfach nur ein Babyskelett aus kleinen Knochen zusammen. Jedenfalls erschrecken solche Leute andere, wenn sie in Träumen auftreten, aber das ist nun einmal ihre Aufgabe. Soweit ich weiß, sind sie ganz nett, wenn man sie einmal persönlich kennengelernt hat.«
    »V-vielleicht sollten wir uns ja darum bemühen«, meinte Gwenny. Dann wandte sie sich an das nächststehende Skelett. »H-hallo. Bist du f-freundlich?«
    »Darüber habe ich noch nie nachgedacht«, meinte das Skelett. »Ich habe noch nie versucht, freundlich zu einem Ungeheuer zu sein.«
    »Ungeheuer?« Gwenny blickte sich furchtsam um. »Wo denn?«
    »Er meint dich«, erklärte Che. »Uns. Weil wir anders sind.«
    »Mich?« Gwenny war erstaunt. Jenny konnte es verstehen. Gwenny war zwar nicht eitel, war aber doch ein sehr hübsches Koboldmädchen, was ihr wohl kaum entgangen sein konnte. »Vielleicht liegt das an meiner Brille.«
    »Nein, es liegt an deinem grausigen Fleisch«, erwiderte das Skelett. »Ich sehe zwar, daß du versucht hast, es zu verdecken, aber es ist immer noch genug davon zu erkennen, um dich zu einer wahrhaft grauenerregenden Kreatur zu machen. Stammst du aus einer anderen Abteilung der Traumfirma? Du mußt wirklich sehr gut darin sein, Träumende zu erschrecken!«
    »Nein, ich bin nur zu Besuch hier. Ich suche nach dem Kontaktlinsenbusch. Der ist wahrscheinlich nicht zufällig hier in der Nähe?«
    »Das ist er zufällig doch«, antwortete das Skelett. »Soweit ich weiß, ist es der letzte, der noch wächst. Die Nachtmähren pflegen ihn aufzusuchen, wenn sie Sehstörungen haben. Ich vermute, daß es schlecht für die Augen ist, wenn man sich in dieses gräßliche andere Reich begibt.«
    »So muß es wohl sein«, pflichtete Gwenny ihm mit neugewonnener Zuversicht bei. »Laß mich nur gehen und ein Paar holen, dann verlassen wir auch gleich wieder dieses Gebiet, um euch unseren scheußlichen Anblick zu ersparen.«
    »Das würden wir sehr zu schätzen wissen«, meinte das Skelett, und die anderen nickten dazu. »Wir möchten ja nicht unhöflich sein, aber es fällt schwer, sich in Gegenwart von Mißgeburten wie euch aufzuhalten, ohne sich zu erschrecken.«
    »Dafür habe ich volles Verständnis«, erwiderte Gwenny.
    Sie gingen weiter den Pfad entlang, während die Skelette ihnen vorsichtig den Weg freimachten. Dort, in der Mitte des Friedhofs, stand ein glitzernder Busch – und an diesem Busch glitzerte ein einziges Paar winziger Linsen.
    »Ach, ich kann es kaum glauben!« stieß Gwenny hervor.
    Sie stellten sich um den Busch. »Aber wie soll ich sie anlegen?« fragte Gwenny nach einer Weile.
    »Ich glaube, du mußt einfach geradeaus gucken und sie auf die Augen tun«, antwortete Che. »Vielleicht kann ich dir dabei helfen.«
    »Ich glaube, das muß ich wohl selbst machen«, widersprach Gwenny. »Damit sie auch für mich arbeiten. Wenn du sie berührst, könnte es sein, daß sie beschließen, statt dessen für dich zu funktionieren.«
    »Guter Einwand«, stimmte er ihr zu und trat zurück.
    Gwenny beugte sich vor und berührte ganz vorsichtig eine Linse. Sie fiel ihr in die Hand. Dann entfernte sie die Brille, schob sie in eine Tasche und führte die Linse ans Gesicht – worauf ihr diese ins rechte Auge sprang. »Oh!«
    »Stimmt etwas nicht?« fragte Jenny beunruhigt.
    »Nein, es ist schon in Ordnung! Ich kann mit dem rechten Auge ganz klar sehen, mit dem linken dagegen nur unscharf. Es ist so, als hätte ich nur meine halbe Brille auf.«
    Dann nahm sie auch die andere Linse und gab sie in ihr linkes Auge. Sie blinzelte. »Ach, das ist einfach wunderbar!«
    Jenny versuchte sich

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