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Meeres-Braut

Titel: Meeres-Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
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eine andere Seite der Tafel. Dort summte eine große Biene zwischen den Blumen. Doch sie sammelte keine Pollen, sondern schnitt den Blumen die Köpfe ab. »Was ist denn mit dieser Biene los?« fragte sie bestürzt.
    Che blickte hin. »Ich glaube, diese Art erkenne ich wieder. Das ist Attila der Bienenhunne.«
    »Ach, ich wünschte, wir würden einen sicheren Ort weit weg von hier finden!« meinte Gwenny.
    Sammy stolzierte zur gegenüberliegenden Seite der Tafel. »Was ist denn mit der Pflanze da?« fragte Jenny und zeigte auf ein Gewächs mit sehr großen, durchsichtigen Blättern, genau gegenüber der Katze.
    Ches Miene hellte sich auf. »Ich glaube, das ist Urlaub. Die wird uns wahrscheinlich von hier fortführen. Und schau mal – da ist auch schon ein Linse!« Denn auf einem der Blätter funkelte der Tau so, daß er das Licht brach. Das war ihre Wegmarkierung.
    »Dann laßt uns geführt werden!« entschied Gwenny.
    Sie faßten sich bei den Händen, und Jenny nahm Sammy auf, um ihn auf ihre Schulter zu setzen, dann beugten sie sich vor, um eins der Blätter zu berühren. Sofort fanden sie sich an einem anderen Ort wieder, der allerdings auch nicht gerade vielversprechend wirkte: verwelkte Büsche und traurig aussehende Bäume, um deren Stämme Fallobst lag. Fliegen summten von Busch zu Frucht und wieder zurück. Der Gestank war scheußlich.
    »Äh!« rief Gwenny naserümpfend.
    »Kein Wunder!« sagte Che. »Das sind Faulfliegen! Die lassen das Obst schneller verfaulen.«
    Schnell eilten sie weiter und ließen die welken Pflanzen hinter sich zurück. Doch vor ihnen lauerte noch weiteres Unheil. Sie trafen auf eine Gestalt, die immer menschenunähnlicher aussah, je näher sie kam. Sie besaß zwar zwei Beine und zwei Arme, doch ihr Leib bestand aus grauem Metall, und der Hals war lediglich eine herausragende Röhre, ein bloßes Loch ohne Kopf.
    »Was ist das denn?« fragte Jenny verwundert.
    In diesem Augenblick beugte sich die Kreatur vor und richtete ihren hohlen Hals direkt auf sie. Sie hörten ein unheilvolles Klicken.
    »Nein!« schrie Che, packte sie am Arm und riß sie beiseite. Gleichzeitig gab es einen lauten Knall, und an der Stelle, wo sie soeben noch gestanden hatte, pfiff etwas vorbei. Rauch trat aus dem Hals der Kreatur hervor, und es roch plötzlich nach Bimsstein.
    »Da hinten hat etwas einen Baum getroffen«, sagte Gwenny. Jenny blickte hin und sah ein Loch im Baum.
    »Jetzt erkenne ich es«, sagte Che. »Das ist ein Revolverheld! Ich dachte, die gäbe es nur in Mundania!«
    »Ein Revolverheld?« fragte Jenny, immer noch verwirrt. »Ich sehe nur ein Metallding ohne Kopf.«
    »Ein Revolver ist einer der Alpträume der Mundanier«, erläuterte er. »Er existiert nur, um anderen Wesen weh zu tun. Er läßt Metallstücke hervorfahren, die sich im Fleisch anderer einnisten oder Löcher in sie bohren.«
    Der Revolverheld beugte sich erneut vor. Che sprang darauf zu, griff nach seinem Körper. »Nicht!« kreischt Gwenny.
    Doch es geschah nichts. Der Revolverheld taumelte zurück, ohne zu feuern, dann machte er kehrt und rannte davon.
    »Was ist passiert?« fragte Jenny und eilte vor, um Che abzustützen.
    »Ich habe seine Sicherung aktiviert«, erklärte der Zentaur. »Da konnte er nicht mehr feuern.«
    »Ich frage lieber gar nicht erst, was eine Sicherung ist« bemerkte Gwenny. »Die Mundanier müssen sich wirklich furchtbar vor Revolvern fürchten.«
    »Nein, ich glaube, sie mögen sie«, widersprach Che.
    »Ich will jedenfalls nie nach Mundania!« sagte Jenny heftig.
    »Das will niemand«, stimmte Che ihr zu. »Das ist ein furchtbarer Ort.«
    »Und wo gehen wir jetzt hin?« wollte Gwenny wissen.
    Jenny sah sich um und entdeckte eine weitere funkelnde Linse. »Schaut mal! Dort entlang!«
    Sie eilten auf den Nebenpfad zu und kamen durch die Falschlinse. Der Pfad wand sich in ein Tal hinunter, wo sich weitere Gestalten umherzubewegen schienen. Als sie näher kamen, erkannten sie Faune und Nymphen. Aber es waren keine gewöhnlichen. »Die haben ja Flügel!« rief Che.
    Die Kreaturen liefen nicht nur umher, sie breiteten auch ihre Flügel aus und flogen. Davon abgesehen waren sie ganz normale Vertreter ihrer Art: Alle waren nackt, die Faune jagten die Nymphen, und die Nymphen rannten davon und kreischten.
    »Ich frage mich, ob es unter ihnen auch irgendwelche Zentauren geben mag«, murmelte Che nachdenklich. Jenny begriff, daß er das Fehlen anderer Mitglieder seiner Art dabei im Sinne hatte. Seine Eltern

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