Meeres-Braut
einzuweichen.«
Dana machte eine Geste. Plötzlich bildete die Eisenoberfläche eine Vertiefung, die mit Wasser aufgefüllt war.
Vorsichtig tunkte Mela einen Zeh hinein. »Oh! Das ist ja tatsächlich salzig!« Sie verwandelte ihre Beine in eine Schwanzflosse und stürzte sich hinein. Es war wunderbar.
Bald darauf hatte Okra ihre harte Pritsche und Ida lag auf ihrem weichen Moos. Alle drei seufzten zufrieden.
»Wie können wir dir danken, Dana?« fragte Mela seelig.
»Oh, nicht doch«, wehrte die Dämonin ab. »Ihr dürft mir nicht danken! Das ist doch meine gute Tat für heute. Ich fühle mich schon fast so, als hätte ich meine Seele zurück.«
»Wie schön es doch wäre, wenn beseelte Leute auch gute Taten täten!« meinte Mela. »Wenn wir dir nicht danken dürfen, so dürfen wir wenigstens darauf hoffen, dich bald wiederzusehen, wenn wir nämlich erst das Schloß des Guten Magiers erreicht haben.«
»Oh, da wollt ihr hin? Kennt ihr denn den Weg?«
»Wir haben zwar eine Karte, aber bisher war es nicht allzu leicht den Weg zu finden.«
»Ich komme morgen früh wieder und zeige euch die beste Strecke. Das wird dann meine gute Tat für den nächsten Tag.« Da wurde die Gestalt plötzlich etwas rauchig, bewölkte sich. »Oh, das hatte ich ja ganz vergessen – heute ist ja mein letzter Tag! Um Mitternacht muß ich mit meiner Nachfolgerin tauschen, der Jungfer Taiwan. Hoppla, ich meine natürlich die Matrone Taiwan; eine Jungfer ist sie ja nun wirklich nicht mehr. Da werde ich euch also doch nicht führen können.«
»Na ja, es war immerhin ein netter Gedanke«, meinte Mela. Das Gefühl von Meerwasser an ihrer Schwanzflosse war so herrlich, daß sie im Augenblick nichts aus der Fassung zu bringen vermochte.
»Ich weiß aber eine andere Lösung«, fuhr Dana fort. »Ich werde Metria beauftragen, es zu tun.«
»Aber Metria steckt doch voller Bösartigkeit«, wandte Mela ein.
»Das ist wahr. Aber sie langweilt sich, und wenn ich ihr sage, daß ihr etwas Interessantes tun werdet, wird sie euch helfen.«
»Etwas Interessantes? Beispielsweise, vom Berg zu fallen?«
»Nein, nichts in der Art. Aber wenn ihr im Schloß meines Manns eintrefft, müßt ihr euch etwas anziehen.«
»Etwas anziehen?«
»Alle drei«, sagte Dana entschieden. »Die Matrone Taiwan wird darauf bestehen.«
»Aber ich bin doch eine Meerfrau!« protestierte Mela. »Ich trage niemals Kleidung.«
»Und ich bin eine Ogerin«, fuhr auch Okra fort, »Oger tragen ebenfalls keine Kleidung, nur bei ganz besonderen Anlässen. Pelz genügt vollauf.«
»Dana hat recht«, widersprach Ida. »Soweit ich weiß, tragen alle Menschen Kleidung, deshalb erwarten sie es wahrscheinlich auch von anderen.«
»Die Matrone hält sehr große Stücke auf das Protokoll«, bestätigte Dana. »Ihr seid keine Nymphen, also dürft ihr auch nicht mit nacktem Hintern herumlaufen. Also werde ich euch von Metria in den Hosenstall führen lassen.«
»Den Hosenstall?« fragte Mela.
»Dort werdet ihr anfangen. Nun, jetzt muß ich aber weg. Ich habe nur noch eine halbe Nacht Zeit, um Humfrey glücklich bis zum Delirium zu machen.« Sie verschwand.
Sie bestritten ihre Mahlzeit mit Idas magischem Brot, das sich genügend ausdehnte, um alle drei satt zu machen, wobei noch etwas für eine weitere Mahlzeit übrigblieb. Dann schliefen sie mit Hilfe der Geschenke der Dämonin in aller Bequemlichkeit ein.
Beim ersten Morgengrauen erschien wieder die Dämonin Metria. »Auf, ihr faulen Knochen! Wir haben nicht die ganze Aurora Zeit!«
»Die ganze was?« fragte Mela verschlafen.
»Sonnenaufgang, Tagesanbruch, Hahnenschrei, Dämmerung, Trauer…«
»Trauer?« wiederholte Okra.
»Morgen!« rief Ida.
»Was auch immer«, erwiderte die Dämonin verärgert. »Dana hat mir aufgetragen, euch in den Hosenstall zu bringen, wenn ich etwas Interessantes sehen möchte, also legen wir los.«
Sie stiegen von oder aus ihren Schlaflagern, die daraufhin sofort verschwanden. Mela streckte die Beine, die sich nach einer Nacht in Schwanzform wunderbar erholt anfühlten. Dann nahmen sie noch einen Happen magisches Brot zu sich, um schließlich Metria den steilen Eisenpfad am Westhang hinunter zu folgen.
Nach einer Weile erreichten sie den Hosenstall. Das war ein riesiger Baum in Gestalt eines Stallschuppens. Metria öffnete eine Tür im Stamm, und gemeinsam traten sie in einen großen Saal. An der runden Wand waren seine verborgenen Früchte ausgestellt.
»Höschen!« rief Ida. »Wie
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