Meeres-Braut
schön ist, bis wir in die Wirklichkeit zurückgerufen werden.«
Also legten sie sich in Jennys Traum zu einem Nickerchen nieder.
Da hatte Che eine Idee. »Jenny, wenn du dazu in der Lage bist, uns alle in deinen Traum zu bringen, einschließlich der Skelette – wie wäre es dann mit dem Schloß des Guten Magiers?«
»Mit seinem Schloß? Aber da sind wir doch in Wirklichkeit schon.«
»Genau das meine ich ja. Kannst du uns aus dem Kürbis hinausträumen, so daß wir aufwachen und nicht mehr hier warten müssen?«
Darüber dachte Jenny nach. »Ich weiß es wirklich nicht. Meine Träume hören immer auf, wenn sie von außen gestört werden. Oder wenn ich aufhöre zu singen.« Das warf eine weitere Frage auf. »Aber im Augenblick singe ich ja gar nicht! Weshalb hat diese Vision dann gar nicht aufgehört?«
»Wahrscheinlich, weil dies hier das Traumreich ist«, vermutete Che. »Wenn wir hier von einer Traumszene in die andere überwechseln, haben wir dazu weder geschlafen noch sind wir wach geworden. Wir haben uns einfach innerhalb des übergeordneten Traums ein Stück weiterbewegt. Also hat dein Gesang diese Bewegung nur erleichtert. Aber woran ich im Augenblick denke, ist, ob du einen Traum herstellen könntest, in dem wir wieder wach im Schloß sind, und den Traum dann Wirklichkeit werden läßt. Denn wenn das funktionieren sollte, wärst du nicht nur in der Lage, Träume zu verändern, sondern auch aus eigener Kraft das Traumreich wieder zu verlassen. Das wäre wirklich bemerkenswert.«
»Ich weiß es nicht«, antwortete Jenny fasziniert. »Ich schätze, ich kann es ja mal versuchen.«
»Wenn es nicht funktioniert, holt man uns in ein paar Stunden sowieso hier raus«, warf Gwenny ein. »Aber ich möchte auch nicht unbedingt länger hier bleiben als wir müssen.«
Also fing Jenny wieder an zu singen. Diesmal stellte sie sich den Raum im Schloß des Guten Magiers vor, wo sie zu dritt auf ihren Kissen lagen und in ihre Kürbisse blickten. Dann ließ sie ihren Blick von dem Guckloch abwenden – und schon war sie da. Schnell bedeckte sie das Guckloch mit ihrer Hand und drehte den Kürbis um, damit sie nicht aus Versehen wieder hineinschauen konnte.
Doch die anderen klebten immer noch an ihren Kürbissen. Sie versuchte sich vorzustellen, wie sie wegschauten, genau wie sie selbst es getan hatte, doch die anderen schauten nicht weg. Da schob sie die Hand zwischen Ches Gesicht und seinen Kürbis, worauf er prompt erwachte.
»Es hat funktioniert!« rief er.
Aber Jenny hatte einen schlimmen Gedanken. »Angenommen, es hat doch nicht funktioniert? Dann wäre dies nur ein Traum, in dem wir erwachen, während wir in Wirklichkeit gar nicht wach sind und nur glauben, wir seien es.«
Er legte seine Hand vor Gwennys Gesicht und weckte sie damit. »Nein, das glaube ich nicht, denn ich war noch nicht in deinen Wirklichkeitstraum eingetreten. Ich war noch nicht abgelenkt worden, befand mich also immer noch im Blumental. Von dort bin ich erwacht und hierhergekommen.«
Gwenny richtete sich auf. »Sind wir draußen?« sagte sie und blinzelte hinter ihrer Brille.
»Ich denke schon«, antwortete Jenny. »Bis auf… o nein, ich habe vergessen, Sammy miteinzubeziehen.«
»Sammy ist hier«, sagte Che und drehte den Kürbis des Katers herum.
»Aber als ich mir dieses Zimmer vorstellte, habe ich mir Sammy nicht auch noch ausgemalt! Deshalb dürfte er gar nicht da sein. Und warum ist er trotzdem hier?«
»Weil das hier wirklich ist«, antwortete Che. »Was du dir von uns anderen vorgestellt hast, war nicht von Belang. Wir mußten erst selbst in deinen Traum eintreten. Du hast dir mich ja auch vorgestellt, trotzdem war ich nicht in deinem Traum.«
»Aber das mußtest du doch sein, denn ich habe dich geweckt!«
»Nein. Du warst darin – und da du von der Wirklichkeit geträumt hast, hast du auch diese Wirklichkeit gesehen. Du hast vielleicht vergessen, dir Sammy hier drin vorzustellen, und er mag auch nicht von allein mitgekommen sein, aber da dies kein Traum ist, sondern die Wirklichkeit, ist auch er hier.«
»Du hast wohl recht«, sagte Jenny, der der Kopf wirbelte, denn wenn es nur ihre Einbildung gewesen wäre, dürfte Sammy nicht hier sein. Das schien die Sache zu beweisen. Aber ganz sicher war sie sich nicht.
Da suchte sich ihre Verunsicherung ein weiteres Thema. »Und die Linsen! Sind die mitgekommen?«
Gwenny legte die Brille ab, die hier in der Wirklichkeit wieder auf ihrer Nase saß. Sie blickte sich um. »Ich kann
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