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Meeres-Braut

Titel: Meeres-Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
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getraut; das gesamte Thema der Mathematik war ihr irgendwie fremd geblieben. Aber sie hätte nicht gedacht, daß das auf diese Weise funktionieren könnte. Und sie konnte deutlich sehen, daß die anderen beiden Jennys und alle drei Sammy Katers ebenso verwirrt waren.
    »Schaut mal«, fügte ein anderer Che hinzu und zeigte auf den Abgrund. »Das ist der Rand der Tafel. Seht mal die Ecken und die anderen Seiten.«
    Die drei Jennys sahen hin, und tatsächlich, es war eine riesige Tafel, wie sie für die große Erwachsene im Schloß des Guten Magiers geeignet gewesen wäre. Nun erkannte sie, daß sich darauf Markierungen befanden: Zahlen an den Rändern und Zahlen in der Mitte. Soviel begriff sie: Die Zahlen in der Mitte waren das Ergebnis der Zahlen an den Rändern. Sie konnte sich nie so genau erinnern, ob sechs mal sieben eine Summe oder ein Ergebnis hatte und ob das sechsunddreißig oder vierzig oder zweiundvierzig oder vielleicht auch fünfundvierzig sein sollte. Wahrscheinlich nichts von alledem. Was sie betraf, wäre die Welt ein angenehmerer Ort, wenn die Zahlen einfach weggingen. Ganz bestimmt aber hegte sie nicht die geringste Lust, sich mitten in einer Einmaleinstafel aufzuhalten. Und darum ging es ja möglicherweise gerade: Das war ihr Alptraum. Schließlich befanden sie sich im Reich der Nachmähren.
    »Wann immer wir eine Zahl nennen, multipliziert sie uns damit«, schloß der dritte Che. »Als ich sagte – na ja, was ich eben sagte –, hat sie uns mit dieser Zahl malgenommen. Als Gwenny sagte, was sie sagte, hat sie sie mit dieser Zahl malgenommen. Ich hatte ›wir‹ gesagt, deshalb hat sie uns alle zusammen multipliziert. Sie sagte ›ich‹, so daß nur sie multipliziert wurde. Jetzt stehen wir vor einem Problem.«
    Die vier Gwennys und drei Jennys nickten, fürchteten etwas zu sagen. Das Problem bestand darin, daß es zu viele von ihnen gab.
    »Ich vermute, daß jeder von uns das Gefühl hat, daß er oder sie die ursprüngliche Person ist«, begann der erste Che vorsichtig.
    »Und keiner von uns will seine Individualität aufgeben«, fuhr der zweite fort. »Das Wort ‘eins’ ist wahrscheinlich unschädlich, weil die Multiplikation damit die betreffende Person nicht vermehrt.«
    »Und doch ist es zweifellos notwendig, erst unseren Urzustand wiederherzustellen, bevor wir uns weiter in dieses Gebiet hineinwagen«, schloß der dritte. Die sieben Mädchen nickten, fürchteten sich immer noch vorm Sprechen, weil keine von ihnen über das Gehirn des Zentauren verfügte.
    »Wenn wir vielleicht einen Akt der Teilung vollzögen…«, begann der erste Che.
    »Aber das ist doch eine Multiplikationstafel!« entgegnete eine der Gwennys.
    Der zweite Che lächelte. »Die beiden Funktionen sind miteinander verwandt. Wir brauchen lediglich mit einem Bruch malzunehmen.«
    »Ob das funktioniert?« fragte eine Jenny. Jenny war sich nicht mehr sicher, welche von ihnen sie selbst war.
    Der dritte Che nickte. »Ich denke, wir gehen am besten so vor, daß wir die Gwennys auf die gleiche Anzahl wie die anderen reduzieren, danach können wir die gesamte Gruppe als Ganzes malnehmen.«
    Alle vier Gwennys blickten nervös drein. »Tut das weh?« fragte eine von ihnen.
    »Ich glaube nicht«, erwiderte die erste.
    »Ich muß dir gegenüber lediglich den Bruch dreiviertel erwähnen«, fuhr der zweite Che fort.
    Eine der Gwennys verschwand. Nun waren es noch drei, die alle sehr beunruhigt aussahen.
    »Hat das weh getan?« wollte Jenny wissen.
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte eine Gwenny. »Ich war ja nicht diejenige, die verschwunden ist.«
    »Ich bezweifle, daß das irgend jemandem weh tut«, bemerkte der dritte Che.
    »Ich schätze, wir müssen es wohl tun«, meinte eine der Jennys resigniert.
    »Ja, das wird wohl so sein«, stimmte eine der Gwennys unglücklich zu.
    »Dann multipliziere ich uns jetzt mit einem Drittel«, sagte der erste Che.
    Plötzlich waren sie wieder zu dritt: ein Che Zentaur, eine Gwendolyn Kobold, eine Jenny Elfe und ein Kater. Sie wechselten einen Drei-Drittel-Blick, soweit Jenny das bestimmen konnte. Sie fühlte sich genauso wie früher.
    Stumm traten sie an den Rand der Tafel und spähten hinunter. Dort waren verschiedene Pflanzen zu sehen. Eine davon lehnte sich in ihre Richtung und offenbarte einen tiefen Kelch. Ein Ast schwang auf Jenny zu.
    Che riß sie fort. »Paß auf«, warnte er. »Ich glaube, das ist Becherwurz. Die bechert dich einfach weg.«
    Jenny zog sich hastig zurück. Sie begab sich an

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